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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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absolut perfekt gespielt. Ich bin froh, dass deine Mutter jemanden wie dich hat. Du bist ihr eine echte Stütze. Kannst du noch mehr Lieder auf deiner Flöte spielen?«
    Um Erlaubnis heischend, sah Robie seine Mutter an.
    Merelan nickte. Er leckte sich die Krümel von den Lippen, zückte die Flöte, hob sie an den Mund und trug eine seiner Lieblingsweisen vor. Als er geendet hatte, blickte er wieder zu seiner Mutter hin.
    »Ja, spiel nur weiter«, forderte sie ihn mit einer flinken Handbewegung auf.
    Er schaute Washell an, der eine heitere, unbekümmerte Miene aufsetzte, dann schloss er die Augen und begann mit dem Reigen an Variationen, die er sich selbst ausgedacht hatte.
    52
    Washell senkte den Kopf und beobachtete gespannt den Jungen, der selbstvergessen Flöte spielte, während seine kleinen Finger wie magisch über den Löchern tanzten. Es handelte sich um ein schlichtes, anspruchsloses Instrument, das bei ungeübten Spielern gern unangenehm schrill klang, doch Robie entlockte ihm die süßesten, reinsten Töne.
    Eine Variation folgte der nächsten. Verblüfft legte Washell den Kopf schräg und fasste schließlich Merelan ins Auge, die vollkommen entspannt dasaß, als sei diese virtuose Übung für sie etwas Alltägliches, Normales.
    Plötzlich verstummte der Chor, dessen gedämpfte
    Stimmen bis in diesen Raum gedrungen waren. Sofort beugte sich Merelan vor und tippte Robinton an, um ihn aus seiner Versunkenheit zu holen. Beinahe rebellisch blickte der Junge hoch.
    »Ausgezeichnet, Robie«, erklärte Merelan obenhin.
    »Diese Variationen waren neu, nicht wahr?«
    »Ich habe sie gespielt, wie sie mir gerade in den Sinn kamen«, entgegnete er und sah Washell munter an. »Sie passten so gut zu der Melodie.«
    »Sehr gut sogar«, pflichtete Merelan ihm bei. »Diese Triller sind dir hervorragend gelungen.«
    »Die Flöte ist von ihrer Größe her wie für dich geschaffen«, sagte Washell und streckte die Hand nach dem zierlichen Instrument aus. Zögernd überließ Robie ihm seinen Schatz. Washell versuchte, seine dicken Finger auf die Löcher zu legen, doch das Instrument war für ihn viel zu klein.
    Robie kicherte und schlug sich hastig die Hand vor den Mund. Beschämt schielte er zu seiner Mutter hin, aus Furcht, sie könne ihn für sein Benehmen tadeln.
    »Vielleicht möchtest du dir bei Gelegenheit ein paar andere Instrumente ansehen, die auch zu einem Musiker wie dir passen würden.« Mit einer schwungvollen 53
    Bewegung gab Washell Robie die Flöte zurück. Robinton strahlte zu dem Meistermusiker hinauf und versteckte seine Flöte wieder im Hosenbund, unter dem weiten Hemd, sodass niemand sie sah.
    »Schaffst du es, den Kuchenteller und die Kanne in die Küche hinunterzutragen, Robie?« fragte Merelan, stand auf und öffnete die Tür.
    »Klar schaff ich das«, behauptete Robinton und
    schickte sich an, die Sachen fortzuschleppen. Hinter ihm schloss Merelan die Tür.
    »Ja, meine liebe Merelan, du stehst vor einem echten Problem. Ich möchte dich beglückwünschen und dir gleichzeitig meine Unterstützung anbieten. Wenn wir behutsam vorgehen, wächst uns hier ein bedeutendes Naturtalent heran. Ich bewundere Petiron in vie-lerlei Hinsicht, aber …« Washell seufzte und lächelte wehmütig. »Er kann ein Ziel bis hin zur Besessenheit verfolgen. Natürlich wird er entzückt sein, die musikalische Begabung seines Sohnes zu entdecken, aber offen gestanden, meine Liebe, Robinton täte mir Leid, wenn sein Vater seine Ausbildung übernähme. Mir
    ist klar geworden, dass ich dir helfen soll, dieses Dilemma zu lösen. Ich fühle mich durch dein Vertrauen geehrt, Merelan, ein schöneres Kompliment hättest du mir gar nicht machen können.«
    »Petiron wird ihn gnadenlos antreiben und überfordern …«
    »Deshalb müssen wir jetzt schon vorbeugen, um zu verhindern, dass er durch eine zu rigorose Ausbildung für die Musik verdorben wird.«
    »Ich komme mir vor wie eine Verräterin, weil ich hinter Petirons Rücken handele«, erklärte Merelan.
    »Aber ich kenne ihn, und Robie liebt Musik. Ich will nicht, dass ihm das genommen wird.«
    Washell streckte den Arm aus und tätschelte beschwichtigend ihre nervös zuckenden Finger. »Meine 54
    Liebe, wir können Petirons Ehrgeiz und Beharrlichkeit zu unserem Vorteil nutzen. Vermutlich weiß er noch gar nicht, dass sein Sohn Flöte spielt?«
    Merelan schüttelte den Kopf.
    »Das ist gut so. Zurzeit ist er vollauf damit beschäftigt, Musik zur Sonnenwendfeier zu komponieren, hinzu

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