Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
inspizierten, angefangen von den Musikinstrumenten an den Wänden bis hin zu den Notenreihen auf dem Sandtisch.
    Er mochte zehn oder elf Planetenumdrehungen alt
    sein, war sehr dünn, aber mit einem kräftigen Kno-chenbau ausgestattet. Die Hose, die er trug, war abge-schabt und viel zu kurz an den Knöcheln, aber peinlich sauber.
    »Mein erstes Musikinstrument war auch eine Flöte«, erklärte Robinton freundlich und zeigte auf das Regal, auf dem sie lag.
    Der Knabe blickte überrascht drein.
    »Hast du deine Flöte mitgebracht?« erkundigte sich Robinton.
    498
    »Er hat sie immer bei sich«, antwortete sein Groß-
    vater stolz und nickte Sebell aufmunternd zu.
    Der Junge fasste hinter sich und zog aus dem Hosenbund eine Flöte, die von dem lose fallenden Hemd verdeckt wurde.
    Robinton stand auf und holte seine eigene Flöte aus den Kindertagen. Er schmunzelte, als seine Finger Mühe hatten, die Löcher zu bedecken, denn die Flöte war für die Hände eines Kindes bestimmt. Dann spielte er eine schnelle Tonfolge und sah Sebell auffordernd an. Der Junge grinste verschmitzt und wiederholte die Melodie fehlerfrei.
    »Und wie ist es damit?« Robinton spielte ein kompliziertes Arpeggio.
    Das Lächeln des Knaben zog sich in die Breite, als er die Flöte an die Lippen setzte und die Weise perfekt imitierte.
    »Welche Lehrballade gefällt dir am besten?« fragte Robinton.
    Der Junge begann mit der Ballade über die Pflichten, kein simples Stück, und Robinton begleitete ihn, indem er auf seiner Flöte Variationen der Melodie im-provisierte. Sebells Augen funkelten angesichts der Herausforderung, und das Lied endete mit einem
    wahrhaft furiosen Finale, denn Sebell flocht eigene Modulationen ein.
    Robinton lächelte erfreut. »Könntest du die Ballade jetzt singen, während ich dazu spiele?«
    Der Knabensopran klang glockenrein, und man
    merkte, dass die Stimme bereits geschult worden war.
    Sebell kannte zumindest die Grundzüge der Atemtechnik. Der Text wurde mit exakt dem richtigen Maß an Betonung und Gefühl vorgetragen. Shonagar würde aus dem Häuschen sein über diesen neuen viel versprechenden Schüler.
    »Man merkt, dass er mit dir verwandt ist, Rantou.«
    499
    »Er ist auch mit dir verwandt, Meister Robinton.«
    »Ja, sicher, daran hatte ich noch gar nicht gedacht!«
    Robinton verdrängte den plötzlich aufkeimenden
    Wunsch, Sebell wäre sein Sohn und nicht der arme zurückgebliebene Camo. »Wir beide sind miteinander verwandt«, bekräftigte er und streckte dem Jungen die Hand entgegen. »Die Harfnerhalle nimmt dich mit
    Freuden auf, Sebell. Wir können uns glücklich schätzen, ein neues Talent ausbilden zu dürfen.«
    »Selbstverständlich erwartet er keine Bevorzugung, auch wenn er dein Verwandter ist, Meister Robinton«, warf Rantou ein.
    »Ich täte ihm gewiss keinen Gefallen, wenn ich ihn bevorzugen würde«, entgegnete Robinton.
    In diesem Augenblick brachte Silvina die Erfrischungen. Sebell schielte nach den Keksen und schluckte.
    »Silvina, ich möchte dir Sebell vorstellen, Rantous Enkel. Sie kommen aus der Heimatburg meiner Mutter und sind mit mir verwandt«, sagte Robinton.
    Silvina stellte das Tablett auf den Tisch und streckte die Hand nach Sebell aus. Der sprang von seinem Sitz hoch und machte eine schüchterne Verbeugung, ehe er die Hand ergriff.
    »Ein neuer Lehrling?« fragte Silvina interessiert.
    »Und ein neuer Sopran, den Shonagar ausbilden
    kann. Der Junge spielt auch ausgezeichnet Flöte«, er-zählte Robinton stolz. Vor Freude über diesen talentierten Neuzugang zauste er die weißblonden Haare des Buben. »Als ich Rantou kennen lernte, war ich jünger als Sebell …«
    »Ihr seid Verwandte der Meistersängerin Merelan?«
    vergewisserte sich Silvina, während sie Klah aus-schenkte und die Süßwürze herumreichte.
    »Ja, und wir waren sehr stolz auf sie«, antwortete Rantou mit schlichter Würde.
    »Und das zu Recht«, räumte Silvina ein. Sie be—
    500
    dachte den neuen Lehrling der Harfnerhalle mit einem wohlwollenden Lächeln, und befangen lächelte der Junge zurück, als sie ihm den Teller mit Keksen hinhielt.
    Sebell zog in die Harfnerhalle, ein ruhiger Junge, doch extrem wissbegierig, wenn es um Musik ging. Er schloss sich eng an Robinton an und folgte ihm wie ein Schatten. Nach einer Weile begann er mit Camo zu spielen. Er zeigte ihm, wie man einen Trommelstock hielt und damit die kleine Trommel bearbeitete, die Robinton für seinen Sohn gebaut hatte. Wenn Robinton die beiden Jungen

Weitere Kostenlose Bücher