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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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bereits komponiert hätte. Auf eine für ihn ungewohnt diskrete Weise fragte F'lon, ob eine Heirat geplant sei.
    »Nein.« Robinton zog die Stirn kraus. »Ich habe sie gefragt, ob sie meine Frau werden will, und sie gab mir einen Korb.«
    F'lon blickte ihn nachdenklich an. »Sie hat klug gehandelt. Du wirst ein aufopfernder Vater sein, aber das Zeug zu einem guten Ehemann hast du nicht.
    Denk an all die Mädchen, die über den ganzen Kontinent verteilt sehnsüchtig auf dich warten.«
    Robinton lächelte gequält. F'lon wusste natürlich, dass Robinton bei den Frauen nicht nur seiner musikalischen Qualitäten wegen beliebt war.
    Gegen Ende der Schwangerschaft blieb Robinton
    immer öfter in der Halle. Aufgrund des schneereichen und bitterkalten Winters wurde er ohnehin kaum zu Schlichtungsverfahren gerufen. Er verlegte sich aufs Unterrichten und freute sich über die Fortschritte seiner Schüler.
    Die komplizierten Partituren seines Vaters musste er beiseite legen, da es keine Coloratursoprane gab, die sie hätten interpretieren können. Doch zu den Feiern am Ende des Planetenumlaufs kam Halanna und sang gemeinsam mit ihm eine Ballade. Robinton bot ihr eine Stelle als Gesangslehrerin in der Harfnerhalle an, doch sie lehnte energisch ab.
    »In dieser Kälte könnte ich auf Dauer nicht leben. Trotzdem danke ich dir für das ehrenvolle Angebot.«
    »Die Harfnerhalle gelangt in den Ruf, Frauen
    und Mädchen zu diskriminieren«, hielt er ihr entgegen.
    Halanna lächelte. »Wenn meine Tochter auch nur
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    das geringste musikalische Talent aufweist, schicke ich sie zu euch. Darauf hast du mein Wort.«
    *
    Silvina gebar einen kräftigen Jungen, und Robinton liebte das Kind vom ersten Augenblick an. Ihm fiel auf, dass Silvina ungewöhnlich still war und nieder-geschlagen wirkte, doch das führte er auf die Geburt zurück. Schließlich merkte auch er, dass mit dem Kind etwas nicht stimmte. Es war viel zu ruhig und schien dauernd zu schlafen, bis auf die Zeiten, wenn es gestillt wurde. Nur gelegentlich gab es ein hohes, dünnes Wimmern von sich.
    »Was fehlt unserem Kind, Silvina?« fragte er mit bangem Herzen.
    Sie stieß einen lang gezogenen Seufzer aus. »Bei der Geburt wickelte sich die Nabelschnur um seinen Hals.
    Ginia meint, er hätte nicht genug Luft gekriegt, und das hätte ihm geschadet.«
    Robinton starrte sie entgeistert an. Er konnte es nicht fassen, dass sie ein Kind hatten, das nicht normal war.
    »Und?« fuhr er fort, während er sich auf den nächsten Stuhl setzte. Wieder einmal zerfielen seine kühnen Träume und hoch gesteckten Ziele zu Asche.
    »Er wird in seiner Entwicklung zurückbleiben«, er-klärte sie. »Ich kenne ein paar Kinder mit dem gleichen Handicap. Sie sind geistig beschränkt, aber sehr brav und niedlich.«
    »Brav und niedlich?«
    Robinton vergegenwärtigte sich, was das für seinen Sohn bedeutete. Er barg sein Gesicht in den Händen und versuchte, nicht daran zu denken, wie schön alles hätte sein können. Er hatte sich so auf das Baby gefreut – auf ein intelligentes, wissbegieriges, blühendes 491
    Kind – und was er bekam, war ein niedlicher, braver Tölpel.
    »Ach, Robie, ich kann dir gar nicht sagen, wie Leid es mir tut.« Silvina streichelte sein Haar. »Bitte, hasse mich jetzt nicht. Ich hatte mir nichts sehnlicher ge-wünscht, als dir ein gesundes Kind zu schenken.«
    »Wie könnte ich dich hassen, Vina?« Er warf einen Blick auf das Baby. »Oder ihn? Ich sorge für euch beide …«
    »Das weiß ich, Rob.«
    Es gab nichts mehr, was er in diesem Augenblick
    hätte sagen können. Im Laufe der nächsten Monate hielt er verzweifelt Ausschau nach Anzeichen, die darauf hindeuteten, dass sich das Kind doch normal entwickelte, dass Silvina zu pessimistisch gewesen war.
    Vielleicht setzte sich zu guter Letzt das elterliche Erbe durch, und der Junge mauserte sich zu einem auf-geweckten, wackeren Buben. Er fühlte sich sogar ein wenig bestätigt, als Camo ihn zum ersten Mal an-lächelte.
    »Er erkennt deine Stimme, Rob«, meinte Silvina
    traurig. »Er weiß, dass du ihm jedes Mal etwas Leckeres zum Naschen mitbringst …«
    Sie nahm keine Notiz von der kleinen Trommel, die Robinton eigens für Camo angefertigt hatte. Der Junge betrachtete das Musikinstrument mit denselben leeren Blicken, die er auf alles richtete, was man ihm zeigte.
    »Er hat ein sehr süßes Lächeln«, fand Robinton, und dann musste er rasch das Zimmer verlassen, weil ihn die Tränen übermannten.
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Kapitel 17
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