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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Takt klatschte oder mit den Füßen stampfte.
    Das Orchester spielte mit Schwung und Begeisterung. Viele Melodien waren neu, und Robinton hörte gelegentlich einen falschen Ton heraus. Aber er wusste, wie fleißig alle geprobt hatten, und es würde nicht mehr lange dauern, bis jede Note saß.
    Als Nächstes kam er an die Reihe, nur begleitet von seiner Mutter. Auf ihren Wink hin eilte er an ihre Seite.
    In einer Hand hielt sie die Flöte, die andere ruhte leicht auf seiner Schulter, als sie ein paar einleitende Worte sprach.
    »Dieses Lied ist sehr alt, und obwohl es zum Repertoire eines jeden Harfners gehören müsste, wurde es in letzter Zeit sträflich vernachlässigt. Selbst in der umfangreichen Bibliothek von Burg Benden konnte ich es nicht auftreiben, deshalb möchte ich es bei dieser Gelegenheit allen zu Gehör bringen.« Sie lächelte das Publikum an. »Aufgepasst, Kinder, in der nächsten Woche lernt ihr es auswendig, also hört jetzt gut zu.«
    Alsdann hob sie die Flöte an die Lippen und gab
    Robie das Zeichen zum Einsatz.
    Still und einsam und verlassen,
    Echos hallen durch die Gassen,
    staubig, tot, verwaist und leer,
    denn den Weyr gibt's nicht mehr.
     
    Wo sind die Drachen nur geblieben?
    Wer hat die Reiter denn vertrieben?
    Die Herden streifen ziellos umher,
    es gibt keine Drachenhirten mehr.
     
    Verschwunden die Schutzmacht der Burgen und Felder, wehrlos sind nun die Hallen und Wälder.
    Wo weilt ihr, Drachen? In anderen Welten?
    Die heilige Ordnung kann nicht mehr gelten.
    156
    Als Robintons letzter Ton ausklang und seine Mutter die Flöte senkte, herrschte eine Zeit lang absolute Stille. Das Schweigen wirkte beinahe verlegen, obschon Robinton wusste, dass er hervorragend gesungen hatte. Die Zuhörer starrten ihn und seine Mutter an, als könnten sie ihren Ohren nicht trauen.
    Dann ertönte das scharrende Geräusch eines Stuhls, der nach hinten geschoben wurde, und S'loner erhob sich von seinem Platz. Seine Miene wirkte sehr ernst.
    »Hab Dank, Meistersängerin, für den wundervollen Vortrag dieses klassischen Liedes.« Er verneigte sich voller Respekt vor beiden. »Seit Generationen quälen diese Fragen jeden Weyrführer von Benden.
    Als junger Drachenreiter habe ich dieses Lied gelernt, doch seit Jahrzehnten nie wieder gehört. Auch ich finde, dass es dem allgemeinen Repertoire hinzuge-fügt werden müsste. Vielleicht findet eines Tages jemand die Antworten auf die Fragen, die uns alle so sehr beschäftigen.«
    »Glaubst du denn, S'loner, dass die Fäden zurückkehren werden?« fragte ein Mann am hinteren Ende der Hohen Tafel. Robinton hatte ihn noch nie zuvor gesehen, doch nach seiner Kleidung und der Sitzordnung nach zu urteilen, musste es sich um einen wohlhabenden Grundbesitzer aus Benden handeln.
    Robinton bekam mit, wie Carola S'loner am Ärmel
    zupfte und ihm einen warnenden Blick zuwarf. Falloner hingegen sah seinen Vater gespannt und voller Erwartung an. Ein jeder in der Großen Halle schien den Atem anzuhalten.
    »In weiteren fünfzig Jahren werden wir wissen, was uns die Sternsteine darüber erzählen, mein Freund. Nur an ihnen lässt sich ablesen, ob es wieder Fäden regnen wird oder nicht. Aber die Drachen halten sich bereit, und der Benden Weyr sorgt für ihre Ausbildung und ihre Kampfkraft. Dazu haben wir uns verpflichtet, so-157
    wie der erste Drache aus seinem Ei schlüpfte. Uns obliegt es, die Perneser vor dieser Heimsuchung aus dem Weltraum zu schützen. Und verlasst euch darauf, ich und jeder Weyrführer nach mir wird dieser Verpflichtung nachkommen!« Er verbeugte sich noch einmal vor Merelan, tauschte mit Robinton einen kurzen Blick und setzte sich wieder hin.
    Schnell gab Merelan den Musikanten einen Wink,
    eine fröhliche Weise zu spielen. Dies war gleichzeitig das Signal für das Gesinde, die Tische abzuräumen und in der Mitte der Halle eine freie Fläche zum Tanzen zu schaffen. Die Leute plauderten angeregt miteinander, derweil die aufgebockten Tische auseinander genommen und an die Seite gerückt wurden. Statt dessen stellte man die Stühle in Reihen auf, und in all der umtriebigen Geschäftigkeit wurden die Kinder zu Bett geschickt.
    Robinton begleitete die Tanzweisen auf der Hand—
    trommel, deshalb erhielt er an diesem Abend keine Gelegenheit mehr, mit Falloner zu sprechen. Doch am nächsten Morgen, als Robinton zusammen mit seiner Mutter das Klassenzimmer betrat, sprang Falloner auf ihn zu, packte ihn beim Hemd und zerrte ihn in eine Ecke.
    »Wer hat dir

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