Drachenklänge
Ginia, Lorra, mit ihrem jüngsten Kind auf der Hüfte, Meister Bosler und Meister Ogolly, flankiert von Lexey und Libby. Eine Stufe tiefer hopste Barba unruhig auf und ab.
»Erwähne nicht das jüngste Werk deines Vaters,
Rob. Es sei denn, er selbst fängt davon an«, wisperte seine Mutter ihm hastig zu und half ihm dann, von Spakinths hohem Widerrist herunterzurutschen. Gennell und Betrice eilten herbei, um mit anzupacken.
»Meine Güte, bist du gewachsen!« staunte Betrice und umarmte Rob, ehe Lexey und Libby ihn erreicht hatten. »Und das ist die junge Maizella?« erkundigte sie sich, derweil sich Meister Bosler und Ginia um das Mädchen kümmerten. »Noch so eine wie Halanna?
Nein, sie hat nicht ganz so viel Gepäck mitgebracht.«
»Maizella ist schon in Ordnung, und sie hört auf das, was meine Mutter sagt.« Schmunzelnd öffnete Robinton die dicke Jacke, die er zum Schutz gegen die Kälte im Dazwischen getragen hatte, und zog sich sein Hemd zurecht.
»Hast du uns vermisst?« wollte Lexey wissen, während er aufgeregt von einem Bein auf das andere trat.
189
Seine Miene verriet, dass sein Freund ihm sehr gefehlt hatte.
»Klar hab ich euch vermisst, Lexey.« Rob boxte ihn spielerisch gegen die Schulter. »Und ich hab ein paar tolle neue Spiele gelernt, Libby«, wandte er sich an das Mädchen.
Merelan begann damit, Maizella dem Meisterharfner, seiner Frau und den anderen Erwachsenen vorzustellen und überließ das Mädchen dann Betrice.
»Robinton …« gab seine Mutter ihm das Stichwort, sich bei Spakinth und C'rob zu bedanken.
»Es war mir ein Vergnügen, euch heimzubringen,
Meistersängerin. Besteht die Möglichkeit, dass Sie zur Herbstversammlung zurückkommen um zu singen?
Man hat mir eigens aufgetragen, Sie um diesen Gefallen zu bitten«, fügte C'rob breit grinsend hinzu.
»Wenn es sich einrichten lässt, komme ich gern.« Bei ihren Worten nickte Robinton heftig mit dem Kopf, und Merelan musste über den Eifer ihres Sohnes lachen. »Ich sehe schon, Robie wird mir keine Ruhe geben, bis ich zusage. Können Sie nicht noch auf einen Becher Klah bleiben, C'rob?«
Bedauernd schüttelte C'rob den Kopf. »Heute nicht.
Aber vielen Dank.«
Beide Reiter saßen wieder auf, die Drachen erhoben sich mit gewaltigem Schwingenschlag in die Lüfte und drehten ostwärts, ehe sie verschwanden.
Robinton hörte seine Mutter leise seufzen, ehe sie sich umdrehte und denen, die sie willkommen hießen, zulächelte.
»Kommt mit«, forderte Lorra sie auf und hakte sich bei Merelan ein. »Ich hab was vorbereitet, was euch die Kälte des Dazwischens aus den Knochen treibt …
Und geht mir ja vorsichtig mit den Sachen der Meistersängerin um!« schnauzte sie die Lehrlinge an, die sich mit den Packsäcken beluden.
190
»Wir waren nicht lange genug im Dazwischen um durchzufrieren«, sagte Robinton.
»Du scheinst mir ja ein erfahrener Reisender zu
sein«, zog Lorra ihn gutmütig auf.
»Mutter und ich sind mehrere Male auf Drachen in den Benden Weyr geflogen«, erwiderte er.
»Dürfen wir mit hineinkommen?« bettelte Libby, die mit Lexey und Barba in der Tür lungerte.
»Seit wann kriegt man hier nichts zu essen, wenn man darum bittet?« versetzte Lorra. Mit der kleinen Silvina auf einer Hüfte bugsierte sie die Gesellschaft in ein Speisezimmer, wo ein mit Obstsäften, Pasteten und Keksen gedeckter Tisch stand. »Obwohl das Mittagsmahl doch gerade erst vorbei ist. Habt ihr in Benden zu Mittag gegessen, ehe ihr abflogt?« erkundigte sie sich bei Merelan.
»Ja, wir nahmen einen Imbiss zu uns, obwohl durch die Zeitverschiebung …«
»Na, wenigstens füttern sie in Benden ihre Gäste«, kommentierte Lorra wohlwollend.
Merelan drehte sich hastig um, als in der Halle das Poltern von Stiefeln ertönte, doch es waren die Meister Gennell, Bosler und Ogolly, die eintraten.
»Ich hatte gehofft, Petiron käme rechtzeitig von Ruatha zurück«, wandte sich Meister Gennell verlegen an Merelan.
»Ach?«
»Er war sich ganz sicher, dass er zu eurer Begrü-
ßung hier wäre«, fuhr Gennell fort, »deshalb schickten wir keine Trommelbotschaft nach Benden, um euren Abflug zu verschieben.« Der Meisterharfner fixierte die offen stehende Tür, wie wenn er jeden Augenblick mit Petirons Ankunft rechnete. »Bis Ruatha ist es nicht weit, und ich selbst habe mich darum gekümmert,
dass alle Harfner mit guten Reittieren ausgestattet waren. Sie nahmen an der Sommerversammlung teil, 191
außerdem baten die Leute von Ruatha um einen
Weitere Kostenlose Bücher