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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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ganz besonderen Gefallen.«
    »Sie wollten, dass Halanna eine Weile bei ihnen
    bleibt?« riet Merelan.
    »Ja, und Londik auch«, fügte Gennell stirnrunzelnd hinzu. »Obwohl er demnächst in den Stimmbruch
    kommt.«
    »Dass Londik nicht mehr bei uns ist, spielt keine Rolle«, meinte Merelan beinahe lässig und sah dabei ihren Sohn an. »Robie kann die Sopransoli übernehmen. In Burg Benden und im Benden-Weyr hat er
    mit seinen Vorträgen geglänzt, und nicht nur als seine Mutter, sondern auch als seine Gesangslehrerin bin ich stolz auf ihn.«
    »Das kann ich mir denken. Hat es dir im Weyr gefallen, Rob?« fragte Meister Gennell mit freundlichem Lächeln.
    »Es war herrlich«, antwortete Robinton. Am liebsten hätte er sich in eine eingehende Beschreibung des gesamten Weyrs gestürzt. Er wusste nicht mehr, ob Meister Gennell jemals den Benden Weyr besucht hatte.
    »Ja, es ist wirklich ein beeindruckender Ort.« Gennell tätschelte Robintons Schulter und richtete das Wort an Merelan. »Erzähl mir mehr über unseren
    neuen Sopran, Lord Maidirs Tochter.«
    »Sie ist ein wohl erzogenes junges Mädchen«, erwiderte Merelan und schmunzelte, als sie Meister Gennells offenkundige Erleichterung bemerkte. »Es würde mir im Traum nicht einfallen, der Harfnerhalle ein zweites …« Sie räusperte sich und schlug Robinton vor, sich zu seinen Freunden zu setzen.
    Robinton nahm sein Glas mit Fruchtsaft und trollte sich. Innerlich grinste er, denn er wusste genau, was seine Mutter im Begriff stand zu sagen.
*
192
    Sein Vater kam erst zurück, als der lange Sommertag sich dem Ende zuneigte. Zwei der Gesellen, die ihn begleiteten, führten ihre Reittiere am Zügel. Ein Renner lahmte stark.
    »Ein Tier lahmt, Mutter«, rief Robinton von seinem Ausguck am vorderen Fenster. »Aber nicht das von Vater«, setzte er hinzu, als sie herbeieilte, um ihm über die Schulter zu spähen. »Siehst du? Da ist er!« Er deutete auf die unverwechselbare, hoch gewachsene, hagere Gestalt seines Vaters, der gerade von seinem braunen Wallach absaß.
    Die Reaktion seiner Mutter verstand er nicht. Zuerst hatte sie sich gegrämt, weil sein Vater nicht in der Harfnerhalle war, und jetzt schien seine Ankunft sie gleichgültig zu lassen.
    »Vater würde niemals allein vorreiten, wenn jemand aus der Gruppe irgendwelche Probleme hat«, sagte er.
    »Manchmal, Robie«, entgegnete sie, »bist du viel zu nachsichtig.«
    Doch seine milde Stimmung verflog, als sein Vater eine halbe Ewigkeit brauchte, zu ihrer Begrüßung nach oben zu kommen.
    »Hat es unterwegs Schwierigkeiten gegeben, Petiron?« fragte seine Mutter. Sie wandte sich von dem Fenster ab, durch das sie einen flammenden Sonnenuntergang beobachtet hatte.
    »Zwei Renner lahmten, weil sie es besonders eilig hatten, nach Hause zu gelangen«, erklärte er, die Satteltaschen und den Instrumentenkasten auf die Bank legend. »Ihr seid bequemer gereist.« Er trat an sie heran und drückte flüchtig einen Kuss auf ihre Wange.
    »Londik ist im Stimmbruch.«
    »Ich kann an seiner Stelle singen«, schlug Robinton zaghaft vor.
    Sein Vater hob die Brauen, als hätte er erst jetzt seinen Sohn bemerkt. »Wir werden sehen. Um diese Zeit 193
    müsstest du längst im Bett liegen, Robinton. Und deine Mutter und ich haben viel zu besprechen. Gute Nacht.«
    »Ist das alles, was du deinem Sohn zur Begrüßung zu sagen hast?« fragte Merelan in einem so schneiden-den Ton, dass Robie erschrak.
    »Schon gut, Mutter. Gute Nacht, Vater«, sagte er schnell und rannte enttäuscht und bestürzt aus dem Zimmer.
    »Petiron, wie kannst du nur …«
    Robie schloss die Tür, um die Antwort seines Vaters nicht zu hören. Er war froh, dass durch die dicken Wände kaum ein Laut drang. Verzweifelt warf er sich auf sein Bett und wünschte sich, er wäre wieder in Burg Benden. Selbst Lord Maidir behandelte ihn liebevoller als sein eigener Vater.
    Wieso konnte er seinem Vater nichts recht machen?
    Was hatte er ständig an ihm, seinem einzigen Sohn, auszusetzen? Vielleicht hätte er nicht sagen sollen, er könne Londiks Platz ausfüllen, doch es entsprach nur der Wahrheit. Er wusste, dass er genauso gut war wie Londik, wenn nicht gar besser. Wenn es um das Spielen von Instrumenten ging, übertraf er Londik bei weitem. Seine Mutter hatte es ihm mehrmals versichert, und sie lobte niemanden aus purer Gefälligkeit oder um jemandem zu schmeicheln – nicht, wenn es um
    Musik ging.
    Leise weinte er in sein Kissen. Und als er später laute, erregte Worte

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