Drachenklänge
Gegenüberstellung bist du ohnehin noch zu jung.«
»Eine Planetenumdrehung weiter, und ich bin alt
genug«, versetzte Falloner keck wie immer. »Aber ich bin froh, dass wir beide uns kennen gelernt haben, und deine Mutter habe ich sehr gern. Ihr habe ich es zu verdanken, dass man mich nicht mehr so leicht übersieht.«
»Was meinst du damit?« Robinton fand, Falloner
sollte sich lieber etwas unauffälliger verhalten, anstatt sich so aufzuführen, dass er den Zorn der Weyrherrin auf sich zog und aus dem Weyr verbannt wurde,
bis Carola sich wieder beruhigt hatte. Allerdings sollte Robinton nie erfahren, worin Falloners Vergehen eigentlich bestand.
»Zum Beispiel kann ich C'gan helfen, Musikstücke zu kopieren. Im Notenlesen und -schreiben bin ich fast so gut wie du.«
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»Du lernst halt sehr schnell«, räumte Robinton groß-
mütig ein.
»Wenn ich beim nächsten Fädenfall Weyrführer sein will, darf ich keine Zeit verschwenden«, erwiderte Falloner ernst. »Komm, Rob, ich helfe dir beim Packen.
Du nimmst mehr Zeug mit, als du bei deiner Ankunft in Benden dabei hattest.«
»Hier waren alle sehr freundlich zu mir«, sagte Robinton.
»Warum auch nicht? In Benden kommst du niemandem ins Gehege.«
*
Robintons Kehle war wie zugeschnürt, als sie sich am nächsten Tag von den Burgbewohnern verabschiedeten. Besonders Falloner und Hayon waren ihm ans
Herz gewachsen.
»Keine Bange, Rob«, flüsterte Falloner ihm ins Ohr, als sie neben Spakinths gewaltiger Flanke standen und zusahen, wie die Packsäcke auf den Rücken des Bronzedrachen gehievt wurden. »Sobald ich selbst ein Drachenreiter bin, komme ich dich besuchen. Das verspreche ich dir.«
»Ich werde auf dich warten«, erwiderte Robinton, gegen die Tränen ankämpfend.
»Aufgesessen!« rief C'rob und hob Robinton mit
Schwung in die Höhe.
Robinton kannte den Trick, wie man sich an einem Nackenwulst festhielt und sich dann auf seinen Platz setzte. Nach ihm schwang sich seine Mutter elegant auf den Drachen und winkte den Leuten zu, die gekommen waren, um sich von ihr und Rob zu verabschieden. Als Robinton sie schluchzen hörte, wusste er, dass er nicht der Einzige war, der es bedauerte, Benden verlassen zu müssen. Wie gern wäre er noch geblieben.
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Maizella auf Cortath zu verfrachten, dauerte ein bisschen länger, da sie mit sehr viel Gepäck reiste. Tränen strömten ihr übers Gesicht – Freudentränen, nahm Robinton an.
Sie würde sich noch wundern, welches Leben sie in der Harfnerhalle erwartete, dachte er nicht ohne Schadenfreude. Auf die Privilegien, die sie bis jetzt in Burg Benden genossen hatte, würde sie verzichten müssen.
Diese Vorstellung hielt ihn davon ab, vor Trennungs-schmerz laut loszuheulen.
Dann ging es los. Wieder hatte Robinton das Gefühl, ihm würde der Kopf abgerissen, als Spakinth mit voller Kraft vom Boden absprang. Doch mittlerweile fürchtete er sich nicht mehr vor dem Dazwischen , lediglich die Kälte setzte ihm zu. Er war stolz auf sich, weil er seine Ängste überwunden hatte.
Spakinth zog alle Register seines Könnens. Direkt über dem Hof der Harfnerhalle tauchte er wieder auf, so tief, dass seine Schwingen beim Sinkflug um ein Haar die Dächer gestreift hätten. Dann überraschte er alle mit einer unglaublich sanften Landung.
»Gut gemacht, Spakinth!« lobte Merelan den Drachen und klatschte begeistert in die Hände.
»Später bringe ich ihn um«, knurrte C'rob verärgert.
»Wie kann er ohne meine Erlaubnis eine solche Schau abziehen?«
»Bitte nicht, C'rob«, flehte Merelan mit vergnügt funkelnden Augen. »Das war doch ein einmaliger Auftritt!
Da sind ja auch Cortath mit M'ridin und Maizella. Allerdings landen sie nicht so spektakulär wie wir.«
Lächelnd winkte sie den Leuten zu, die sich auf der Treppe versammelt hatten. Dann setzte der im zweiten Obergeschoss stehende Chor zu einem Ständchen an.
Endlich seid ihr wieder da!
Glücklich singen wir Hurra!
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Willkommen daheim
am trauten Ort,
wir bitten euch herzlich:
Geht nie wieder fort!
Es folgte ein schmetternder Trompetentusch, begleitet von einem furiosen Trommelwirbel. Merelan war entzückt und gerührt über diesen liebevollen Empfang. Nur Robinton merkte, wie sie verstohlen nach seinem Vater Ausschau hielt.
Petiron stand nicht mit den anderen auf den Stufen zur Harfnerhalle, aber vielleicht dirigierte er droben den Chor. Meister Gennell war anwesend und fuchtelte hektisch mit den Armen herum. Neben ihm entdeckte Robinton Betrice,
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