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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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mitbekommen, wie seine Mutter Maizella in exakt diesen stimmlichen Übungen unterrichtete.
    »Mir scheint, wir haben einen überaus würdigen
    Nachfolger für Londik gefunden«, erklärte Meister Gennell, der sich von seinem Platz erhob, um sich in dem begeisterten Applaus Gehör zu verschaffen. »Das hast du sehr gut gemacht, Robie. Du warst auch überrascht, nicht wahr, Petiron? In Benden hast du den Jungen offenbar hart rangenommen, Merelan, doch
    die Mühe hat sich gelohnt.«
    Petiron starrte seinen Sohn an, den Mund leicht
    geöffnet, die rechte Hand auf die Saiten der Gitarre gelegt.
    »Vermutlich ist dir entfallen, dass Robinton in Benden zehn Planetenumläufe alt wurde, Petiron«, warf Merelan mit scharfer Stimme ein.
    »Ich hatte es in der Tat vergessen«, gab Petiron zu.
    Langsam stand er auf und legte die Gitarre vorsich-197
    tig in ihren Kasten zurück. »Aber du musst dir ein neues Stück gründlicher ansehen, Robinton. Im vierten Takt …«
    Meister Gennell, der mitbekam, wie Merelan innerlich vor Zorn kochte, rüstete sich zum Einschreiten.
    »Petiron, ich höre wohl nicht recht. Dein Sohn hat keinen falschen Ton gesungen, die schwierigsten stimmlichen Klippen gemeistert, und das bei einem Stück, das er heute zum ersten Mal gesehen hat. Anstatt ihn zu loben, hackst du in wirklich kleinlicher Weise auf einer Bagatelle herum. Das nenne ich eine alberne Haarspal-terei.«
    »Wenn er Londiks Platz einnehmen soll, darf er sich keine einzige Unregelmäßigkeit erlauben«, hielt Petiron ihm entgegen. »Und er wird präzise singen, da-für sorge ich. Ab heute übernehme ich nämlich seine musikalische Erziehung. Es gibt eine Menge nachzuholen …«
    »Da irrst du dich, mein teurer Petiron«, widersprach Meister Gennell mit trügerischer Gelassenheit. Sein rundes Gesicht drückte nicht die geringste Gemütsre-gung aus. »Du …« – Mit dem Finger stach er auf den Meisterkomponisten ein – »unterrichtest die Gesellen.
    Mit Robintons Ausbildung hast du nicht das Geringste zu schaffen. Schließlich müssen wir uns streng nach dem Protokoll richten, das wirst du sicher verstehen.«
    Jetzt strahlte er den verdutzten Komponisten gütig an.
    Robinton hörte ein unterdrückte Geräusch und warf einen Blick auf seine Mutter, die ihn mit einem höchst sonderbaren Lächeln bedachte.
    »Robinton ist für den Lehrlingsstatus noch zu jung, obwohl er als führender Solist eindeutig der Rechts-ordnung der Harfnerhalle untersteht. Aber«, fuhr Gennell zufrieden fort, »ich finde, er sollte weiterhin von seiner Mutter ausgebildet werden, da er seine jet-zige Qualität ihrem exzellenten Training verdankt.«
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    Er verbeugte sich leicht vor Merelan. »Natürlich wird er auch weiterhin bei Kubisa zur Schule gehen, denn nur weil er eine bemerkenswerte Sopranstimme besitzt, darf er seine Allgemeinbildung nicht vernachlässigen. Robinton, ich bin sehr stolz auf dich.« Gennell schloss Robie in sein strahlendes Lächeln ein und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Einige der hier anwesenden Meister werden sich gewiss eine
    Freude daraus machen, dem Jungen Privatunterricht in den verschiedenen musikalischen Disziplinen zu erteilen, bis er das Lehrlingsalter erreicht hat.« Gennell unterbrach sich und stieß einen verhaltenen Seufzer aus. »Mal sehen, über welche Talente Robinton noch verfügt, wenn er in den Stimmbruch kommt.«
    Gennell zwinkerte Robie verstohlen zu, und Robinton blinzelte genauso diskret zurück.
    »Danke, Meister Gennell«, sagte Robinton in die
    nachfolgende angespannte Stille hinein. »Ich werde mich bemühen, niemanden zu enttäuschen.«
    Die Zuhörer räusperten sich, scharrten mit den Fü-
    ßen und standen auf. Merelan ging zu ihrem Sohn und legte ihm beide Hände auf die Schultern.
    »Ach, Petiron, aus Igen kam eine Trommelbotschaft für dich an. Man fragt, ob du bereit wärst, mit dem Programm vom letzten Jahr noch einmal aufzutreten.«
    Meister Gennell hakte sich bei Petiron ein und führte ihn aus dem Probenraum. »Für Robinton wäre dies
    doch eine gute Gelegenheit, sein Debüt zu geben. Kein Wunder, dass er so begabt ist, bei diesen Eltern kann man eigentlich nichts anderes erwarten. Du musst sehr stolz auf ihn sein …« Die Stimme verklang, als er Petiron den langen Flur entlang bugsierte.
    »Meister Gennell mag mitunter etwas schlafmützig wirken«, bemerkte Meister Ogolly trocken, »aber im Grunde entgeht ihm nichts. Schließt du dich meiner Meinung an, Merelan? Durch das

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