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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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verlassen, und in den Schlafsälen hielt er Ordnung. Als Sprecher für die Lehrlinge zu fungieren war kein offizieller Rang, doch Meister Gennell ermutigte ihn, die Führung zu übernehmen. Shonagar ließ es nicht zu, dass Jungen schikaniert wurden, oder dass es in den Ge-meinschaftsunterkünften drunter und drüber ging.
    Robinton hatte nicht erzählt, dass er aus der Harfnerhalle stammte, als die anderen Jungen über ihr Zuhause plauderten, aber lange würde seine Herkunft nicht geheim bleiben. Er hoffte, er würde hier Freunde finden, auch wenn seine Eltern Meister waren. Ihm war nicht entgangen, wie gemein sich Lehrlinge manchmal aufführen konnten. Aber seine Bescheidenheit und sein angenehmes Wesen halfen ihm, mit den anderen Jungen gut auszukommen.
    In der ersten Siebenspanne litt Grodon schrecklich an Heimweh, und Rob erbettelte von Lorra Süßigkeiten, um seinen Kummer zu lindern. Falawny, ein Bengel mit sonnengebleichtem Haar und tief gebräunter Haut, kam von Igen. Shelline, ebenso braun, war in Nerat zu Hause, und Shear, der aus Tillek stammte, freute sich, nicht den Fischerberuf ergreifen zu müssen wie der Rest seiner Verwandtschaft. Jerint aus Keroon 205
    verbrachte viel Zeit damit, leise auf seiner Flöte zu spielen. Er besaß ein hohes musikalisches Können, wie Robinton schnell bemerkte.
    Robinton erregte Aufmerksamkeit, als zehn Tage spä-
    ter Shonagar ihr Quartier betrat, nachdem das Licht bereits gelöscht war.
    »Nun, wie ist es, Jungs, wer verbringt als Erster eine Nacht im Weyr?« fragte Shonagar und blickte die in ihren Betten liegenden Buben der Reihe nach an.
    Alle außer Robinton verkrochen sich tiefer unter ihre Pelzdecken und versuchten, sich unsichtbar zu machen.
    »Ich hätt's gern hinter mir«, verkündete Robinton und schlug seine Decke zurück.
    »Gut für dich, Robie«, erwiderte Shonagar und nickte ihm aufmunternd zu.
    Robinton zog sich seine wärmsten Kleidungsstücke an, schnappte sich eine dicke Jacke und rüstete sich zum Gehen.
    Draußen im Korridor warteten Shonagar und seine
    zwei Sekundanten. Sie führten Rob die Hintertreppe hinunter und durch die der Burg gegenüber liegende Tür. Im Hof stand ein vierter Lehrling und hielt fünf Renner für sie bereit. Robinton hatte sich immer gefragt, wie man diese unerlaubte Exkursion von der Harfnerhalle zum Weyr in einer Nacht bewältigte. Er war froh, dass er den langen Weg nicht zu Fuß laufen musste. Das hätte ihn mehr geängstigt als eine Nacht allein im Weyr. Im Dunkeln krochen immer wieder
    Tunnelschlangen über die Gebirgspfade, und noch
    mehr Kreaturen trieben sich herum, an die er lieber nicht denken wollte.
    Schweigend ritten sie im Schritttempo durch den
    gewaltigen Burghof, dann bergauf, vorbei an Viehkop-peln und Ställen. Schließlich gelangten sie an den Tunnel, der eine Abkürzung durch das Felsmassiv dar-206
    stellte, eines der Wunderwerke von Pern, die ihre Ahnen vollbrachten. Der Tunnel mündete in einem Tal, das sie im Galopp durchquerten. Jetzt, da niemand das Hufgetrappel mehr hören konnte, schlugen die Renner eine forsche Gangart ein. Serpentinen schraubten sich hinauf zum Fort Weyr.
    Droben gab es einen zweiten Tunnel, den ihre
    Vorfahren mit ihren erstaunlichen Gerätschaften in das Gestein gebohrt hatten. Diese letzte Wegstrecke machte Robinton am meisten zu schaffen, obwohl
    Shonagar einen mitgebrachten Leuchtkorb öffnete.
    Dann erreichten sie den Grund des Weyrkessels. Im matten Schein des Halbmonds konnte Robinton gerade noch die Eingänge zu den Unteren Kavernen
    und einige der individuellen Weyr im Kraterrand
    ausmachen.
    »Wenn du möchtest, darfst du in der Höhle ein
    Feuer anzünden«, schlug Shonagar vor und bedeutete Robinton, er möge absitzen.
    Einer der Begleiter lachte. »Falls du etwas Brennbares findest«, spottete er.
    »Lass gut sein«, wies Shonagar ihn streng zurecht.
    »Eine Stunde vor der Morgendämmerung kommen
    wir dich abholen. Halt die Ohren steif, Robinton.«
    Die Anderen ritten davon und nahmen Robs Renner mit. Robinton stolperte in Richtung des schwarzen Schlundes, der die ehemaligen Wohnquartiere der Weyrleute markierte. Es hatte Zeiten gegeben, als es hier von Menschen wimmelte.
    Seine Schritte hallten laut in der absoluten Stille, und er verkroch sich tiefer in seine Jacke. So kalt wie im Dazwischen war es allerdings nicht. Robinton wünschte sich, er hätte eher von diesem nächtlichen Abenteuer erfahren, dann hätte er sich etwas Proviant mitgebracht. Essen übte

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