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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Dieser Mann ist zu sehr vom alten Schlag, ein edelmütiger Träumer, den die Schwierigkeiten beim, Aufbau einer besseren Zukunft zwar entsetzen, der sie aber in objektiven Gegebenheiten sieht statt im Menschen. Flakke glaubt, im Grunde ihrer Seele seien alle Menschen wie er, nur daß bei dem einen der Grund eben tiefer unter der Oberfläche liege als beim anderen. Er mag ja recht haben: Womöglich ist der Mensch wirklich gut, im großen und ganzen, aber er sollte wenigstens akzeptieren, daß es da ein deutliches graduelles Gefälle gibt und daß sich gerade im Menschen Zukünftiges und Vergangenes zu mitunter geradezu skurriler Einheit verbinden.
    Das alles könnte man, gewissermaßen mit dem Skalpell, auf einen Schlag ändern. Doch die Moralische Optimierung ist schon von Gefahren bedroht, bevor sie in Angriff genommen werden kann.
    Quadrangel weiß sicher mehr darüber; er sitzt direkt an der Quelle. Aber Quadrangel läßt sich nicht in die Karten schauen, der krankhafte Ehrgeiz dieses Mannes – erst erschien er Goff als willkommener Ansatzpunkt für eine Anwerbung – ist wie ein Schneckenhaus.
    Goff schluckt krampfhaft und hält sich vorsorglich die Hand vor den Mund. Ihm ist, als blähe sich sein Magen auf wie ein balzender Ochsenfrosch. Trotz seines Martyriums wirft er einen schnellen Blick zur Seite. Dort sitzt ein bezauberndes Wesen – Phänotyp drawidisch Delta oder Epsilon –, das auf seine zudringlichen Blicke bisher nur ablehnend reagierte.
    Aber beim Großen Sirius! Sie lächelt! Nicht etwa schadenfroh oder spöttisch, nein – sie blickt ihn mit ungeheucheltem Mitleid in den nußfarbenen Augen an und reicht ihm sogar ein aromatisch duftendes Tüchlein.
    Goff greift ohne Zögern zu und nickt dankbar. Ihm stehen bereits die Tränen in den Augen. Dann preßt er sich das Tuch unter die Nase, und er hört nur noch wie aus weiter Ferne ihren spitzen Schrei. “Nicht doch, nein! Auf die Schläfen tupfen, guter Mann, auf die Schläfen!” ruft sie.
    Dann zerreißt ihm eine Explosion scheinbar den Schädel.
    Toka-Toka ist kein Schnupftabak. Das wußte Goff schon vorher. Aber er wußte nicht, was Toka-Toka bewirkt, wenn man es inhaliert, ebensowenig wußte er, daß ein Zipfelchen des Tuches mit der Droge getränkt war.
    Immerhin verkürzte die neugewonnene Erkenntnis sein kosmisches Martyrium. Jetzt geht es ihm gut, sehr gut, könnte er fast behaupten. Daß ihm der Verlauf einiger Minuten seines Lebens auf ewig ein dunkles Geheimnis bleiben wird, trübt das Gefühl von Unbesiegbarkeit und unerschöpflicher Energie in keiner Weise. Toka-Toka ist schon ein Teufelszeug…
    Goff spaziert frohgemut den Tunnel zur Zollkaverne hinab. Angeblich haben einige Ohrfeigen seinem Geist geholfen, den Weg zurück in die leibliche Hülle zu finden. Die Hitze in den Wangen könnte deren Folge sein, kann aber auch an der Droge liegen. Unwichtig. Wichtiger, bedeutend Wichtiger ist: Wo ist der Phänotyp weiblich drawidisch Delta oder Epsilon? Goff sieht sich um. Hier wimmelt es von Leuten. Oder, eigentlich ist es nicht so sehr ein Gewimmel, mehr ein zähes Fließen. Auf der Erde würden sie schubsen und drängeln, denkt Goff seltsam erheitert, aber hier haben sie alle Zeit. Na ja – ein wenig schieben sie auch, aber irgendwie weniger aggressiv, beinahe elegant und zuvorkommend. Kann der Kosmos Mentalität derart verändern?
    Trotz aller Euphorie spürt Goff eine unbegreifliche, weil ungewohnte Nervosität in sich wachsen. Die schleichen ja wirklich, geht das nicht ein bißchen schneller? Er schiebt zwei vor ihm gehende Passagiere zur Seite, sanft, aber nachdrücklich, und wühlt sich durch die Menschenmenge hindurch. Den Gong hört er nur unbewußt.“… der Ikaros bitte in den Omegakasematten einfinden! Besatzungsmitglieder der Ikaros bitte zur Hygienekontrolle in den Omegakasematten einfinden!”
    Verflucht! Goff ist auf einmal hellwach. Die Ikaros ist schon da. Das Bild des Phänotyps drawidisch Delta oder Epsilon verblaßt augenblicklich in seinen Gedanken.
    Wo sind denn nur diese verdammten Omegakasematten? Goff überlegt fieberhaft. Er muß unbedingt vor der Mannschaft des Drachenkreuzers dort sein. Himmel! Wenn er das nicht mehr schafft – nicht auszudenken!
    Omegakasematten… Omega… Also die letzten! Goff ruft sich den Plan der tief unter der Oberfläche angelegten Komplexe der Merkurbasis ins Gedächtnis: Von der Zollkaverne in den Zentraltunnel…, dort den Tubifex nehmen… Welche Richtung war das bloß? Na klar,

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