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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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verdattert von einem zum anderen, dann zieht er Hendrikje ohne viel Federlesens an sich und hält ihre rechte Hand fest.
    Hendrikje ist außer sich. Beinahe hätte sie dem frechen Kerl mit der idiotischen Mütze ins Gesicht geschlagen, aber als Skamander sie daran hindert, durchzuckt es sie mit Erschrecken: Himmel, die Quallen! Was machen diese Dinger nur aus einem Menschen!
    “Schon gut, Styx”, brummt Skamander, “du mußt mir ja nicht sagen, was für eine Laus dir auf der Leber rumtrampelt, aber sage mir wenigstens, wie du das gemeint hast: Ich würde mich in Flakkes Erinnerungen einmischen.”
    “Nein!” Hendrikje entfährt dieses Wort, ohne daß sie es will, und nur ganz vage wird ihr klar, daß es nicht Angst vor vielleicht peinlichen Enthüllungen ist, sondern Angst davor, einen Menschen zu verlieren, den sie erst noch gewinnen will, einen Menschen – nicht einen Geliebten, Lustpartner oder Bettgefährten. Einfach nur einen Menschen, der vielleicht ihr Freund werden könnte.
    “Ich erzähle es Ihnen selbst, Skamander”, sagt sie leise. “Aber ich möchte nicht, daß der da”, sie zeigt auf Styx und staunt über ihre Fähigkeit, Haß zu empfinden für jemanden, der ihr doch ganz gleichgültig sein könnte, “daß der da Dinge beschmutzt, die zu meinem Leben gehören. Dazu hat er kein Recht.”
    “Du hast es gehört, Styx”, sagt Skamander ruhig, ohne Drohung. Eher kommt es Hendrikje wie eine Aufforderung vor, zu gehen.
    Styx aber faßt sich an den Kopf und krächzt: “Jaja. Was kümmere ich mich um die Probleme anderer Leute. Habe doch selber genug…” Dann wendet er sich ab und stakst die Galerie hinab, halblaut vor sich hin murmelnd.
    Ein leichtes Schütteln des Drachenkreuzers läßt Hendrikje straucheln. Sie hält sich an Skamander fest, der wieder den Arm um ihre Schultern legt.“Jetzt spuckt sie nach uns aus, diese verdammte Hexe!” sagt er böse und zeigt auf den Boden.
    Es dauert ein Weilchen, bis Hendrikje begreift, daß sich weit unter ihren Füßen die Sonnenoberfläche befindet.
    In Hendrikjes Kabine schauen sie beide aus dem Bullauge, und Skamander erklärt, weshalb gerade jetzt unaufhörlich Fontänen und Kaskaden aus dem flimmernden Sonnenmeer aufspritzen.
    Hendrikje spürt, wie er vorsichtig, aber beharrlich mehr sucht als nur ein Gespräch, und ebenso deutlich nimmt sie wahr, wie er sich nach ihrer behutsamen Abwehr wieder schnell zurückzieht. Der Vergleich mit einer Schnecke drängt sich ihr auf, die tastend ihre Fühler vorstreckt und erschrocken zurückzuckt, wenn einer dieser Fühler auf unvorhergesehenen Widerstand stößt. Doch wird ihr auch bewußt, wie ungerechtfertigt dieses Bild ist, denn mit einer Schnecke hat dieser Mann absolut nichts gemein. Hendrikje genießt sein beständiges Werben, das sie wie Morgenwind umfächelt. Sie genießt diese Zartheit, weil sie bisher nur heftige Böen oder tobende Wirbelstürme erlebt hat, die einem nur die Wahl ließen, sich ihnen trotzig entgegenzustemmen oder sich hinwegfegen zu lassen.
    “Warum sind Sie nur so eitel, Hendrikje?” Skamanders Worte klingen sanft und ein wenig enttäuscht.
    Hendrikje hat gedankenverloren auf die Sonneneruptionen gestarrt und seinen Erklärungen gelauscht. Jetzt schreckt sie auf, der Vorwurf trifft sie völlig unvorbereitet, und sie ist so verblüfft, daß sie nicht einmal fragen kann, weshalb Skamander so abrupt das Thema wechselt.
    “Bin ich eitel?” fragt sie erstaunt, doch gleichzeitig vermeint sie zu verstehen, wie seine Frage gemeint war.
    “Auf Terra ist eben alles anders”, sagt sie, und beim Gedanken an die Erde erfüllt sie ein Gefühl, das sich aus Melancholie, etwas Heimweh und auch ein bißchen Abwehr zusammensetzt. “Da muß man sich kostümieren, weil das Leben ein gigantischer Maskenball ist. Denken Sie nicht, ich hätte etwas gegen Maskenbälle! Es ist doch schön, wenn man zeigen darf, wie oder was man gern wäre, und wenn alle anderen das akzeptieren, weil es ihnen das Recht einräumt, ebenso zu handeln. Aber irgendwann möchte man auch mal ausruhen, so sein dürfen, wie man wirklich ist… Ich glaube, Sie nennen es nur Eitelkeit, weil Sie hier draußen nach anderen Regeln leben. Ihre Eitelkeit ist anders, hier will man der Trailerkönig sein oder der Bordarzt, bei uns kauft man sich Schmieggold und Schillersmaragd…”
    “So habe ich es nicht gemeint”, unterbricht Skamander sie ungeduldig, “Ihre Sucht, sich herauszuputzen, stört mich nicht. Ganz im Gegenteil: Ich

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