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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Und beinahe hätte sie ihn erschrocken von sich gestoßen, als ihr bewußt wird, daß sie völlig entkleidet auf ihrer Koje liegt. Aber gegen die Sprache seiner Hände gibt es nichts, sie reden auf eine Weise, nach der sie sich so sehr sehnte, mit einer Macht, die alles auslöscht, was war und was ist…
    Alles ist ganz anders. Kaum nimmt sie es wahr, weil es diesmal nicht eine Sache ist, zu der sie irgend etwas beizutragen hat, sondern weil es über sie hereinbricht wie eine Flut von Zärtlichkeit, die mit ihrer Gewalt alle Sinne überschwemmt. Skamander dringt nicht einfach in sie, er umhüllt sie mit allem, was er zu geben vermag, er reißt sie empor, betäubt sie, nimmt sie mit auf eine Reise in gleißendes Licht und klingendes Strömen. Und die Rückkehr in die Wirklichkeit ist wie ein Schweben, weil seine Hände wie Flügel sind und sein Körper wie eine Wolke.
    “Und du meinst tatsächlich, du könntest mich nicht lieben?” fragt er, und obgleich er jetzt wohl ein gewisses Recht auf Selbstsicherheit hätte, klingt es trotzdem noch bittend, beinahe resignierend.
    Hendrikje weiß nicht, was sie antworten soll. Sie weiß gar nichts mehr. Es ist nicht lange her, da hat sie sich noch gefragt, wie man denn jemanden lieben könne, der so ganz anders ist als man selbst. Jetzt will Skamander wissen, ob man jemandem dieses Gefühl entgegenbringen kann, den man eigentlich gar nicht kennt… Obwohl – manchmal ist eine Ahnung viel mehr als überprüfte Gewißheit, ein Traum mehr als erlebbare Wirklichkeit. Was hat dieser Elloraner gesagt? Mit dem Herzen denken und mit dem Verstand fühlen… Wer das kann, der weiß zu sagen, was Liebe ist.
    Auf einmal ist dieses unscheinbare Wort “Liebe” etwas so Fremdes, Geheimnisvolles für Hendrikje, daß sie beinahe verstehen kann, warum sich Männer für gewöhnlich so davor fürchten, es zu gebrauchen. Wie ein Blitz zuckt die Nacht mit Reinold durch ihre Erinnerungen, und Hendrikje schüttelt sich unwillkürlich. Wie konnte sie das nur fertigbringen? Dabei hatte sie sich doch eingeredet, es wäre ihr gutes Recht, zu nehmen, wo jemand geben will, und zu geben, wo ein anderer gern nehmen möchte. Aber was für ein billiger, ekelhafter Handel war das doch!
    Skamander küßt ihren Hals, und allein diese Berührung löst wieder dieses tiefe Beben aus, das nicht nur ihren Körper, sondern ihr ganzes Leben zu durchschwingen scheint. Seine Haare kitzeln ihre Wange, und Hendrikje vergräbt ihr Gesicht in diese weiche, geschmeidige Fülle und läßt den Tränen freien Lauf.
    Verdammt noch mal, was will ich mehr! schreit es in ihr, aber eine ruhige Stimme hält dem entgegen: Du willst ein Morgen und ein Übermorgen, nicht nur das Heute…
    Aber so recht will sie dieser Stimme noch nicht trauen, dazu ist das Heute zu schön, so unsagbar schön.
    Statt einer Antwort erzählt sie Skamander alles: von Ergar und von Flakke, von Goff und dem Kind in ihrem Bauch.
    Bevor sie enden kann, klopft jemand gegen die Kabinentür, und sie hört Goffs Stimme: “Mach auf, Hendrikje, stell dich nicht so an! Na los, komm schon…”
    Allein der Klang dieser Stimme bewirkt, daß sich der Zauber der vergangenen Minuten in ein Nichts auflöst. Hendrikje wendet sich von Skamander ab und beißt sich vor Schreck in den Handballen.
    Skamander erhebt sich gemächlich und sagt: “Ich laß ihn rein.”
    Dabei scheint er irgendwie auf Widerspruch zu warten, aber Hendrikje ist keiner Reaktion fähig.
    Als Skamander die Tür öffnet, kann sie gerade noch denken: So oder so, es geschieht ihm recht.
    Goff starrt den nackten Skamander an, als sei ihm ein Geist erschienen. Dann wandert sein Blick zu Hendrikje, und er stößt fassungslos hervor: “Aha…, hm…, nun ja…, ich komme wohl ungelegen?”
    Hendrikje schluckt nur krampfhaft. Weshalb hat sie Skamander nicht zurückgehalten.
    “Sieht ganz so aus”, antwortet Skamander gelassen. Goff fängt sich schnell wieder und grinst schief. “Immerhin, du hast einen guten Geschmack, Skamander. Aber bei Flakke holst du dir nur Minuspunkte mit solchen Sachen – und bei mir auch.”
    “Weiß ich”, entgegnet Skamander trocken. “Komm zur Sache! Was willst du?”
    Hendrikje hofft, Goff würde nun endlich gehen. Aber nichts dergleichen. Goff kommt in ihre Kajüte und setzt sich sogar neben sie auf die Koje. Er bückt sich nach Skamanders Kombination und wirft sie ihm zu. “Zieh dich erst mal an. Du holst dir noch was weg… Und mach endlich die Tür zu, dein Anblick

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