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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Denkt womöglich, ich will ihn erpressen. Als ob man einen Mann mit einem Kind zur Liebe zwingen könnte, als ob es überhaupt um ihn ginge! Was bildet sich der Affe ein! Immerzu wähnt er sich selbst im Zentrum allen Geschehens!
    “Ich habe gar nichts getan, Hermel Goff!” zischt Hendrikje. “Du warst es! Ich habe es nur nicht verhindert, weil ich es wollte, schon lange – und mir ist ganz egal, wer der Vater ist. Wie froh bin ich, wenn ich es ganz für mich allein habe!”
    “Was redest du da für einen Unsinn, Hendrikje”, Goff schüttelt sie erneut, aber sanfter, “es ist nicht meinetwegen! Es geht um das Kind, nicht um mich. Du kannst gar nicht wissen…, woher auch…”
    Plötzlich entdeckt sie das Glitzern in seinen Augen. Erst will sie es nicht glauben, doch als die Tränen über die samtene Haut des Männergesichts laufen, begreift sie, daß das Wunder keine Sinnestäuschung ist: Goff weint.
    “Wir müssen das Nesturbanidum bitten…” Goff redet wie im Fieber, aber Hendrikje unterbricht ihn schnell.
    “Es ist nicht im Nest, Hermel. Es ist hier.” Sie streicht sich über den Bauch.
    Erneut weiten sich Goffs Augen. Er piekt mit dem Zeigefinger vorsichtig in ihre Magengrube und fragt ungläubig: “Was – da?”
    Hendrikje nickt lächelnd, aber auch etwas ängstlich, denn Goffs Verhalten ist beängstigend. Er schlägt die Hände vor das Gesicht und krümmt sich wie unter Schmerzen.
    Dann richtet er sich wieder auf und sieht sie starr an. “Du mußt zu Quadrangel gehen, Hendrikje, das Kind darf nicht geboren werden.”
    Zuerst will sie wieder aufbegehren, doch Goffs Haltung, sein Gesichtsausdruck lassen Furcht in ihr keimen. So hat sie ihn noch nie gesehen!
    “Was hast du, Hermel, was verlangst du da von mir?” fragt sie zitternd. “Ich bin ein Mungo!”
    Hendrikje schreit fassungslos auf. “Nein!” Ein furchtbarer Schmerz fährt schneidend durch ihren Körper. Sie hat das Gefühl zu fallen, unendlich tief und unendlich lange. Es ist wie ein Sturz aus Raum und Zeitin eine außerweltliche Öde. Sie denkt nicht an das Kind. Das Schicksal will ihr Goff wegnehmen! Keine Sekunde zweifelt sie daran, daß er die Wahrheit sagt. Sie darf ihn nicht behalten. Schritt für Schritt wird er von ihr gehen, in eine unheimliche fremde Welt, mit jedem Atemzug wird er sich ein Stück von ihr entfernen, das Vergessen wird ihn mit jedem Herzschlag tiefer in seinen höllischen Schlund saugen. Sie drängt sich an ihn, umklammert ihn, ihre Hände krampfen sich in sein welliges blauschwarzes Haar. “Nein, du willst mich nur erschrecken…”, flüstert sie bebend.
    Goff preßt sie an sich, und sie spürt, wie er den Kopf schüttelt. Sein Atem ist ruhig und tief, und ein wenig von dieser Ruhe geht auf Hendrikje über. Zwar hämmert ihr Herz noch wie das eines gefangenen Vogels, und unter dem Brustbein sticht es beim Luftholen, aber Goffs Arme haben dem rasenden Sturz ins Nichts ein Ende bereitet.
    “Ich bin ein Mungo”, wiederholt er leise. “Beinahe hätte ich mich damit abfinden können”, fährt er fort, “denn das ist ja das einzige, was man tun kann. Aber eben nur beinahe, Hendrikje, weil ich dich damit unweigerlich verliere. Bevor wir überhaupt eine echte Chance hatten, zueinander zu finden, muß ich dich fortschicken, denn ein Leben neben einem Mungo ist wie ein unendlich langsames Sterben, weil das Leben eines Mungos wie ein unaufhaltsamer Gang in den Schatten des Todes ist…” Jeder Mensch gehe dem Tod entgegen, so oder so, will Hendrikje erst leidenschaftlich entgegnen, und das könne doch kein Grund für eine Trennung sein! Aber sie weiß es viel besser. Goff hat recht: Für sie beide gibt es keine gemeinsame Zukunft mehr.
    Jetzt erst kommt ihr das keimende Leben in ihrem Leib in den Sinn. Sie stöhnt qualvoll auf. “Mein Kind…” Goff hat ja so recht: Was hat sie getan! Wenn nun ihr Kind auch ein Mungo wird?
    Ihr kommt gar nicht in den Sinn, daß sie von Hermels Erkrankung ja nichts wissen konnte, sie denkt nicht daran, Entschuldigungen oder Rechtfertigungen zu suchen, so sehr empfindet sie die vermeintliche Schuld. Sie spürt eine entsetzliche Angst, eine tödliche Verzweiflung.
    Goff drückt ihren Kopf gegen seine Brust und flüstert: “Es ist nicht erwiesen, daß Mungoismus erblich ist, aber das Gegenteil ist ebensowenig bewiesen… Du mußt dich entscheiden, Hendrikje, im Interesse des Kindes…”“Aber ihr sucht nach Heilungsmöglichkeiten… Warum habt ihr noch nichts gefunden…?

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