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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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einen freundlichen Gruß auf den massigen Leib und stupst Kick auffordernd an, Platz zu machen. Das kleine Wesen mit dem faustgroßen Kopf kreischt vergnügt auf und klammert sich an seinem rechten Bein fest.
    Sogar Kick hat es verstanden, denkt Skamander ergriffen. Sogar der kleine Dummkopf weiß, daß ich sein Bruder bin. Irgendwoher dringt das hohe Fiepen der kleinen Schisch. Skamander schickt dem Kind einen Strom Wärme, und das Greinen wird zu einem zufriedenen Lallen. Schisch kann es noch nicht begreifen, denkt er, vielleicht wird sie es auch nie wissen, sondern nur ein mächtiges Gefühl in sich haben, das ihr das Wissen ersetzen muß.
    Dafür weiß Klugwarm alles, und das genügt, denn damit ist dieses Wissen Eigentum der gesamten Glumpe.
    “Da bist du, Bruder Vielwarm”, empfängt ihn Klugwarm, und Skamander spürt, wie sich der muskulöse Arm seines Bruders um ihn schlingt. “Wie weit seid ihr mit dem Weg in eure Welt?”
    “Bald können wir gehen, Bruder”, sagt Skamander freudig.
    Es kann nur noch kurze Zeit dauern, dann ist der Tunnel fertig. Flakke hat nicht mehr lange gezögert, als sie berieten, wie man die Glumpe auf schnellstem Wege an Bord der Ikaros bringen kann. Die Cataphracte sind für die Glumps ungeeignet, vor allem wegen des unvermeidbaren Wärmestaus in dem keramischen Gehäuse. Zwar ist es möglich, die Innentemperatur bis auf wenig unter zwanzig Grad herunterzuregeln, aber für diese Wesen der Kälte ist dies immer noch zuviel, und Quadrangel befürchtete schockartige Zustände, die den Kreislauf paralysieren können. Hinzu kommt, daß für die meisten Mitglieder der Glumpe eine Isolierung von ihrer Gemeinschaft zu tödlichen Traumen führen kann.
    So beschlossen sie also, die Basisklinik mit einem Schleusentunnel zu verbinden, der den unmittelbaren Einstieg in den Lander ermöglichen soll. Die Glumpe würde dann allerdings auch an Bord der Ikaros im Lander bleiben müssen, weil nur dessen Hangar ohne besonderen Aufwand auf Temperaturen heruntergekühlt werden kann – durch einfachesÖffnen der Schotte –, die für die Glumpe lebenswichtig sind.
    Die Glumpe gerät sanft in Bewegung, ein kleines quakendes Wesen glitscht in Skamanders Arm. Er fängt es behutsam auf und streichelt zärtlich den spitzen Kopf. “Na, du Dummerchen”, flüstert er liebevoll, “du weißt ja noch gar nicht, was dir alles bevorsteht. Aus dir können wir vielleicht einen richtigen kleinen Menschen machen! Wir werden dafür sorgen, daß alles an dir so wächst, wie es wachsen soll – du wirst schön und klug werden…”
    “Und warm, sehr viel wärmer als wir alle!” setzt Klugwarm fordernd hinzu.
    “Ja, und sehr warm…”, sagt Skamander, “du wirst viel Wärme geben können in deinem Leben…” Klugwarm hat es endlich verstanden, denkt er. Ihm können wir nicht mehr helfen, aber die kleine Schisch ist nicht verloren. Quadrangel ist sich ganz sicher, daß man sie auch jetzt noch optimieren kann. Es wird viele Jahre dauern, aber es geht.
    Erst wollte Klugwarm es nicht einsehen. Er und all die anderen können nicht mehr den Weg zurückgehen, der sie in diese bizarre Lebensform führte; ihr Dasein ist die Glumpe und wird es ein Leben lang bleiben. Ein Leben lang – das sind vielleicht noch zwanzig oder auch fünfzig Jahre. Oder wird man der Glumpe gestatten, sich zu reproduzieren, wird die Menschheit dieser scheinbar sinnlosen Existenz das Recht gewähren, sich zu erhalten?
    Solange Skamander lebt, wird er für dieses Recht kämpfen. Niemand hat das Recht, über das Leben anderer zu bestimmen, und wenn ihm deren Sitten und Gebräuche, Ansichten oder Erfahrungen noch so fremd erscheinen. Die Glumpe muß weiterbestehen! Daß gerade Quadrangel alles herausfinden mußte…
    “Wie wird es sein in eurer Welt?” fragt Klugwarm, wohl schon zum hundertstenmal, seit Skamander in die Glumpe ging.
    Geduldig wiederholt Skamander, was er schon hundertmal antwortete: “Wir werden euch eine Welt schaffen, die ebenso ist wie diese hier. Vielleicht etwas wärmer und heller. Aber wir werden immer dasein und dafür sorgen, daß ihr alles von unserer Welt sehen könnt, und vielleicht wird mancher von euch die Glumpe verlassen wollen, um bei uns zu leben. Auch das werden wir ermöglichen! Aber ihr müßt uns auch helfen. Wir wollen das Warmtasten von euch erlernen, und wenn uns das gelingt, dann werden beide Welten für immer eins sein, eure und unsere…”
    “Und du wirst bei uns bleiben”, fügt Klugwarm

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