Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
verlockenden Gedanken gespielt, wie sehr sehnt er sich danach! Aber selbst Skamander könnte einen Elloraner wohl nicht verstehen. “Aus Bequemlichkeit, mein Schnuckchen”, antwortet er und lächelt dabei wehmütig, “einzig und allein aus Bequemlichkeit.” Und um Skamander von diesem Thema abzulenken, fragt er wie beiläufig: “Wie ist das mit Arthur eigentlich passiert?”
    Skamander schnauft ärgerlich. “Dieses dämliche Vieh! Kriecht unter die Hubbühne im Trailerdeck! Genau in den Knick des Scherengelenks! Das Verrückte ist, ich habe noch unter die Bühne geschaut, bevor ich sie herabließ – irgendwie hatte ich so ein dummes Gefühl, weil der Skagit seinen Zwergburrbo ja immer irgendwo versteckt, wenn wir die Basis anfliegen… Ich werde nie vergessen, wie das arme Biest geschrien hat…” Skamander blickt an Marigg vorbei, irgendwohin, sein Kinn zittert etwas, und er beißt sich auf die Unterlippe. Dann stöhnt er: “Aber ich habe es doch nicht absichtlich getan…”
    Marigg nickt verstehend. Natürlich, Skamander würde so etwas nie mit Absicht tun. Aber die Situation ist kompliziert.
    “Ich habe Arthur nicht gesehen, wirklich! Du glaubst mir doch, ja?”
    Erneut wirkt bei Marigg der elloranische Solidaritätsreflex. Er legt Skamander die rechte Hand auf die Schulter, wie er es vorhin bei Skagit getan hat, und schickt sich an, ihm von seiner Ruhe abzugeben. Doch als seine übersensiblen Fingerspitzen die zu knotigen Strängen verkrampfte Nackenmuskulatur Skamanders spüren, stört ihn ein Beben in seiner mentalen Konzentration, dessen Ursprung er anfänglich in sich selbst vermutet und das ihn ängstigt.
    Beim Großen Sirius, so schlimm ist es schon? denkt er verwirrt. Doch allmählich begreift er, daß diese Schwingungen etwas sind, womit er am allerwenigsten gerechnet hat: eine mentale Antwort des Gefährten.
    Verblüfft schaut er auf Skamander, der aus halbgeschlossenen Augen ins Leere starrt. Dem ist nichts anzumerken, und doch empfängt Marigg deutlich mentale Signale. Aber er merkt auch, daß es sich wohl eher um eine Art Resonanz handelt, keine bewußte Aktivität. Trotzdem ist dies höchst erstaunlich, denn allgemein gelten Terraner als ausschließliche mentale Aures, was bedeutet: Sie können nur mental beeinflußt werden, eigener mentaler Aktivität sind sie nicht fähig.
    Ob das mit dem Mungoismus zu tun hat? fragt sich Marigg. Möglicherweise ist dadurch eine neue Qualität der bioelektrischen Prozesse in Skamanders Gehirn herausgebildet. Aber offenbar beherrscht er diese neue Fähigkeit noch nicht, ist sich ihr nicht einmal bewußt.
    Unruhe befällt Marigg. Wenn er diese Entdeckung dem MOBS verheimlicht, lädt er eine schwere Schuld auf sich. Vielleicht liegt gerade hier der Ansatz zu einer erfolgreichen Therapie dieses heimtückischen Leidens verborgen.
    Marigg kämpft mit sich. Es ist nicht seine Sache, denn er ist kein Terraner, aber es geht um einen Menschen, für den er trotz aller Hoffnungslosigkeit dieses Gefühls eine zwar heimliche, aber tiefe Liebe empfindet. Und nicht zuletzt hat er jemandem versprochen, den Terranern bei der Lösung des Problems mit seinen bescheidenen Kräften zu helfen.
    Heute weiß er genau, daß der Mann präzise Erkundigungen über ihn eingezogen hatte und natürlich darüber informiert war, daß Marigg die mentale Suggestion perfekt beherrscht. Damals aber ließen Neugier und Leidenschaft keinen Raum für die Frage nach dem Warum, damals war Marigg noch ein echter Elloraner und wehrlos gegenüber Lüge und Betrug.
    Als er den Mann sah, glaubte Marigg, sein Verstand müsse aussetzen. Die Begierde schoß mit einer Macht in ihm auf, wie er es vorher nie erlebt hatte. Zwar kannte er noch nicht so genau den terranischen Katalog der Phänotypen, aber daß dieser Mann einen polynesischen Einschlag hatte, war selbst für einen Bürger der fernen Welt Ellora unverkennbar.
    Marigg hastete durch das Reganta-Urbanidum von Amorix. Ängstlich mied er die Haltepunkte dieser biomechanischen Fahrzeuge mit dem freundlich klingenden Namen, denn die mit synthetischer Intelligenz und einem durchaus spürbaren Eigensinn ausgestatteten Amigos waren ihm unheimlich – wie alle diese Chimären aus lebender und toter Materie, die Terra bevölkern. Furcht flößten ihm auch die in dunklen Röhren dahinjagenden Kabinenzüge ein, die sich wie Bandwürmer durch die Urbaniden winden. Vieles ängstigte ihn an diesem Planeten Terra: Die unter gigantischen Kuppeln wuchernden

Weitere Kostenlose Bücher