Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
nicht für den MOBS arbeiten?” Goff schnaufte verdrießlich, und Marigg sah ihm deutlich an, daß nicht nur die apokalyptische Nacht Ursache der tiefen Falten war, die von den Nasenflügeln abwärts liefen und Goffs Mundwinkel nach unten zogen.
    “Ach, die – die wissen davon noch gar nichts”, sagte Goff, dann richtete er sich mit einem Ruck auf, so, daß die Plusterfarndecke von seinen Schultern rutschte, und er begann zu schimpfen. Anfangs hörte Marigg kaum zu, denn die weichen Linien auf Goffs samtener Haut, unter der sich kraftvoll und doch irgendwie sanft die Muskeln regten, nahmen seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Allmählich aber drangen Goffs Worte in sein Bewußtsein.
    “… Wir sind stark, aber nicht mächtig – denn Macht ausüben heißt, denkende Köpfe für unsere Ziele zu gewinnen. Unsere Bürger jedoch strengen ihre Köpfe wenig an, was willst du da machen. Sie haben schließlich ihre Computer. Dabei sind sie zweifellos fleißig und arbeitsam. Obgleich es uns gelungen ist, die Arbeitszeit extrem zu senken, arbeitet kaum einer weniger als sechs bis acht Stunden täglich, übt jeder drei oder gar vier Berufe aus. Tun sie das für die Gesellschaft? Ich denke, eher für ihre Punktekonten.” Er schwieg und knirschte nur wütend mit den Zähnen.
    Ein Terraner würde ihn überheblich und selbstgefällig nennen! ging esMarigg durch den Sinn. Aber der ist von der Überlegenheit seiner Ideale wirklich überzeugt, und trotzdem begreift er nicht, daß sich der Mensch nicht automatisch mit den Verhältnissen ändert, daß die Entwicklung völlig neuer moralischer Qualitäten einen harten Kampf bedeutet. Auf Ellora war es nicht anders… Diesem Goff ging es einfach zu langsam, ihm und seinen Freunden vom MOBS. Aber ist diese Ungeduld zu verurteilen, oder ist sie ein Charakteristikum von wahrem Schöpfertum? Allerdings konnte Marigg den Terraner schon verstehen. Wo man Phantasielosigkeit hartnäckig mit Sinn für Realitäten entschuldigt, da würde wohl auch einem Elloraner bald der Kragen platzen…
    Noch immer liegt Mariggs Hand auf Skamanders Schulter, und der Elloraner spürt das mentale Beben und Schwingen, das Skamander umgibt.
    Er wird sich als Elloraner entscheiden und dem MOBS keine Mitteilung machen. Ohnehin ist es ihm verboten, seine mentale Begabung in den Dienst Dritter zu stellen. Als er Goff versprach, dem MOBS zu helfen, da war es für ihn wie ein Spiel, obgleich eine innere Stimme ihn warnte, sich in die Angelegenheiten der Terraner zu mischen. Und bald geriet er auch in Konflikte, die ihm fremd und unheimlich waren.
    “Fühlst du dich jetzt besser?” fragt er Skamander. Der Gefährte hebt langsam den Kopf und lächelt sogar ein wenig, dann nickt er und sagt: “Sollte ich jetzt nicht mit der Wahrheit herausrücken? Ich kann die anderen doch nicht so sinnlos durch die Ikaros laufen lassen.”
    “Ich weiß nicht, was jetzt besser für Skagit ist”, murmelt Marigg, “Hoffnung oder Gewißheit, ich weiß es nicht.”
    “Ich sag's ihm.” Skamanders Stimme klingt gepreßt und etwas rauh. Er steht auf und verharrt einen Moment unschlüssig, dabei sieht er Marigg erwartungsvoll an.
    Marigg spürt deutlich Skamanders Hoffnung, er würde ihn zurückhalten, und beinahe hätte er es auch getan. Doch ist es nicht wirklich besser so, denkt er, wenn ein Mann die unbequeme Wahrheit der vielleicht nie zu entdeckenden Lüge vorzieht?
    Vielleicht sollte er Skamander und Skagit zu zwei, drei Flaschen echtem elloranischem Ananis einladen, der Ananis öffnet das Herz, sagt man auf Ellora. Allerdings scheint es in dieser Hinsicht geringfügige anatomische Unterschiede zwischen terranischen und elloranischen Menschen zu geben, denn Marigg mußte erstaunlich oft beobachten, daß dieses edle Getränk den Terranern eher den Mund öffnet, und das nicht nur bei denen, die ihr Herz auf der Zunge tragen.
    Doch Skamander ist bereits verschwunden, und Marigg erinnert sich daran, daß er sich bei Doktor Quadrangel melden muß. In wenigen Stunden werden sie die Tagseite des Merkurs passieren, dann werden ihn wieder diese gespenstischen Halluzinationen quälen, und diesmal hat der Bordarzt irgend etwas Besonderes mit ihm vor, will ihn an ein bestimmtes Gerät anschließen.
    Marigg ist noch auf der Galerie, als er den ersten Anfall hat. Die Luft um ihn herum scheint sich zu verflüssigen, wird zu einem zähen Schleim, der eisig kalt durch seinen Overall dringt. Glitschig und feucht hüllt es ihn ein, steigt an ihm

Weitere Kostenlose Bücher