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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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denn er hat Warmkalt geholt und dabei viel Wärme verloren. Er muß dann nicht nach außen, um diejenigen Glumps zu wärmen, die vorher die Glumpe gegen die Kälte der Welt abgeschirmt haben – er wird inmitten ihrer lebenspendenden Wärme bleiben.
    Jetzt kann er die Glumpe auch mit dem Kalttasten wahrnehmen. Dampfend schlägt ihm ihre Hitze entgegen. Die Welt erweitert sich wieder, wird so gewaltig, daß er ihre Grenzen nicht einmal mehr mit dem Kalttasten erspüren kann. Hier ist die Mitte der Welt, hier lebt die Glumpe. Mit einem freudigen Aufschrei stürzt er sich hinein in die dampfende, feuchte Geborgenheit. Die Glumpe nimmt ihn mit einem erregten Warmtasten auf, das ihn wie eine heiße Welle durchflutet. Dann schließt sie sich fest um ihn und das mitgebrachte Warmkalt. Und nun folgt banges Warten. Wird die vereinte Warmkraft der Glumpe ausreichen, ein oder zwei Warmkalt zum Leben zu erwecken? Nicht immer gelingt es. Und wenn es mißlingt, muß Klugwarm noch einmal die Glumpe verlassen…
    Die Glumpe gerät in Bewegung, wälzt sich. Für einen Moment dringt eisige Kälte zu Klugwarm, dann schließt sich die Lücke wieder, und wohlige Wärme hüllt ihn ein. Schon fragt er sich, wie er es da draußen, in der Welt, ohne die Glumpe überhaupt aushalten konnte. Die Leiber der anderen Glumps pressen sich an ihn, seine Kaltkraft sickert aus ihm, und Klugwarm gähnt, schon halb im Schlaf. Aber bevor er ganz in das Stumme Warm geht, merkt er noch, wie die Glumpe das Warmkalt unter sich aufteilt, das er aus den Schleimigen Mündern geholt hat. Sie werden dem Warmkalt alle Wärme geben, die die Glumpe aufzubringen vermag, und dann können sie nur noch warten…
    Klugwarm ist schon ganz dicht vor dem Stummen Warm, als sich ein spitzer Kopf durch die Glumpe bohrt und ihn sacht anstößt. Sofort ist er wieder hellwach. Schisch! Wenn Schisch kommt, können sie wieder mit ihrer Kaltkraft spielen und danach vielleicht auch mit ihrer Warmkraft, wenn sie Lust hat…
    Schisch drängt sich dicht an ihn, und wieder spürt Klugwarm, daß eine Veränderung mit ihr vorgeht. Ihr Körper verändert sich. Vor einiger Zeit noch war sie flink wie ein Gedanke, ihr spindelförmiger Körper glitt so schnell durch die Glumpe, daß man ihr nicht einmal einen Gruß auf die Haut trommeln konnte. In der Glumpe war sie allen anderen dank ihren Stummelarmen und -beinen überlegen, manchmal war sie sogar schneller als ein Fingertrommeln. Bevor Klugwarms Trommeln von den anderen Glumps weitergegeben war, hatte Schisch bereits den Glump erreicht, dem Klugwarms Botschaft galt. Sie liebt dieses Spiel, und lange noch hört man ihr erfreutes Zischen, wenn es ihr wieder einmal gelungen ist. Sie liebt auch das Spiel mit der Warmkraft, doch seit Schisch und Klugwarm dieses Spiel entdeckt haben, bei dem die Warmkraft heiß durch ihre Körper pulsiert, seitdem verändert sich Schischs Körper, wird unförmig, schwillt in der Mitte zu einer unaufhörlich wachsenden Blase.
    Er tastet ihr einen erfreuten Gruß auf die Haut. Schisch antwortet mit einem traurigen Zischen. Sie mag es nicht, wenn er mit den Fingern spricht, weil sie ihm nicht auf dieselbe Weise antworten kann. Klugwarm kennt genug Mundzeichen, um sich mit Schisch auch in ihrer Art verständigen zu können, aber sein Mund ist irgendwie anders als der ihre, es fällt ihm schwer, die feinen Unterschiede zu machen, die für Schisch so wichtig sind, da jeder Unterschied im Klang ein anderes Ding bezeichnet. Da hilft ihm seine starke Kaltkraft wenig, er muß immer wieder und wieder in Schischs Art sprechen, um es zu erlernen. Mit Roch geht es ihm ähnlich, aber Rochs Zeichen sind ganz andere. Sein Gurgeln und Röcheln fällt Klugwarm bedeutend schwerer, aber Roch kennt nur wenige Zeichen, und so beansprucht ein Gespräch mit ihm die Kaltkraft weniger. Außerdem kann Roch mit seinen kurzen Fingern die Zeichen trommeln, die alle Glumps kennen. Daß sie sehr undeutlich sind und daß Roch sehr langsam trommeln muß, damit sie überhaupt von Klugwarm verstanden werden, ist nun mal nicht zu ändern.
    Klugwarm sucht in seinen Gedanken nach den richtigen Zischlauten und erzählt Schisch, was er gerade überlegt hat.
    Eine Weile schweigt Schisch, dann sagt sie: “Warum sind wir alle anders, Klugwarm?”
    Ja, das hat er sich auch schon oft gefragt. Er weiß nur eine Antwort. “Damit die Glumpe viel Wärme hat.”
    “Aber wenn wir alle wären wie Roch, hätte die Glumpe auch viel Wärme. Roch ist groß und dick,

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