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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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wenigen Tagen bereits folgte das putzige Tierchen ihnen auf Schritt und Tritt. Doch dann folgten zwei Wochen Windstille, und die Windharfe schwieg. Vierzehnmal stieg der kleine rote Mond über den Horizont, und die genehmigte Frist war abgelaufen. Freerick wollte Torkell den Zwergburrbo überlassen, aber Torkell lehnte stolz ab.
    Die Ausscheidungsrennen zur nächsten Regionalmeisterschaft der Tunnelfahrer ließen sie bereits im Semifinale aufeinandertreffen. Torkell saß angespannt auf seinem chromblitzenden Renner, die Füße in den Pedalen, die Muskeln steinharte Stränge. Ihm war die rechte Bahnlinie zugelost worden, für ihn ein geringfügiger Vorteil trotz gleicher Bahnlängen, da er sich besser nach links orientieren konnte als nach rechts.
    Das Geschrei der Zuschauer ebbte allmählich ab, wich spannungsgeladener Stille. Torkell umklammerte den Lenker fester und hob noch einmal kurz den Blick.
    Vor ihnen lag eine gläserne Röhre von fünf Meter Durchmesser. Erst verlief sie schnurgerade, so weit, daß sich die dicke rote Trennlinie und die beiden blauen Bahnmarkierungen beinahe zu treffen schienen, dann schwenkte sie nach links zur ersten Doppelkurve ab. Danach kam eine Steigung, dort würde der leichtere Torkell einen kleinen Vorsprung herausfahren können, aber wenn es darauf steil in die Tiefe ging, in die Einfahrt zur ersten Loopingspirale, mußte er die Zähne zusammenbeißen, wenn er Freerick nicht gleichziehen lassen wollte. Er heftete seinen Blick wieder auf die blaue Linie vor sich. Heute sollte Freerick verlieren, hatte er sich geschworen.
    “Na, dann wollen wir den Römern mal wieder Stimmung in ihr Kolosseum bringen, was, Kell?” Freerick kicherte fröhlich.
    Torkell reagierte nicht darauf, nahm es nicht einmal richtig wahr. Sein Körper wartete nur darauf, die anschwellende Ungeduld in kräftige Tritte umsetzen zu können.
    Ein trockener Knall, ein blendendweißer Blitz zuckte durch die Röhre!
    Torkell explodierte geradezu, und das Gestänge des Schaltgetriebes knackte und knirschte unter seinem Antritt. Wie ein Geschoß flog er davon, schaltete hoch, gleich darauf noch einmal. Beinahe wäre er ins Schleudern geraten, so ungestüm zerrte er am Lenker. Hinter sich hörte er einen erstaunten Ausruf: “Mach keinen Quatsch, Kell! Das hältst du nicht durch!”
    Ein kurzer Lachkrampf schüttelte ihn, brachte ihn kurz aus dem Rhythmus. Halt's Maul! dachte er böse und spürte eine heiße Flamme in sich auflohen. Und dann sagte er sich noch: Diesmal gewinne ich, Freerick, und dann erst werden wir wieder richtige Freunde sein.
    Die Linkskurve, sacht steigt die Bahnlinie an der Röhrenwandung empor. Als er das erste Rennen fuhr, hatte er Angst vor der Steigung und drosselte das Tempo. Prompt rutschte er über die rote Trennlinie und wurde disqualifiziert, bevor der Wettkampf richtig begonnen hatte.
    Rein in die Gegenkurve. Es läuft! Leichtfüßig spurtet er die Steigung hinauf und greift in die Schaltung. Jetzt die Ruhe bewahren, befiehlt er sich, nicht zu früh raufschalten, erst wenn die Beine nicht mehr drehenwollen. Mit der kleinsten Übersetzung jagt er über den Buckel hinweg und taucht in die steile Abfahrt. Da hört er wieder Freericks Schnaufen hinter sich. Wie hat er das gemacht? durchzuckt es ihn. So schnell ist er doch noch nie die Steigung angegangen.
    Schalten. Torkell beschleunigt. Dann preßt ihn eine Riesenfaust in den Sattel, als er in die Loopingspirale hineinschießt. Automatisch rutscht er ganz nach hinten, bis er fast über dem Rad sitzt. Anders könnte er das Vorderrad nicht mehr halten. Die erste Windung, die zweite. Nicht den Schwung zurücknehmen, unten bleiben!
    Er liegt fast auf dem Renner. Dann der Aufwärtskreisel! Die Ringe erweitern sich, hier muß man voll reintreten. Im, zweiten schleudert er kurz, weil er sich verschaltet, aber noch hat er die Nase vorn.
    “Mensch, Kell! Hör auf mit dem Blödsinn! Im Riesenloop fällst du von der Decke, wenn dir die Puste ausgeht!” Freerick keucht, Bestürzung klingt aus seinen Worten.
    “Fahr!” sagt Torkell bissig, aber so leise, daß der andere es wahrscheinlich nicht hören kann. Eine kurze Gerade bildet die Einfahrt zur Abwärts Schnecke. Endlich haben seine Beine den Rhythmus gefunden und treten fast wie von selbst.
    Plötzlich ist Freerick neben ihm. Sein Gesicht ist verzerrt, er atmet schnell und heftig, aber er ist längst nicht so ausgepumpt, wie Torkell hofft. Torkells Atem beginnt in den Lungen zu rasseln, und die

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