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Drachenläufer

Drachenläufer

Titel: Drachenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Khaled Hosseini
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aber sprechen tut weh. Ich weiß das, weil ich vor einiger Zeit, vielleicht vor einem Jahr, vielleicht vor zwei, vielleicht vor zehn Jahren, mit einem Kind zu sprechen versucht habe, das Rouge auf den Wangen und schwarz verschmierte Augen hatte. Das Kind. Ja, ich sehe es jetzt. Wir sind in irgendeinem Gefährt, das Kind und ich; ich glaube nicht, dass Soraya am Steuer sitzt, denn Soraya fährt nie dermaßen schnell. Ich will dem Kind etwas sagen - es scheint sehr wichtig zu sein. Vielleicht will ich ihm sagen, dass es doch bitte mit dem Weinen aufhören möge, dass alles gut werden wird. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aus irgendeinem Grund, der mir selbst nicht ganz klar ist, möchte ich dem Kind danken.
    Gesichter. Grüne Kappen. Sie tauchen auf und verschwinden wieder aus meinem Gesichtsfeld. Sie reden schnell, gebrauchen Wörter, die ich nicht verstehe. Ich höre andere Stimmen, andere Geräusche, Signaltöne und Alarmschellen. Und es kommen immer mehr Gesichter hinzu. Sie blicken auf mich herab. Ich erinnere mich an keines, außer an das mit
    den gegelten Haaren und dem Clark-Gable-Schnauzer, das mit dem Afrikafleck auf der Haube. Mister Soap Opera. Komisch. Mir ist zum Lachen zumute. Aber auch das tut weh. Mir schwinden die Sinne.
    Sie sagt, sie heiße Aisha, »wie die Frau des Propheten«. Ihr ergrautes Haar ist in der Mitte gescheitelt und im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. In ihrem Nasenflügel steckt ein blinkender Edelstein. Sie trägt eine Brille mit Bifokalgläsern, die ihre Augen unnatürlich groß erscheinen lassen. Auch sie ist grün gekleidet, und ihre Hände sind sanft. Sie bemerkt, dass ich sie ansehe, und lächelt mir zu. Sagt etwas auf Englisch. Ich spüre einen Stich in der Seite. Mir schwinden die Sinne.
    Neben meinem Bett steht ein Mann. Ich kenne ihn. Er ist dunkel und schlaksig, hat einen langen Bart. Auf dem Kopf sitzt - wie nennt man diese Dinger noch gleich? Pakols? Er trägt es schief auf dem Kopf, wie jene berühmte Person, deren Name mir im Augenblick nicht einfällt. Ich kenne den Mann. Er hat mich vor langer Zeit chauffiert. Ich kenne ihn. Mit meinem Mund stimmt etwas nicht. Ich höre ein Blubbern. Mir schwinden die Sinne.
    Mein rechter Arm brennt. Die Frau mit der Bifokalbrille und dem Nasenstecker beugt sich über meinen Arm und legt mir einen durchsichtigen Plastikschlauch an. Das sei Kalium, sagt sie. »Brennt wie ein Bienenstich, nicht wahr?«, sagt sie. Wie heißt sie noch? Der Name hat irgendwas mit einem Propheten gemein. Trug sie nicht einen Pferdeschwanz? Jetzt hat sie das Haar zu einem Knoten hochgesteckt. Einen solchen Knoten trug auch Soraya, als wir uns das erste Mal gesprochen haben. Wann war das? Letzte Woche? Aisha! Ja.
    Mit meinem Mund ist irgendetwas nicht in Ordnung. Und dann dieses Stechen in der Seite ...
    Mir schwinden die Sinne.
    Wir sind in den Sulaiman-Bergen von Belutschistan, und Baba ringt mit einem schwarzen Bären. Es ist der Baba meiner Kindheit, Toophan Aga, ein überaus stattlicher Paschtune und nicht der welke Mann unter den Decken, der Mann mit den eingefallenen Wangen und hohlen Augen. Die beiden, der Mann und die Bestie, wälzen sich über einen Fleck aus grünem Gras, und Babas braune Locken fliegen. Der Bär brüllt, oder vielleicht ist es Baba. Speichel und Blut spritzen herum, Klauen und Fäuste schlagen drein. Mit dumpfem Dröhnen stürzen sie zu Boden. Baba sitzt auf der Brust des Bären und bohrt seine Finger in dessen Schnauze. Er blickt zu mir auf, und ich erkenne mich in ihm wieder. Ich ringe mit dem Bären.
    Ich wache auf. Der schlaksige dunkle Mann steht wieder an meinem Bett. Sein Name ist Farid, ich erinnere mich. Und in seiner Begleitung ist das Kind aus dem Auto. Sein Gesicht erinnert mich an den Klang der Schellen. Ich habe Durst.
    Mir schwinden die Sinne.
    Ich pendele zwischen Wachheit und Ohnmacht.
    Wie sich herausstellte, hieß der Mann mit dem Clark-Gable-Schnauzer Dr. Faruqi. Er war am Ende doch kein Seifenopernstar, sondern vielmehr ein Facharzt für plastische Chirurgie. Trotzdem erinnerte er mich stets an eine Figur namens Armand aus irgendeiner schwülstigen Kitschgeschichte vor tropischer Kulisse.
    Wo bin ich? wollte ich fragen, konnte aber den Mund nicht öffnen. Ich kräuselte die Stirn, grunzte. Armand lächelte. Er hatte blendend weiße Zähne.
    »Noch nicht, Amir«, sagte er auf Englisch mit starkem, rollendem Urdu-Akzent. »Aber bald. Wenn die Drähte raus sind.«
    Drähte?
    Armand verschränkte

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