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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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ihrer Herkunft jetzt nicht gegen sie sprechen würde. Sie wusste, dass Zurkas Tochter, Balia, sie nie als wahres Mitglied der Wagenleute betrachtet hatte, und Balia war nicht ohne Einfluss.
    Ceria ritt über die sanft steigenden und fallenden Hügel auf jenes Gebiet der Valian-Ebene zu, wo der Stamm zu dieser Jahreszeit sein Lager aufschlug. Es war spät, als sie sich dem großen Halbkreis der Wagen näherte. Es roch nach der Asche der Feuerstellen und der scharfen Ausdünstung der großen Ziegen, die die Wagen zogen. Als Ceria ihr keuchendes Pferd zügelte, kamen unter den Wagen Hunde hervorgekrochen, knurrend und argwöhnisch schnüffelnd. Ceria schwang sich aus dem Sattel und sprach leise zu ihnen, und obwohl sie schon seit Jahren nicht mehr hier gewesen war, leckten sie ihr die Hände, während sie im Dunkeln über ein Wagengeschirr kletterte. Plötzlich bewegte sich ein Schatten vor einem Wagenrad. Sie fuhr zurück, erkannte dann aber erleichtert Boblan, einen stummen Zwerg, der der persönliche Diener ihrer Mutter war. Er kam lächelnd auf sie zu. »Ich bin es, Boblan«, sagte sie. »Tabushka - ich bin zurückgekommen. Kümmer dich bitte um mein Pferd – ich muss mit meiner Mutter sprechen.«
    Der Zwerg nickte und humpelte davon. Ceria wandte sich zu den Wagen, aber eine vertraute Stimme rief ihren Namen.
    Ceria erblickte eine Frau, die aus einem der Wagen in das Mondlicht hinaustrat. Sie war etwa im gleichen Alter wie Ceria; ihr dunkles, lockiges Haar fiel bis über ihre Taille, und sie trug ein knöchellanges, mit Flitter und Kettchen besetztes Kleid, das leise wisperte, wenn sie ging.
    »Balia«, sagte Ceria leise. »Hallo, meine Schwester.«
    Die Frau blickte sie an und sagte: »Nenne mich nicht so. Wir sind keine Schwestern.« Das Mondlicht ließ ihre Züge noch kälter als ihre Worte erscheinen.
    »Keine Blutsschwestern«, entgegnete Ceria, »aber ich habe dich immer wie eine Schwester geliebt.«
    Balia verschränkte die Arme. Sie hält mich für eine Verräterin, weil ich fortgegangen bin, dachte Ceria. In ihren Augen gehöre ich nicht mehr zu den Rayanern. Der Gedanke machte Ceria traurig, aber er überraschte sie nicht. Sie wusste seit Jahren, dass Balia eifersüchtig auf sie war. Sie wollte sich schon verteidigen, ließ es aber dann auf sich beruhen, da die Zeit drängte.
    »Ich bin gekommen, um die Drachenperle zu holen«, sagte sie. »König Ephrion braucht sie dringend.«
    Balias Augen weiteten sich, als die Drachenperle erwähnt wurde, aber sie verhielt sich, als verstünde sie nicht, was Ceria meinte. »Wie merkwürdig, dass du hierhereilst, wenn es um Oberwald geht, Ceria, während du dich doch sonst nicht um die Menschen kümmerst, die du angeblich liebst.«
    Ihre Worte verwirrten Ceria, aber bevor sie antworten konnte, fuhr Balia fort: »Ich bin jetzt für das Lager verantwortlich. Mutter ist krank. Sie kann den Wagen nicht mehr verlassen.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Natürlich nicht«, sagte Balia bissig. »Du warst zu sehr mit deinem Liebhaber beschäftigt.« Sie spielte mit einem Kettchen. »Ein Monarch ist ein guter Fang, Schwester, aber für die Wagenleute von geringer Bedeutung. Verlasse uns jetzt. Du bist hier nicht willkommen. Und das, was du suchst, haben wir nicht.«
    »Du lügst«, sagte Ceria mit ruhiger Gewissheit. »Vergiss nicht, dass ich das Zweite Gesicht habe. Ich weiß, dass die Perle hier ist, und ich muss sie haben. Fandora hat Simbala den Krieg erklärt, und sie kann uns vielleicht helfen. Lass mich mit Mutter sprechen. Sie wird verstehen, wie dringend mein Anliegen ist.«
    Balia blickte sie böse an. »Ich bin hier die Königin, und ich nehme keine Befehle und Beleidigungen von der Kurtisane eines Bergarbeiters entgegen!« Sie ging mit vorgestreckten Händen auf Ceria zu. »Fort mit dir, bevor ich dich wegjagen lasse!«
    Überraschung lähmte Ceria für einen Moment; ihr war nicht zum Bewusstsein gekommen, wie tief der Neid ihrer Schwester ging. Balia trieb sie zurück, fort von den Wagen. Ceria wurde plötzlich zornig. Dies war nicht der Zeitpunkt für kleinliche Streitereien!
    Während sie mit ihrer Schwester rang, huschte Boblan an ihnen vorbei. Er klopfte an die Tür eines Wagens. Die Tür öffnete sich, und das gelbe Licht einer Petroleumlampe fiel auf das Lager. Die beiden Schwestern blickten auf und sahen eine alte Frau in der Tür.
    »Mutter«, flüsterte Ceria und lief die Stufen hinauf, um sich umarmen zu lassen.
    Eine Stunde später, als der erste

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