Drachenland: Roman (German Edition)
»Laut König Ephrion hat Ceria im Interesse Simbalas gehandelt. Der Spion behauptet, dass Fandora zu den Waffen gegriffen habe, um die Ermordung eines Kindes zu rächen – einen Mord, der dem an dem Kind aus Nordwelden sehr ähnelt. Evirae hat eine Möglichkeit gefunden, die Begegnung des Spions mit Ceria als Beweis für ein Bündnis zwischen den Fandoranern und mir zu benutzen. König Ephrion vermutet, dass Evirae die Familie zusammenrufen wird, um über meine Amtsenthebung abzustimmen.«
»Sicherlich wird das erfolglos sein. Es wird Streit geben! Nicht die ganze Familie wird gegen Euch stimmen. Ohne einstimmige Entscheidung wird das Treffen keine große Wirkung haben.«
Falkenwind steckte die Pergamentrolle zurück in die Röhre, in der sie gekommen war. »Wer wird auf meiner Seite stehen? Kiorte gewiss nicht.«
»König Ephrion wird Euch unterstützen.«
»Ja«, entgegnete Falkenwind, »aber er hat mich zu seinem Nachfolger bestimmt. Er darf mich verteidigen oder für meine Amtsenthebung eintreten, aber er hat in der Angelegenheit keine Stimme.«
»Dann wird die Baronesse Euch unterstützen! Ihr habt voller Bewunderung von ihr gesprochen; sie ist nicht so töricht, auf Eviraes Pläne hereinzufallen.«
»Alora und Tolchin haben beide gesehen, wie Ceria den Spion in den Palast brachte. Werden sie es ablehnen, etwas zu bezeugen, was sie mit eigenen Augen gesehen haben? Das würde einem Landesverrat gleichkommen.«
General Vora nickte; allmählich wurde ihm der Ernst der Lage klar. Jibron und Eselle würden für ihre Tochter eintreten, ebenso die weniger bedeutenden Minister und andere Mitglieder der Familie, die mehr zu gewinnen hatten mit der Prinzessin als Königin als mit einem Bergarbeiter im Palast. »Es muss eine Möglichkeit geben, Eure Unschuld zu beweisen«, sagte er hartnäckig.
Falkenwind nickte. »Wie lange braucht man, um zu Pferd zu den Ebenen im Süden zu gelangen?«
Vora war entsetzt. »Ihr könnt doch nicht an Flucht denken!«
»Nein, General, aber ich muss Gebrauch von dem machen, was König Ephrion mir berichtet hat. Ceria ist Evirae entkommen, um einen Auftrag für König Ephrion zu erfüllen. Sie ist auf der Suche nach einem Edelstein, der Drachenperle genannt wird und vielleicht im Rayanerlager ihrer Kindheit versteckt ist. Er enthält Informationen über die Drachen und könnte den Grund ihrer Angriffe auf uns erklären. Ich muss Ceria und die Drachenperle finden! Es ist unbedingt erforderlich, dass wir die Wahrheit über die Drachen erfahren. Sie sind gefährlicher als die Fandoraner.«
»Ihr könnt die Armee nicht verlassen!«
»Ich werde nichts dergleichen tun, Vora. Auf dem Weg nach Süden kann ich die Truppen, die auf ihrem Rückweg aus dem Südland sind, treffen. Wenn unsere Männer wieder vereint sind, werden die Fandoraner zur Küste fliehen wie ein Baumbär vor einem Feuer.«
»Es gefällt mir nicht«, brummte Vora. »Wer weiß, was sich die Prinzessin wieder während Eurer Abwesenheit alles einfallen lässt.«
»Zumindest wissen wir, was sie tut, wenn ich bleibe.« Falkenwind lächelte den General etwas mühsam an. »Jeder, der des Landesverrats für schuldig befunden wird, kommt sofort ins Gefängnis. Was erscheint Euch schlimmer? Ein abwesender Held oder ein Monarch in Ketten?«
Vora antwortete nicht.
Falkenwind bestieg sein Pferd, hob den Arm, pfiff, und der Falke schoss von oben herunter und setzte sich auf Falkenwinds Schulter. Falkenwind lenkte sein Pferd nach Osten. Er würde ungesehen im Wald untertauchen und dann zur Valian-Ebene reiten.
Ceria ritt schnell und trieb Lady Tenors Pferd schonungslos an. Sie tat es ungern, aber sie durfte keine Zeit verlieren. Ihr Auftrag war dringend, und sie wusste nicht, ob Evirae ihr einige ihrer Vertrauensleute nachgeschickt hatte.
Es war jetzt Abend. Der Himmel klarte auf. Zu ihrer Rechten war die Sonne unter den Horizont gesunken, und die Wolken über ihr waren rostbraun und bernsteinfarben. Die Luft war sauber und frisch, der Boden feucht, aber Ceria achtete kaum darauf.
Sollte sie als Kind tatsächlich die Drachenperle im Lager gesehen haben, dann wurde sie sicher eifersüchtig bewacht. Wenn es ein so kostbarer Schatz war, würden sie ihn ihr wohl kaum aushändigen.
Gewiss, sie war die Pflegetochter von Zurka, der Anführerin des Shar-Stammes, aber sie hatte als Findelkind immer einen leichten Unterschied gespürt in der Art, wie sie von den anderen Rayanern behandelt wurde. Sie hoffte nur, dass das Geheimnis
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