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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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sah verwirrt aus, dann drehte er sich um und ging auf den Palast zu. Ephrion seufzte. Evirae wird von Stunde zu Stunde dreister, dachte er. Der Bericht des Wächters würde nicht zu seinen Gunsten ausfallen, aber er hatte keine andere Wahl. Falkenwind musste so schnell und so sicher wie möglich gewarnt werden.
     
    Es war dunkel in den bewaldeten Hügeln, die das Kamerantal begrenzten. Das helle Mondlicht durchdrang das Laubwerk nicht. Hier und dort brannte ein kleines, sorgfältig abgeschirmtes Feuer, und um diese Feuerstellen herum lagerten die Reste der fandoranischen Armee und schliefen den Schlaf der Erschöpften.
    Lagow stand im Dunkeln am Rand einer der kleinen Lichtungen. In Gedanken sah er Jelrich vor sich, seine Frau, seinen Sohn, seine Tochter. Im Allgemeinen zog um diese Jahreszeit das Geschäft an – die Leute wollten Wagen und Werkzeuge repariert haben, und der Verkauf der Frühjahrsernte würde manch einen dazu ermutigen, sich neue Möbel anfertigen zu lassen. Anstatt ein Wagenrad auszubalancieren oder einen Stuhl zu polieren, stand er jetzt hier und musste sich darauf gefasst machen, im Dunkeln Drachen und feindlichen Soldaten gegenüberzutreten. Er blickte sich nach den anderen Männern um. Er hatte viele von ihnen kennengelernt, und ihr erschöpftes und müdes Aussehen erschütterte ihn, wenn er es mit dem in jener festlichen Nacht in Tamberly verglich. Wie lang war das schon her!
    Es gab noch andere, die nicht schlafen konnten. Dayon saß neben Tenniel, der im Schlaf stöhnte und murmelte, weil die Schmerzen sich in einer endlosen Folge von Albträumen äußerten. Jondalruns Sohn starrte in die glühende Asche eines Feuers. Er hatte nicht gewusst, was sie von ihren Gegnern zu erwarten hatten, aber er hatte mit der Möglichkeit eines schrecklichen, übernatürlichen Verhängnisses gerechnet. Und war nicht ein Drache aufgetaucht? Und warum hatte er sie nicht angegriffen – spielten die Simbalesen mit ihnen? Dayon starrte auf die glühenden Kohlen, als Pennel neben ihm auftauchte. Er blickte besorgt auf Tenniel und sagte dann zu Dayon: »Hier sind wir wenigstens sicher vor Windschiffen und Drachen.«
    »Oder sie haben uns in die Falle gelockt.«
    »Glaubst du, dass die Simbalesen den Drachen gerufen haben, Dayon?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Das frage ich mich«, entgegnete Pennel. Er stocherte mit der Spitze seines Stiefels in der Asche. »In diesem Krieg geschieht mehr, als dein Vater erwartet hat. Er hat den Drachen kaum erwähnt, seit der in den Wald geflogen ist.«
    »Woher soll denn deiner Meinung nach der Drache gekommen sein?«
    Pennel schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Mir fällt nur ein Mensch ein, der über genug Wissen verfügte, um etwas Licht in dieses Thema zu bringen.« Er blickte Tenniel traurig an.
    »Du meinst Amsel, den Einsiedler?«, fragte Dayon. »War er nicht ein Verräter?«
    »Ich wünschte jetzt, wir hätten ihn länger angehört.« Pennel seufzte. »Es geschehen Dinge, die wir nicht verstehen. Ich frage mich, ob die Simbalesen nicht noch unsere kleinste Sorge sind.«
    Dann verließ er den schwachen Feuerschein wieder, und Dayon blieb allein zurück und dachte an einen Mann, den er nur aus den Schilderungen anderer kannte. »Amsel«, murmelte er. »Er wurde beschuldigt, die Ermordung meines Bruders angestiftet zu haben.« Er schüttelte den Kopf. »Ich werde wohl nie erfahren, ob das stimmt. Die Leiche des Einsiedlers liegt unter den Trümmern seines Baumhauses.«
     
    Nach Einbruch der Dunkelheit erhielt Falkenwind eine Botschaft, aber es war nicht die, die Ephrion ursprünglich geschrieben hatte.
    Falkenwind hielt die Pergamentrolle auf einer Lichtung ins Mondlicht. Zu seiner Linken stand General Vora, der stirnrunzelnd versuchte, über die Schulter des größeren Falkenwind mitzulesen. »Was steht drin?«, fragte er.
    »Die Prinzessin hat Beweise für Landesverrat gefunden«, erwiderte Falkenwind. »Sie trachtet danach, mich aus dem Palast entfernen zu lassen.«
    »Unmöglich!«, sagte Vora. »Ihr seid doch die ganze Zeit hier gewesen!«
    »Offenbar hat Evirae irgendwie Ceria mit dem verschwundenen Spion aus Fandora in Verbindung gebracht.«
    »Unsinn!«
    Falkenwind schüttelte den Kopf. »Dies ist eine ernst zu nehmende Beschuldigung. Laut Ephrion hat Ceria den Spion unter den Augen von Evirae und Baron Tolchin in den Palast gebracht.«
    »Ist die Rayanerin wahnsinnig?« Vora griff nach der Rolle. Falkenwind drehte das Pergament so, dass Vora es lesen konnte.

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