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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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langsam wieder zur Ruhe kam.
    Vom winzigen Strandstreifen unterhalb des Kliffs beobachteten Jondalrun und Dayon, wie fünf Boote von den Winden heruntergelassen wurden. Auf dem Kliff, außerhalb ihres Blickfeldes, warteten viele andere Boote darauf, aufs Wasser gelassen zu werden. Alle waren flüchtig repariert oder aus alten Wagen und Karren zusammengebaut und mit einem Pechanstrich seetüchtig gemacht worden.
    Dayon schüttelte den Kopf. »Ich hätte es nie für möglich gehalten«, sagte er.
    »Es spart Zeit«, sagte Jondalrun. »Und Zeit ist es, was wir brauchen. Es würde einen Tag dauern, diese Boote zum Strand hinunterzutragen – und der Strand ist schon überfüllt mit Männern, die für die anderen Boote eingeteilt sind. Auf diese Weise haben wir sie bis zur Morgendämmerung alle auf dem Wasser.«
    Lagow, der dabeistand, fragte: »Was soll das nützen, wenn die Männer dabei ums Leben kommen?« Er blickte Jondalrun herausfordernd an, und Dayon erstarrte, weil er einen der berühmten Wutanfälle seines Vaters erwartete. Doch Jondalrun nahm die Frage überhaupt nicht zur Kenntnis, sondern wandte sich ab und ging zu Tamark hinüber, der den Männern oben auf dem Kliff Befehle zubrüllte.
    »Bug herunterlassen!«, schrie Tamark, als Jondalrun zu ihm trat. »Es kommt zu schnell runter …« Er brach ab, als die Überbelastung eines der Seile reißen ließ. Das Boot kippte, und die Insassen fielen mit allem, was sie bei sich hatten, in das zwanzig Fuß tiefere Wasser. Einen Augenblick später stürzte das Boot hinterher. Jondalrun sah die jungen Männer wieder auftauchen und auf das Boot zuschwimmen, das glücklicherweise mit dem Kiel nach unten heruntergekommen war.
    Tamark blickte Jondalrun an, und Jondalrun war wie üblich etwas beklommen zumute unter dem Blick der schwarzen Augen. Der Fischer schien ihn anzulachen, obwohl er grimmig aussah. »Vielleicht«, sagte Jondalrun unsicher, »geht es mit den größeren Schiffen besser.«
    »Vielleicht«, sagte Tamark.
    Jondalrun warf ihm einen finsteren Blick zu. Dieses eine Wort versetzte ihn in Wut. Er mochte Tamarks zynische Art nicht. »Hast du etwa eine bessere Idee?«
    »Keine einzige«, sagte Tamark. »Nächstes Boot!«, brüllte er nach oben.
    Tenniel stand oben auf dem Kliff und starrte hinunter. Er hatte geholfen, das erste Boot hinunterzulassen, und war zutiefst erleichtert, dass noch alles gutgegangen war. Aber wie lange würde es dauern, bis jemand verletzt wurde? Schon jetzt hatten sie so viele Probleme, wie würde es da erst auf dem Schlachtfeld aussehen? Er warf einen Blick auf die vielen Männer, die darauf warteten, hinuntergelassen zu werden. Er sah in ihren Gesichtern eine gewisse Gleichgültigkeit, viel Nervosität und Furcht, aber nichts, was man als Eifer hätte bezeichnen können. Der Kampf wird sie verwandeln, dachte er, als er sich dem nächsten Boot zuwandte.
    Die ganze Nacht hindurch wurden die Boote vom Kliff hinuntergelassen. Die Männer arbeiteten ohne Essen oder Schlaf, und als die ersten Strahlen der Morgensonne über dem in Dunst gehüllten Simbala auftauchten, setzten sich die Boote in Bewegung, hinüber zur Hauptflotte, die vom Strand aus ihre Fahrt begonnen hatte.
    Die fandoranische Armee befand sich jetzt auf See, über eintausend Männer und Jungen mit zusammengeflickten Waffen und in improvisierten Booten, bereit zum Krieg gegen Simbala. Kaum einer ahnte, wie lächerlich sie den Simbalesen erschienen wären: eine Armee aus Bäckern, Kesselflickern, Bauern und Fischern. Doch trotz gemischter Gefühle waren alle entschlossen, die Existenz Fandoras zu sichern und Gerechtigkeit zu fordern für den Mord an den Kindern. Naiv und kriegsunerfahren, waren sie doch zum Einsatz bereit – sie bewiesen Mut. Kinder gehörten zu den wenigen Dingen, die für die Fandoraner Trost und Segen bedeuteten – greifbarer Beweis, dass das Leben weitergehen würde.
    So machte die Armee von Fandora sich hartnäckig auf ihre Reise nach Osten.
     
    Die Winde aus dem Norden bliesen unablässig und türmten Schnee auf die Klippen. Der Düsterling drosch mit seinen gewaltigen Flügeln auf die Luft ein. Hoch über dem eisigen Strom schwebend, flog er nach Süden zu den sagenumwobenen Höhlen, in denen einst die wahren Drachen, die Feuerdrachen, lebten.
    Lange bevor der Düsterling geschlüpft war, in einer Zeit, als Frost und Eis ihr Land noch nicht völlig bedeckt hatten, waren die Feuerdrachen nach Süden geflogen, zu dem hellen Ort in den Klippen. Die

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