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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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Bergarbeiter und Kaufleute fanden sich dort ein, um sich von der Hitze des Tages zu erholen. An diesem Abend jedoch schlenderten zwei Personen den Weg um den See entlang, die weder zu den Kaufleuten noch zu den Bergarbeitern gehörten.
    »Ich werde ihn morgen aufs Korn nehmen«, sagte Prinzessin Evirae.
    Ihr Ratgeber sah überrascht aus. »Wieso? Hat Falkenwind zugestimmt?«
    Evirae entgegnete spröde: »Aber, Mesor! Falkenwind weiß nichts davon.« Sie streichelte einen kleinen braunen Baumbären, der fügsam auf ihrer Schulter saß.
    »Verzeiht«, sagte Mesor, »aber wie kann König Falkenwind an einem Treffen im Viertel der Kaufleute teilnehmen, wenn er gar nichts davon weiß?«
    Evirae lächelte zuversichtlich. »Du wirst ihn morgen früh natürlich unterrichten. Teile Falkenwind bitte mit, dass ich in einer dringenden Staatsangelegenheit um seine Anwesenheit bitte.«
    Mesor antwortete nicht. Sie geht viel zu schnell voran, dachte er. Sie hat Falkenwind praktisch schon beschuldigt, mit Fandora verbündet zu sein, und nun plant sie auch noch, ihn öffentlich herauszufordern! Sollte Falkenwind etwas von dem Spion gehört haben, würde Eviraes Plan vor aller Augen scheitern! Er musste sie überreden, noch zu warten! Zunächst wechselte er das Thema, um sie abzulenken. »Eure Hoheit, gibt es schon Nachricht von Prinz Kiorte?«
    »Natürlich!«, schnauzte Evirae ihn wenig überzeugend an. »Thalen hat mich soeben von seiner Rückkehr von der Küste unterrichtet. Kiorte hat das Ufer auf Anzeichen von fandoranischen Schiffen überprüft.«
    Die Prinzessin log. Mesor wusste es. Über der Küste hing eine Nebeldecke, die auch den erfahrensten Windsegler fernhalten würde. Prinz Kiorte war immer noch unauffindbar – auch für Evirae.
    »Vielleicht wäre es am besten, die Rückkehr Eures Gemahls abzuwarten, bevor Ihr etwas unternehmt«, schlug Mesor vor.
    »Dazu ist keine Zeit!«, sagte Evirae. Dann flüsterte sie: »Tolchin und Alora sind unsicher geworden. Sie zweifeln an Falkenwind. Ich muss schnell vorgehen – bevor Falkenwind von dem Spion hört. Ich muss die Unterstützung der Leute im Kaufmannsviertel gewinnen. Wenn sie Falkenwind verdächtigen, wie es die Nordweldener vermutlich bereits tun, hat er nur noch die Bergleute auf seiner Seite. Ich bin sicher, dass man sie dazu überreden kann, ihre Meinung zu ändern.«
    Mesor war besorgt. Ihr Plan war zu durchsichtig, viel zu durchsichtig! Dies war viel schlimmer als alles, was sie sich in der Vergangenheit ausgedacht hatte. Ihm war nicht klar gewesen, wie sehr sie sich inzwischen nach dem Thron verzehrte …
    »Mesor!« Der Ratgeber blickte erschrocken auf. Der kleine Baumbär war von Eviraes Schulter gesprungen und lief jetzt auf den See zu. »Schnell!«, kreischte Evirae. »Fang ihn, bevor er ans Wasser kommt!«
    Mesor lief hinter dem Tier her und packte es behutsam. Dabei sah er Eviraes Spiegelbild auf dem Wasser. Es war verzerrt, mit einem riesigen Mund und winzigen Augen.
    »Komm zu mir, mein Liebling«, sagte das Spiegelbild, und Mesor fragte sich, ob er gemeint sei. Er brachte das kleine Tier zu Evirae zurück. »Danke«, sagte sie. »Es wird jetzt Zeit für dich, umzukehren, um deine Rede für Falkenwind vorzubereiten.« Sie lächelte ihn an. »Der Kutscher bringt dich nach Hause.«
    Mesor lächelte gezwungen. Im Lauf der Jahre hatte er einen gewissen Fatalismus entwickelt, und er wusste, dass er die Prinzessin im Augenblick nicht von ihrem Kurs abbringen konnte. Er musste vorerst abwarten. Es könnte schlimmer sein, sagte er sich. Ich bin wenigstens in ihre Pläne eingeweiht. Wenn sie es wirklich schafft, den Thron für sich zu gewinnen, kommt es gerade mir zugute. Er machte sich auf den Weg zur Kutsche, die im Hintergrund wartete, aber als er Evirae seinen Arm reichen wollte, schüttelte sie den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Ich gehe zu Fuß zurück.«
    Mesor war beunruhigt. Die Prinzessin, gewöhnlich so leicht zu durchschauen, überraschte ihn in der letzten Zeit fortwährend, und das gefiel ihm nicht.
    »Gut«, sagte er widerstrebend. »Ich werde Falkenwind morgen früh aufsuchen.« Er stieg in die Kutsche.
    Evirae lauschte noch den schwindenden Hufschlägen. Der Kämmerer ist ein Dummkopf, dachte sie. Er bemüht sich um meine Gunst, aber er übersieht die Folgen seines Ehrgeizes. Wenn das Komplott aufgedeckt wird, schiebe ich ihm die Schuld zu. Das Wort eines Kämmerers gilt schließlich nicht so viel wie das einer Prinzessin. Ein alter Spruch kam ihr in

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