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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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kalten
Boden tappen, um das Feuer wieder anzufachen.
    Kitiara schlief lieber in ihrem eigenen Kämmerchen, auch
wenn das von der Wärme weiter entfernt war. Eine Etage höher
und vom Rest der Hütte durch einen dünnen Mousselinvorhang
abgetrennt, war der Speicher für sie ihr privates Reich. Der
Preis für dieses eigene Reich konnte ziemlich hoch sein. In den
langen Wintern wachte sie morgens meist zitternd zu einer
Kugel zusammengerollt auf.
    Es gab ein Gnomensprichwort über die grundsätzlich harten
Winter von Solace: »Drei Schichten reichen nicht, und immer
guckt die Nase raus.« Die Winter schienen unendlich lang, aber
wenn es wirklich keiner mehr ertragen konnte, brach praktisch
über Nacht der Frühling an und überraschte selbst die
aufmerksamsten Bewohner von Solace.
    An diesem speziellen Morgen schlief die zwölfjährige
Kitiara noch. Sie hatte sich nicht zusammengerollt – ein gutes
Zeichen für das anrückende Wetter. Statt dessen war sie sogar
lang auf ihrem Strohlager ausgestreckt. Die Füße hingen über
das Ende hinaus, ein Zeichen, daß sie langsam aus ihrer Nische
herauswuchs. Im Schlaf war ihr Gesicht kindlich, fast sanft,
und ganz anders als der kühle, angelernte Ausdruck, den sie –
wenn auch nicht immer überzeugend – grundsätzlich als Teil
ihres Panzers gegen die Welt aufsetzte.
    Alle Weichheit war schlagartig verschwunden, als sie
unerwartet grob in die Seite gepiekst wurde.
Aus Kits Mund kam ein ziemlich phantasievolles Gemurmel,
und ohne die Augen aufzuschlagen, drehte sie sich zur Wand
und zog die Steppdecke fest um sich. Nach einer Pause ging
das Pieksen wieder los, diesmal ins Kreuz.
»Geh weg, Caramon«, murmelte sie verdrossen.
Pieks, pieks.
Langsam drehte sie sich zu dem zudringlichen Quälgeist um,
immer noch halb im Schlaf und mit trüben Augen.
»Oh.« Ihre Augen flogen etwas überrascht auf, als sie
erkannte, daß die kleine Gestalt nicht Caramon, sondern
Raistlin war. Dünn und blaß stand der Kleine, dessen ovales
Gesicht von hellbraunen Haarsträhnen umrahmt war, an ihrem
Bettrand. Er lächelte geheimnisvoll. Lächeln war selten bei
Raistlin, diesem ausgesprochen in sich gekehrten kleinen
Jungen.
»Ich bin früh aufgewacht…«, fing er schrill an.
»Aha.« Inzwischen sperrte Kitiara leider beide Augen auf
und wußte, daß es aus war mit dem Schlafen. Sie stützte sich
auf einen Ellenbogen und betrachtete ihren ungewöhnlichen
kleinen Bruder, den sie wirklich liebte, obwohl sie ihn mitunter
am liebsten erwürgen würde – eigentlich sogar an den meisten
Tagen, besonders jetzt.
Ein Blick nach unten verriet ihr, daß der
unternehmungslustigere Bruder, Caramon, noch fest schlief. Er
lag auf dem Rücken, seine Zehen zeigten in die Luft, und er
schnarchte leise. Die kleinen Betten der Zwillinge standen
nebeneinander, aber Caramon lag meistens quer über beide
Betten ausgestreckt. Kit wußte, daß Caramon am Vorabend
lange aufgeblieben war, weil er unter Gilons Anleitung
Schnitzen geübt hatte. Mit dieser neuerworbenen Kunst wollte
er sich seinen ersten Holzdolch machen.
Raistlin war wie gewöhnlich kurz nach dem Abendbrot ins
Bett gegangen, und Kitiara mußte vor dem knisternden Feuer
eingeschlafen sein. Der gute, verläßliche Gilon hatte sie
wahrscheinlich die Leiter hoch und in ihr Bett getragen.
Kitiara seufzte. Wie spät war es überhaupt? Pieks, pieks.
»Hörst du jetzt auf damit, Raist?«
Er hatte immer noch dieses komische Lächeln auf dem
Gesicht. Was machte ihn heute so fröhlich?
»Ich sagte gerade«, meinte er unnötigerweise, nachdem er
sich ihrer Aufmerksamkeit wieder sicher war, »daß ein Vogel
mit mir geredet hat… «
Kitiara zog mißtrauisch eine Augenbraue hoch. Die
Geschichte kam ihr unwahrscheinlich vor – aber bei Raistlin
konnte man nie wissen. Das Kind hatte etwas Eigenartiges an
sich, etwas Besonderes. Da er nicht viel mit anderen Kindern
redete, sprach er vielleicht wirklich mit Vögeln. Aber ob die
ihm antworteten? Und was für Vögel gab es überhaupt zu
dieser Jahreszeit in Solace?
»Was für ein Vogel?« fragte sie ungeduldig.
»Brauner Vogel«, erwiderte Raistlin achselzuckend, als wäre
das völlig nebensächlich. »Weiße Flügelspitzen«, meinte er
nach kurzer Pause. »Ist bloß durchgezogen, irgendwo anders
hin.«
»Schön. Und was hat der braune Vogel gesagt?« drängte
Kitiara, die sich allmählich aufrichtete.
»Hat gesagt, es wird ein ganz besonderer Tag.«
»Ach«, machte sie wenig beeindruckt. »Ganz besonders gut
oder ganz

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