Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
Enttäuschung behandelte Ursa sie weiterhin
kühl. Sie beschloß, großzügig darüber hinwegzusehen, und
versuchte, sich mit ihm besser anzufreunden, indem sie neben
ihm ritt und ihn ausfragte. Am ersten Tag konnte sie ihm kaum
ein Nicken in ihre Richtung abringen.
Am zweiten hatte sie mehr Glück. Ursa lächelte, als sie zu
ihm aufschloß. Überrascht und erfreut beschloß Kit, ihn nach
Gregor zu fragen, der ihr in diesen Tagen – oder eher in den
Nächten – viel im Kopf herumging.
»Ursa, an dem Tag, als wir uns zum ersten Mal begegnet
sind, da hast du gesagt, du hättest von meinen Vater gehört.
Hast du seitdem mal wieder von ihm gehört?«
Ursa sah zur Seite. »Nein«, sagte er kurz, als er sie wieder
anblickte.
»Ich weiß noch, wie du mir erzählt hast, du hättest als letztes
gehört, daß Gregor im Norden ist«, beharrte sie. »War das
irgendwo in der Nähe von dem Ort, wo wir jetzt hinwollen?
Meinst du, es besteht eine Chance, daß sich unsere Wege
kreuzen?«
Obwohl sie sich größte Mühe gab, ihre Gefühle zu
beherrschen, bemerkte Kit selbst ihren flehentlichen Tonfall.
»Kitiara, das ist lange her und war weit ab von unserem
augenblicklichen Ziel. Ich geh’ dir einen guten Rat: Wenn
Gregor Uth Matar freiwillig so weit fortgegangen ist, dann will
er entweder nicht von dir gefunden werden« – Ursa machte
eine Pause – »oder er ist tot.«
»Tot? Warum sagst du das?« Aber Kits Fragen erreichten
nur noch Ursas Rücken, als der davongaloppierte, um weiter
vorne zu kundschaften.
    Sie ritten in nordöstlicher Richtung, bis sie oben im OstwallGebirge waren, wo sie auf allen Seiten Felsen und Abhänge
umgaben. In der dritten Nacht machten sie früh Rast. Kit
bemerkte eine gewisse Erwartungshaltung an den anderen, die
ihre Waffen schärften und ihre Ausrüstung überprüften. Auch
die Pferde wurden besonders gut versorgt. Radisson
vergewisserte sich, daß sie reichlich Futter und Wasser
bekamen.
    Trauerkloß kochte eine Bohnensuppe, die sie alle hungrig
herunterschlangen. Anschließend zog er sich zurück und las in
seinen Lieblingsbuch, dessen Seiten er vollsabberte, bis er
einschlief. Radisson wickelte sich in seine Decke und legte sich
nah am Feuer auf die Erde. Ursa und El-Navar betrachteten ein
Stück Pergament – anscheinend eine Karte – aus El-Navars
Tasche, wobei sie sich leise besprachen.
    Nach einer Weile kam El-Navar zu Kit herüber. »An die
Arbeit. Ich werde dir die Haare schneiden.« Er holte sein
kurzes Messer mit der Doppelklinge heraus und zog es über
einen Stein, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    »Wieso?« fragte sie überrascht und hielt schützend eine
Hand an den Kopf. »Sind sie nicht kurz genug?«
Kitiara hörte Ursa belustigt grunzen, als dieser zu seiner
Decke ging. Es war sein erstes echtes Lachen seit mehreren
Tagen, wenn auch auf ihre Kosten.
»Sie müssen noch kürzer sein«, erläuterte El-Navar, »und ich
brauche ein paar für morgen. Morgen ist der Tag, wo der…
Plan über die Bühne geht, und da mußt du aussehen wie ein
bestimmter Mann.«
»Gwatmeys Sohn?«
El-Navar antwortete nicht, doch Kit ließ ihn näherkommen
und ihre Haare kämmen.
»Ach«, schwärmte El-Navar. »Du hast schöne Haare,
Kitiara. Schwarz wie die Nacht. Schade, daß wir einen Teil
davon abschneiden müssen.« Er fing an zu schneiden, und
nahm kleine Büschel ab, die er in eine Blechdose legte. »Aber
es ist notwendig.«
El-Navar war erstaunlich geschickt, er schnitt akkurat,
besonders im Nacken. Kit erschauerte unwillkürlich, als er
seine starke Hand auf ihren Hals legte, damit sie den Kopf nach
vorne senkte, doch es war keinesfalls unangenehm. Er arbeitete
lange schweigend vor sich hin.
Seine ebenso sanften wie sicheren Bewegungen lullten Kit
ein.
»Was liest Trauerkloß da eigentlich die ganze Zeit?« fragte
sie.
»Oh«, sagte El-Navar beim Arbeiten, »Das ist so ein Buch,
das er auf irgendeinem Markt gekauft hat. Zaubertricks und
Zaubertränke. Ich kann kein bißchen lesen. Er glaubt, daß er
durch das Lernen einmal ein Zauberer wird. Es ist ihm
gelungen, sich ein paar einfache Sprüche anzueignen, die
wirklich praktisch sein können. Ich nehme an, daß wir morgen
etwas von seiner Kunst zu sehen bekommen.«
El-Navar war sehr sorgfältig. Eine Zeitlang widmete er sich
ihrem Pony, den er fast bis zum Haaransatz zurückschnitt. Und
dabei starrte er Kit direkt in die Augen. Überrascht stellte sie
fest, daß seine Augen gar nicht hart und metallisch glänzten,
wie sie ihr erst

Weitere Kostenlose Bücher