Drachenlanze - Der Bund der ...
anwinkeln und auch stehen.
Auf der anderen Seite der Höhle kümmerte sich Trauerkloß
bereits um Colo. Er hatte ihr die Kleider heruntergerissen und
rieb ihren Körper mit einer seiner Tinkturen ab. Ihr Stöhnen
hatte aufgehört, doch hin und wieder schrie sie vor Schmerz
auf. Das Wälzen auf dem Boden war nicht nur ein Reflex
gewesen, sondern Colo hatte dadurch die Wirkung des
Speichels verlangsamt. Von Ursa wußte Kit, daß das Gift eines
Sligs wie ein ganzer Bienenschwarm stach, doch wenn man es
schnell behandelte, konnte man die Wirkung abschwächen.
Der häßliche Slig lag verrenkt und regungslos in einer
dunklen Pfütze aus fauligem Blut, dessen Gestank Kit in die
Nase stieg. Als sie ihn betrachtete, fragte sie etwas außer Atem:
»Was jetzt?«
»Wir schlagen ihm den Kopf ab, um zu beweisen, daß wir
ihn getötet haben«, sagte Ursa.
Sie und Ursa machten sich mit ihren Schwerten an die
Arbeit. Sie hatten einiges zu tun, denn die orangefarbenen
Schuppen des Sligs und seine dicken Halsmuskeln waren so
hart wie Stein. Nur daß aus diesem speziellen Stein eine
stinkende schwarze Masse Blut und Innereien quollen.
Nachdem Ursa sich dieser grausigen Arbeit eine Weile
gewidmet hatte, stand er müde auf. Der Auftrag war erfüllt. Er
hatte ein Seil um den Kopf des Sligs gebunden, damit sie ihn
aus der Höhle herunterlassen konnten und die schwere,
triefende Trophäe nicht tragen mußten.
Kit ging zu Colo, die auf einem Stein saß. Ihre Haut war
überall gerötet und hatte Blasen geworfen, und bis auf die
Salbe und die Decke, die Trauerkloß ihr locker umgelegt hatte,
war sie nackt.
»Danke«, sagte Kit verlegen. »Wenn du nicht gewesen
wärst…«
Ursa kam ebenfalls an und grinste Colo an. »In ein paar
Stunden läßt der Schmerz nach«, sagte er und fügte hinzu:
»Falls Schlaukopf seine Sache versteht.«
Selbst unter diesen widrigen Umständen staunte Kit über
Colos geschmeidige, sinnliche Gestalt. Die Söldnerin heuchelte
keinen falschen Anstand. Colo zog die Decke unter ihren
Blicken kein bißchen enger. Mißmutig sah sie zu ihnen hoch
und wandte ihr verstimmtes Gesicht Ursa zu.
»Schleim und Spucke«, murmelte sie fluchend. »Das war
nicht mein Tag.«
Sie zimmerten einen einfachen Flaschenzug zurecht, mit
dem sie den blutigen Kopf des Sligs – so groß und schwer wie
ein Felsblock
– auf den Boden unterhalb des Wasserfalls
hinabließen. Das dauerte seine Zeit. Inzwischen war die
Dämmerung vorüber, und die Nacht senkte sich rasch über sie.
Ursa zerrte den Kopf des Sligs ein paar hundert Fuß weit auf
eine kleine Lichtung, wo er das Seil hinwarf.
»Wir können genausogut hier lagern«, sagte der Söldner,
während er sich kläglich die Wunde an seiner Schulter rieb.
»Und die Pferde?« fragte Colo, die immer noch in die Decke
gehüllt war.
»Ich hole sie«, sagte Trauerkloß und brach in die Richtung
auf, aus der sie gekommen waren.
»Ich helfe dir«, bot Kit an und wollte ihm folgen.
Trauerkloß winkte ab und verschwand im dunklen Wald.
»Der kommt schon zurecht«, sagte Ursa.
»Was machen wir mit, hm, dem Ding da?« fragte Kit, die
mit dem Finger auf den scheußlichen Kopf des Sligs zeigte.
»Ach«, sagte Ursa, »der läuft uns nicht weg.« Mit
Anstrengung hob er die blutige Trophäe hoch und steckte sie
auf das Ende eines kurzen, dicken Astes, der aus einem Baum
herausragte. Da baumelte sie ziemlich schief wie eine groteske
Kürbismaske.
»Davon bekommen die Eulen Alpträume«, sagte Colo und
schüttelte sich.
»Hält auf jeden Fall die Krähen ab«, grinste Kit.
Ursa lachte lauthals. Nach dem erfolgreichen Kampf waren
sie alle aufgedreht. Ursa pfiff ein Lied, während er seine
Schulter verband. Danach machte er Feuer. Colo ging es schon
besser. Sie bestand darauf, sich etwas anzuziehen und die
Umgebung nach etwas Eßbarem zu durchforsten. Die wilden
Beeren, die sie dabei fand, ergänzten die Fleischstreifen, die
Ursa mitgebracht hatte.
Nach dem Essen begannen sie, ihre Schwerter zu putzen.
Colo suchte mehr Salbe, wozu sie im Gepäck von Trauerkloß
herumkramte, das dieser zurückgelassen hatte. Kitiara hatte ihr
Schwert gerade fertig poliert und war dabei, es in ein paar
große, trockene Blätter einzuwickeln, als Ursa leise bemerkte:
»Ich frage mich, wo Schlaukopf bleibt. Er ist schon ziemlich
lange fort.«
Bevor einer von ihnen etwas entgegnen konnte, erklang eine
Stimme aus dem Wald, und sie hörten um sich herum
verstohlene Geräusche.
»Bleibt, wo ihr seid«, sagte die Stimme.
Kit merkte,
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