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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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besser war, die beiden Soldaten, die während seiner
Kostprobe in der Wirtsstube gesessen hatten, würden die
Geschichte wahrscheinlich in die Garnison im Schloß tragen,
wo sie vielleicht sogar dem Ritter – wie hieß er noch? Curston?
- zu Ohren kommen würde.
Delbridge setzte sich auf. Daraus konnte viel mehr werden
als aus einer umherziehenden Gauklerschau. Die Dienste eines
fähigen Sehers wären für einen Herrscher unbezahlbar.
Vielleicht würde er bei Hof angestellt werden, und dann
würde Delbridge endlich bekommen, was er sich immer
ersehnt hatte Müßiggang, Ansehen, Würde und Reichtum.
Delbridge fiel der Zettel an der Wirtshaustür wieder ein.
Morgen war Audienztag! Er beschloß, um eine Unterredung
mit dem Ritter zu bitten und ihm seine Dienste anzubieten.
Aber damit blieb ihm nur sehr wenig Zeit, das Armband zu
untersuchen.
Er hatte eine lange Nacht vor sich.
Kapitel 8
Gerichtstag
    Einfach die Straße hier hoch«, sagte Shanus und zeigte mit
dem Daumen in die Richtung. »Dann nehmt Ihr die erste
rechts, bis zum Geschäft des Putzmachers, danach geht’s scharf
links. Ihr könnt gar nicht falsch laufen, Meister Omardicar – «
    »Omardicar reicht.«
»Ja, mein Herr. Es ist die erste Zugbrücke über den Fluß.«
Schon jetzt, dachte Delbridge, verhielten sich die Menschen
    ihm gegenüber anders. Um für den heutigen Tag vorbereitet zu
sein, hatte er einen Laufburschen vom Gasthaus losgeschickt,
der neue Kleider holen mußte, die besser zu einem Wahrsager
paßten: einen langen, lila Umhang, der mit weißem
Kaninchenpelz besetzt und mit allen möglichen Symbolen
bedeckt war, dazu einen hohen Hut aus Kaninchenpelz. Shanus
hatte Delbridge angeboten, ihm das Geld vorzuschießen. Er
könnte es ihm nach seiner Audienz beim Ritter zurückzahlen.
    Wohlgemut eilte Delbridge rechts die Straße hoch und dann
zum Fluß. Eine große Steinbrücke spannte sich über das
Wasser. Dahinter reckte sich die Burg in der Vormittagssonne
hoch in die Luft.
Delbridges Schritte auf der Brücke wurden von dem
tosenden, rasch fließenden Wasser unter ihm übertönt.
    Wieder zog Delbridge seine Kleider zurecht, bevor er seine
Hand einer Wache entgegenstreckte. »Omardicar, der
Allwissende, Hellseher, zu Euren Diensten. Vielleicht habt Ihr
schon von mir gehört?« Die Wache, die ihrem langen
Schnurrbart nach dem solamnischen Orden angehörte, verzog
keine Miene und sagte nichts. »Nun, also, ich möchte um eine
Audienz bei Lord Curston bitten. Führt mich doch bitte zum
richtigen Saal, guter Mann.«
    Die Wache musterte Delbridge abschätzig, schnaubte dann
zweifelnd und schüttelte den Kopf. »Wenn Ihr früher
gekommen wärt, hättet Ihr mit allen anderen gehen können.
Hört gut zu, weil ich nichts wiederholen werde. Ihr seid jetzt
am äußeren Südtor. Geht geradeaus weiter und dann durch den
äußeren Burghof zum inneren Südtor. Von dort aus wird Euch
jemand den Weg durch das Vorzimmer zum kleinen Burgsaal
neben dem Westflügel zeigen.«
    Delbridges Kopf schwirrte bei dieser komplizierten
Beschreibung. »Tantallon sieht doch ganz friedlich aus. Wozu
soviel Aufwand zur Verteidigung?«
    »Tantallon hat Frieden, weil das Schloß gut befestigt ist und,
weil wir immer wachsam sind«, erklärte die Wache mit offensichtlichem Stolz. »Lord Curston will immer auf alles
vorbereitet sein. Er beschäftigt viele Leute aus dem Ort, um
immer wieder die Verteidigungsanlagen zu verbessern. Seine
jüngste Errungenschaft, an der dreißig Handwerker gearbeitet
haben, sind die Steinsoldaten auf den Zinnen. Sie stehen da,
um feindliche Kundschafter glauben zu machen, daß wir
eigentlich viel mehr Leute sind.«
    Die Ausgaben des Ritters für die Verteidigung erklärten den
Wohlstand im Ort, dachte Delbridge. Wollen wir hoffen, daß
der Mann auch mir einen Teil seines Reichtums zugesteht.
»Ihr solltet Euch aber lieber sputen«, sagte die Wache mit
dem Schnurrbart. »Es sind schon einige vor Euch dran.«
    Delbridge dankte der Wache und ging eilig weiter. Nachdem
er den äußeren Burghof durchquert hatte, erreichte er wie
angewiesen das innere Torhaus, doch das war nicht besetzt.
    Achselzuckend betrat Delbridge den inneren Burghof auf
eigene Faust. In dem außerordentlich geräumigen Hof waren
Hunderte gepflegter Marktstände, viele davon aus Holz oder
Flechtwerk auf Dauer angelegt, richtig mit Strohdach und
Fensterläden. Gegenüber lagen die Soldatenunterkünfte und
Exerzierplätze.
    Aus den großen Küchen, die das Schloß versorgten,

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