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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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die deutlicher hervortraten, als
wenn sie nicht länger zusammengehörten, sondern unabhängig
voneinander wären und einzeln untersucht werden könnten.
Genau darum ging es natürlich. Das Elixier verlieh ihm die
Macht, die Eigenschaften eines magischen Gegenstands zu
erkennen. Er konnte die magischen Fähigkeiten buchstäblich
sehen, fühlen, hören und riechen. Augenblicklich untersuchte
er das Kupferarmband an seinem Handgelenk.
    Balkom fuhr mit den Fingern über das Armband, wie man
eine Geliebte berühren würde. Er mochte das Gefühl von
schwerem Schmuck und hatte an manchen Stücken fast
sinnliches Vergnügen. Das hier war in dieser Hinsicht
besonders aufregend, weil es zusätzlich noch mit Edelsteinen
besetzt war. Er liebte geschliffene Steine aller Art.
    Balkom konnte erkennen, daß das Armband seinem Besitzer
durch Visionen die Zukunft zeigte, genau wie der erbärmliche,
kleine Schwindler gesagt hatte. Viel interessanter jedoch war
seine Herkunft. Es schien von einem Zwerg zu stammen, trug
aber auch die unverwechselbaren Zeichen elfischer
Handwerkskunst. Aus welchem Elfenreich es stammte, konnte
er nicht herausfinden, doch er war sich sicher, daß es weder
Silvanesti noch Qualinesti waren. Ein leichter, aber
hartnäckiger Salzgeruch, dem er noch nie zuvor begegnet war,
haftete daran. Vielleicht kam es von der Insel Sankrist,
vielleicht von einem noch weiter entfernten Ort.
    Unabhängig von seinem Ursprung, vermutete Balkom, daß
ein geübter Besitzer innerhalb von vierundzwanzig Stunden
jeweils Antworten auf eine bestimmte Anzahl gezielter Fragen
über die nahe Zukunft erhalten würde. In den Händen eines
erfahrenen Benutzers barg es enorme Möglichkeiten, doch
seine Beherrschung würde viel Übung erfordern. Er beschloß,
es irgendwann in der nächsten Woche einen ganzen Tag lang
zu tragen, doch jetzt war er zu müde, um damit
herumzuexperimentieren, darum streifte er das Armband
mühsam von seinem Handgelenk, denn es saß ziemlich eng.
Schließlich hatte er es sich von der Hand gewunden und legte
es auf den Tisch.
    Der Magier ließ die Schultern erschöpft sinken. Für diesen
Zauberspruch brauchte man zehn Stunden Zeit. Die ersten acht
Stunden nahm allein die Reinigung des Armbands in
Anspruch, das erforderte die Identifikation. Außerdem mußte
man alle Einflüsse ausschalten, die seine magische
Empfindungsfähigkeit beeinträchtigen oder verändern konnten.
Gerade, als er diese Arbeit hatte abschließen wollen, war sein
neuester Zombie, der frühere Omardicar, im Kerker erwacht
und hatte ihn unterbrochen.
    Balkom dachte an die beiden Gefangenen, die sicher hinter
Schloß und Riegel saßen. Da sie weit intelligenter und
aufmerksamer gewesen waren als der Seher, hatten sie für den
Magier eine weit größere Herausforderung dargestellt. Er hatte
sie eingehend verhört, hatte schließlich auch magische Mittel
zu Hilfe genommen, doch der Zwerg war von Natur aus gegen
Magie resistent, und mit dem Halbelf, der selbst magische
Fähigkeiten hatte, war der Erfolg nicht größer geworden.
    Sie hatten eine starke Verbindung zu dem, den sie Delbridge
nannten, Balkoms kurzlebigem Zombie. Allerdings
behaupteten sie, ihn nie zuvor gesehen zu haben, was ein
Lügen entdecken von Balkom als wahr bestätigte. Gegen Ende
des Verhörs war sich Balkom ziemlich sicher, daß sie nichts
von seiner Beteiligung an Rostrevors Verschwinden ahnten.
Sie würden ausgezeichnete Zombies abgeben.
    Sehnsüchtig erwartete er die Nachricht, daß die beiden, die
entkommen waren, die merkwürdig blasse, junge Frau und der
Kender, durch sein Schattenmonster den Tod gefunden hatten.
Er wollte kein Risiko mehr eingehen, jetzt, wo er seinem Ziel
so nahe war.
    Balkom gähnte und blinzelte mit den schweren Lidern. Die
Vorbereitung des Zaubers hatte ihn körperlich erschöpft, doch
die Ereignisse im Verlies und im Gefängnis hatten seinen
Verstand aufgerüttelt. Er mußte sich unbedingt entspannen.
Von einem Regal nahm er eine blaue Schale und das einfache
Rasiermesser, mit dem er sich gewöhnlich den Kopf rasierte.
Er trug beides zu einer Tür, durch die er in sein luxuriöses, mit
vielen Teppichen ausgelegtes Schlafzimmer gelangte. Dort
machte er es sich auf einem mit malvenfarbenem Samt
bezogenen Diwan bequem und lehnte sich in einen Haufen
Federkissen zurück.
    Balkom stellte die Schale auf den Boden. Dann hielt er
seinen linken Arm über den Rand des Diwans und über die
Schüssel, klappte das Rasiermesser auf und legte

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