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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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die
er von seinen Anhängern erhielt. Ernährte er sich von ihnen,
oder war er über jegliches Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme
hinaus? Vielleicht wurden sie Sklaven in irgendeinem
alptraumhaften Reich, das sich kein Sterblicher vorstellen
könnte. Oder
– was Balkom noch reizvoller fand – vielleicht
waren die Seelen für Hiddukel eine Art Währung, wenn er mit
Wesen verhandelte, die noch abscheulicher waren als er selbst.
Letzten Endes war es Balkom egal, was aus den Seelen wurde;
seine Neugier war rein akademisch.
Balkom zögerte, während er minutenlang den riesigen,
schauerlichen Edelstein anstarrte, ehe er in die Tiefen seiner
schwarzen Robe langte. Er haßte Unterredungen mit Hiddukel.
Dennoch konnte er nur so erlangen, was er sich erträumte.
Die Fingerspitzen des Zauberers fanden den feinen, kaum zu
entdeckenden Saum direkt über seiner linken Brust. Er klopfte
viermal dagegen
– zweimal schnell, dann zweimal langsam.
Die Geheimtasche, die er auf magische Weise dort angebracht
hatte, ging auf, und er zog ein großes kaltes Goldstück heraus.
Nachdem er diese Verbindung zu dem bösen Gott Hiddukel
während eines Herbststurms im Wald von Wayreth empfangen
hatte, hatte er die Münze eine Zeitlang achtlos bei seinem
übrigen Geld aufbewahrt. Bis zu dem Wahnsinnstag, wo er fast
– versehentlich
– auf einem Wochenmarkt ein Huhn dafür
gekauft hätte. Da hatte er zum ersten Mal über die möglichen
Folgen seiner Sorglosigkeit nachgedacht. Noch am selben
Nachmittag hatte er eine Geheimtasche in seine Robe
eingenäht.
Balkom griff nach der brennenden Kerze, die neben ihm auf
dem Tisch stand, dann zögerte er wieder. Er untersuchte die
Münze in seiner Hand. Jedes der beiden Gesichter darauf hatte
eine eigene Persönlichkeit, was er anfangs sowohl fesselnd als
auch praktisch gefunden hatte. Häufig gefiel eine Abmachung,
die der einen Seite nicht zusagte, der anderen.
In einer einzigen Unterredung wechselten die Seiten oft
mehrere Male. Aber inzwischen waren ihm beide Seiten von
Hiddukel immer verhaßter geworden.
Nachdem er sich schließlich für das strengere Gesicht
entschieden hatte, hielt Balkom die Münze zwischen Daumen
und Zeigefinger am Rand fest. Langsam führte er sie über die
Kerzenflamme, wobei er merkte, wie das Metall zwischen
seinen Fingern heiß wurde. Während die Temperatur des
Goldstücks stieg, merkte Balkom, wie seine Finger zu glühen
begannen. Gerade als die Hitze herrlich unerträglich wurde,
belebte sich das Gesicht auf der Münze auf einmal. Der Mund
ging weit auf, und die Kerzenflamme schoß hindurch; dann
gingen die Augen auf, suchten den Raum ab und fixierten
schließlich Balkom.
»Du! Ich war mitten in einem wichtigen Geschäft«, fauchte
das grimmige Gesicht. »Die Monde haben noch nicht den
Stand erreicht, wo du normalerweise lieferst. Sag mir auf der
Stelle, warum du mich gerufen hast, sonst zieh’ ich dir das
Fleisch von den Rippen und lasse die Dämonen das Mark aus
deinen Knochen saugen!«
»Nein, das wirst du nicht«, sagte Balkom, der schon lange
wußte, daß Hiddukel ein herausforderndes Auftreten mehr
schätzte als echte Überzeugung. »Du brauchst mich noch,
damit ich dir Seelen beschaffe.«
»Ich brauche keine Sterblichen!« bellte das zornige Gesicht.
Balkom legte seine daumenlose Hand in gespieltem
Erstaunen auf seine Brust. »Habe ich all die Jahre etwas
Falsches geglaubt? Ich dachte, die wahren Götter könnten
Krynn nur durch Avatare betreten, so wie diese Münze, und
ohne ihre Kräfte. Wenn du natürlich selbst diese Welt betreten
und dir Seelen holen kannst«, sagte er, um mit seinem Bluff zu
beginnen, »dann betrachte ich unseren Handel gern als
abgeschlossen und bring’ dir keine Seelen mehr.«
»Unser Pakt ist erfüllt, wenn ich das bestimme!« Beide
Gesichter der Münze stießen plötzlich ein schluckaufartiges
Gelächter aus, das unangenehm ungleichzeitig kam.
»Außerdem, willst du das etwa Seelen nennen, was du mir in
letzter Zeit an verkommenem Zeug geschickt hast? Tollwütige
Hunde und Goblins würden meine Bedürfnisse besser
befriedigen. Ich möchte das schon fast Vertragsbruch nennen,
Mensch.«
Balkom zwang seine Stimme, ungerührt zu klingen. »Was
glaubst du denn, wie viele wertvolle Körper und Seelen in
einem Dorf von der Größe Tantalions unbemerkt verschwinden
können. Ich nehme alles, was ich kriegen kann.«
Hiddukels Augen traten hervor. »Deine armseligen
Schwierigkeiten sind nicht mein Problem, Magier! Ich habe
dich

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