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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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versprochen hast. Und bedenke,
was es für dich bedeuten würde, einen treuen Diener in einer so
hohen Stellung wie der Versammlung der Zauberer sitzen zu
haben«, fuhr er fort. »Wir können beide davon profitieren.«
Balkom wußte, indem er die Aufmerksamkeit des Gottes auf
etwas anderes lenkte, konnte er sich selbst vor Hiddukels Zorn
schützen. In diesem Fall war der beste Köder wie gewöhnlich
das, was der Gott sich nach Seelen am meisten wünschte:
Gewinn und Macht.
»Es stimmt schon«, erklärte das großzügige Gesicht der
Münze, »ich habe deinem Fall über die Jahre viel
Aufmerksamkeit geschenkt.« Aber dann sprang das Goldstück
herum und zeigte die unbeugsame Seite. Jetzt wurden die
Verhandlungen erst richtig schwierig, das wußte Balkom aus
Erfahrung. Das strenge Gesicht feilschte viel härter als das
gutmütige, aber es feilschte auch um erheblich höhere Einsätze.
»Aber täusche dich nicht«, zischte es. »Auch andere wollen
Ladonnas Position. Manche verdienen sie vielleicht mehr als
du. Manche haben einen stärkeren Glauben als du, andere sind
unterwürfiger. Und dann wäre da noch Ladonna selbst. Warum
sollte ich dich vorziehen?«
Wie immer, wenn er mit Hiddukel sprach, war Balkom
hochkonzentriert. »Andere verzehren sich vielleicht nach der
Position, aber mir wurde Rache versprochen. Wir wissen beide,
du mußt deine Verträge halten, wenn sie einmal abgeschlossen
sind. Ich war geduldig, Hiddukel, aber ich warte schon lange.
Und jetzt bringe ich dir eine Seele, wie du sie lange nicht
gesehen hast.«
Die Münze schnitt Balkom das Wort ab, bevor er fortfahren
konnte. »Was weißt du von Zeit, Mensch? Ich habe schon
Zeitalter erlebt, die du dir nicht einmal vorstellen könntest. Ich
bin aus deiner Welt verbannt worden, und man hat mir lange
die Seelen verweigert, die ich brauche. Was sind Jahre,
Jahrzehnte? Was bedeutet dein Warten im Vergleich zu
meinem? Solche erbärmlichen Bitten beeindrucken mich
nicht.«
»Aber dein Zeitmaß kann nicht für mich gelten«, antwortete
Balkom. »Im Gegensatz zu dir werde ich älter. Meine Zeit auf
dieser Welt ist begrenzt. Je länger du damit zögerst, mir meine
Bitte zu gewähren, desto weniger Zeit werde ich haben, dir aus
einer wirklich mächtigen Position heraus zu dienen. Bedenke,
welche Seelen ich dir schicken könnte, wenn ich in der
Versammlung säße. Das wäre mit nichts zu vergleichen, was
du je gekannt hast, und würde mit Ladonna losgehen. Wir
würden beide bekommen, was wir uns am meisten wünschen.«
Jahrelange Erfahrung hatte Balkom gelehrt, wie er am besten
an Hiddukels Gier appellierte. Wenn dieser Ansatz fehlschlug,
würde er es anders versuchen. Balkom hatte keine Brücken
hinter sich verbrannt, aber er konnte sich auch dem Schutzgott
der Seelenfänger gegenüber kein wirksameres Argument
vorstellen.
Die Münze sprang auf die freundlichere Seite zurück.
Vergeblich versuchte Balkom, sie zu fangen, damit das strenge
Gesicht wieder oben lag. Er war zu langsam. Er wußte, jetzt
würde das großzügige Gesicht, das keinen so bedeutenden Pakt
abschließen wollte, die Verhandlungen abbrechen.
»Bring die Seele zum vereinbarten Ort, wo ich sie genauer
ansehen kann«, sagte die Münze lächelnd. »Dann werde ich
mir die Sache durch den Kopf gehen lassen.« Daraufhin
machte die Münze ihren Mund zu, und das Ding in Balkoms
Hand war wieder eine einfache groteske Medaille.
Weil er sich nicht sicher war, ob er niedergeschlagen oder
begeistert sein sollte, schloß Balkom fest die Faust um das
Goldstück. Er hatte dem Gott keine neuen Versprechungen
abgerungen und auch keine Zusicherungen erhalten.
Andererseits war er aber auch nicht abgewiesen worden, und
schon das war eine gewisse Ermutigung. Solang Hiddukel zum
Reden bereit war, gab es begründete Hoffnung.
Nachdem er seinen muskulösen, sechs Fuß großen Körper
gereckt hatte, steckte Balkom die Münze in seine
Geheimtasche, um anschließend den Seelenstein sorgsam in
sein genau ausgetüfteltes Versteck zurückzulegen.
Als nächstes, sagte er sich, mußte er den Altar für die
Zeremonie vorbereiten, bei der die Seele des Knappen
Hiddukel ausgeliefert werden würde. Das mußte reibungslos
vonstatten gehen, wußte Balkom, denn ihm würde vielleicht
nie wieder eine so makellose Seele in die Hände fallen.
Es gab da allerdings ein Problem, denn der Altar war nicht in
der Burg. Das Risiko einer zufälligen Entdeckung war zu groß,
deshalb hatte er den Altar nicht im Umkreis der Stadt

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