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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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aufbauen
können. Wenn seine grauenvollen Praktiken oder gar sein
Dienst an Hiddukel jemals öffentlich bekannt oder Lord
Curston hinterbracht wurden, war es aus mit Balkoms
Laufbahn und wahrscheinlich auch mit seinem Leben. Aus
diesem Grund lag der Altar gut versteckt meilenweit außerhalb
der Stadt in einem unwegsamen Teil des Ostwall-Gebirges.
Zu Fuß dorthin zu gelangen, würde Balkom mindestens
einen harten Reisetag kosten, vielleicht auch mehr. Aber mit
einem Flugzauber konnte er in einer guten Stunde dort sein.
Dennoch war es immer noch eine schwierige und gefährliche
Reise. Die höheren Regionen der Berge waren von feindseligen
Wesen bewohnt. Die eigentliche Übergabezeremonie war
zeitraubend; das bedeutete, er brauchte eine gute Ausrede,
damit seine Abwesenheit vom Hof unverdächtig wirkte. Getreu
seiner solamnischen Herkunft mißtraute Curston der Magie
und den Zauberern. Er hatte nur deshalb einen Hofzauberer,
weil jemand in seiner Machtposition eindeutig einen brauchte,
und weil Balkom sich viele Male als nützlich erwiesen hatte.
Deshalb traute Curston seinem Zauberer noch lange nicht.
Balkom drehte sich um und betrachtete die Darstellung der
Mondzyklen an der Wand. Die drei Monde von Krynn

Lunitari, Solinari und Nuitari
– kontrollierten während ihrer
Phasen die Macht der Magie in der Welt. Als böser Gott war
Hiddukel auf dem Höhepunkt seiner Macht, wenn Nuitari, der
schwarze Mond, am höchsten Punkt stand. Dasselbe galt für
Hiddukels Gläubige. Nur zu diesem Zeitpunkt konnte Balkom
Hiddukel Seelen übergeben. Sieben von achtundvierzig Tagen
stand Nuitari ganz oben am Himmel.
Balkom wußte, daß morgen die erste Nacht von Nuitaris
Höchststand war. Am Tag darauf würden Nuitari und Lunitari
einen Tag lang zusammenstehen. Während dieser Zeit würde
die Macht aller Zauberer auf Ansalon erhöht sein, besonders
aber die der Schwarzen und der Roten Roben. An Balkoms
Hals traten die Adern hervor, als er an die mißlungene Prüfung
zurückdachte, die ihn vom Orden der Roten Roben
ferngehalten und in Hiddukels Dienst getrieben hatte. Weil er
Hiddukel diente, konnte er von Nuitari ebenso profitieren wie
jeder Zauberer der Schwarzen Roben.
Während er noch über seine nahende Verabredung am Altar
nachdachte, bemerkte Balkom ein kleines Nagetier, das auf
seinem Arbeitstisch herumkrabbelte. In der Burg wimmelte es
von Ratten und Mäusen, und Balkom hatte sich im Laufe der
Jahre sogar mit einigen von ihnen angefreundet, auch wenn er
nicht zögern würde, sie als Versuchstiere zu benutzen. Sie
knabberten gerne an heruntergefallenen Stückchen von
Zauberkräutern und tranken die Reste der Flüssigkeiten in
seinen Mörsern.
Diese Maus hatte Balkom ganz sicher noch nie in seinem
Labor gesehen. Ein so zartes, kleines Tier mit so klugen Augen
wäre ihm aufgefallen. Er sah zu, wie es zwischen den
chirurgischen Instrumenten und Schalen herumwieselte und
mit seiner feinen Nase an Krümeln schnupperte.
Plötzlich blieb sein Blick an etwas am Ende des Tischs
hängen. Das braune Pelztierchen sprang vor und sperrte
mühsam seinen Kiefer weit genug auf, um mit seinen scharfen,
kleinen Zähnen das Armband zu packen.
»He, du kleines – «, begann Balkom zugleich verärgert und
verwirrt. Er griff hin und wollte die tollkühne Maus festhalten,
die sich abmühte, das schwere Armband zur Tischkante zu
zerren.
In diesem Augenblick sprang eine weitere, kleinere, aber
drahtige Maus hinter der blauen Schale hervor und senkte ihre
rasiermesserscharfen Zähne in Balkoms Hand. Der Magier
schrie vor Schmerz und Wut auf und schüttelte die Maus von
seinem Finger ab auf den Boden, wo sie benommen
herumtaumelte.
Die Maus auf dem Tisch bemühte sich unterdessen immer
noch, das Armband zum Rand zu ziehen, kam aber nirgendwo
hin. Als sie in Balkoms wutentbranntes Gesicht blickte,
während seine Hand nach ihr griff, warf die Maus
einen
letzten, verzweifelten Blick auf das Armband und sprang
freiwillig vom Tisch.
Sie kam jedoch nie unten an. Mitten im Flug verwandelte sie
sich vor Balkoms überraschten Augen in einen Kolibri und
schwirrte durch den engen Luftspalt davon und aus der Burg
heraus. Balkom drehte sich der Magen um.
Das waren keine Mäuse.
Hektisch suchte der Zauberer auf dem Boden nach der
anderen Maus. »Wer seid ihr wirklich? Was wollt ihr?«
Schließlich entdeckte er sie, als sie sich gerade unter der Tür
zu Balkoms Schlafzimmer und zum Gang dahinter
durchzwängte und sich damit dem Blick des Magiers

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