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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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dahintreibenden Wolken davon sehen konnte

Hunderte, vielleicht Tausende von Fuß tiefer.
Hinter sich hörte Tolpan plötzlich Flammen in der Luft
knistern und danach leise Schritte. Als er herumfuhr, sah er,
daß vier fremde Phaetone eingetroffen waren. Einer war eine
Frau in lockersitzenden Hosen und einer Tunika. Sie trug eine
bunte Schärpe um den Bauch und war anscheinend die Mutter
des kleinen Mädchens mit den langen, roten Locken, das hinter
ihr stand und an ihrem Bein vorbei scheue Blicke auf Tolpan
warf. Der dritte Phaeton, offenbar der Vater, war ein
erwachsener Mann, der schützend vor den anderen stand. Er
war so angezogen wie derjenige, der Tolpan hergebracht hatte,
sah aber älter aus. Seine Haut war röter und wettergegerbter.
Mit beiden Händen hielt er einen knorrigen Stab, und in seinem
Gürtel steckte ein großes Messer.
Der vierte Phaeton, falls er wirklich einer war, sah so aus, als
wäre er bei weitem der Älteste von ihnen. Er achtete kaum auf
die anderen oder auf Tolpan, sondern setzte sich heiter an den
leise brennenden Herd. Wie die anderen Phaetone, die Tolpan
gesehen hatte, hatte er kurze, wellige Haare, aber bei ihm
waren sie schlohweiß anstatt rot. Sein tiefgefurchtes Gesicht
war kupferrot, und seine Augen waren tiefschwarz
– man
konnte nicht einmal die Pupillen erkennen.
»Was bist du?« fragte der Vater ohne Umschweife.
»Ich bin ein Kender, was sonst?« Tolpan trat freimütig vor
und streckte die Hand aus. »Tolpan Barfuß, stets zu Diensten.
Ich hätte da ein paar Fragen. Zum Beispiel habe ich noch nie
im Leben von Phaetonen’ gehört.« Er musterte sie alle
eindringlich. »Ihr seht so aus wie zu klein geratene Halbelfen.
Denkt ihr das auch oder seht ihr Halbelfen eher als zu groß
geratene Phaetone?« Da fiel Tolpan plötzlich etwas ein.
»Apropos Halbelfen, wo sind eigentlich meine Freunde?
Kommen die nicht?« Er rannte wieder zum Fenster und sah
nach draußen. »Himmel, der Flug über die Berge hat mich so
in Bann gezogen, daß ich sie ganz vergessen habe. Ein paar
von euch haben auch sie gerade rechtzeitig aus dem Fluß
geholt – vielen Dank übrigens.« Er kicherte. »Flint mußten sie
zu zweit tragen.«
»Deine Freunde sind in Sicherheit«, sagte der Mann, der in
mittlerem Alter war. »Wir haben gleichfalls ein paar Fragen.«
Damit ging die Mutter zum Herd und holte einen kleinen Topf,
der über dem Feuer geköchelt hatte. Sie füllte einen irdenen
Becher mit dampfender Flüssigkeit aus dem Topf und gab ihn
ihrem Mann, der ihn seinerseits Tolpan anbot.
»Trink das.«
Tolpan schnupperte an dem Gebräu, verzog die Nase und
senkte den Kopf. »Ich habe wirklich etwas Durst, danke, aber
ich hätte lieber etwas Kaltes, wenn das geht.«
Der Vater drückte Tolpan den Becher an die Lippen.
»Trink.« Der weißhaarige Phaeton starrte Tolpan mit seinen
schwarzen Augen an.
»Wenn ihr drauf besteht«, erwiderte Tolpan hastig. »Etwas
Warmes ist vielleicht ganz gut. Was ist das? Gift?« Wie
gewöhnlich war der Kender eher fasziniert als erschrocken bei
dem Gedanken, wie es sich anfühlen würde, wenn sich warmes
Gift langsam in seinen Adern ausbreiten würde. Bekäme seine
Zunge dann eine lila Färbung? Träten seine Augen hervor?
Würde er gleich tot umfallen, oder würde es etwas dauern, so
daß er noch um einen
letzten - »Das ist Tee«, unterbrach der
Phaeton seine sich überschlagenden Gedanken. »Der wird dir
helfen, unsere Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten.«
»Meine Güte«, sagte Tolpan, der aber doch etwas erleichtert
war. »So etwas braucht ihr nicht, damit ich die Wahrheit sage.
Ich erzähle euch gerne alles, was ihr wissen wollt.«
Der Phaeton runzelte die Stirn. »Trotzdem würden wir es
vorziehen, wenn du den Tee trinkst. Er wird dir nichts tun« – er
faßte seinen Stab fester
– »ebensowenig wie wir, wenn du
nichts zu verbergen hast.«
»Verbergen? Ich doch nicht«, sagte Tolpan. »Allerdings,
einmal – ich trink’ ja schon«, sagte er eilig. Tolpan hob den
warmen Becher hoch und nahm einen langen Zug von der
dampfenden, blaßgrünen Flüssigkeit. Dann gingen seine
Augenbrauen erstaunt hoch. Der Wahrheitstee war nicht
annähernd so heiß, wie man vom Dampf her annehmen konnte,
und er schmeckte ungefähr so, wie Gras wohl schmecken
würde, wenn man es stundenlang vor sich hinköcheln lassen
würde – stark, bitter, aber trotzdem erfrischend.
»Wer bist du, und woher kommst du?«
Aus reiner Neugier beschloß Tolpan, den Tee auf die Probe

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