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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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unbedingt einem Elfenmädchen den Hof
machen wollte. Und dann betrat der Hauptmann der Wache der
Stimme den Laden, dessen Langschwert einfach kein
Gleichgewicht hatte, und die Elfenschmiede konnten es
angeblich nicht reparieren. Für Flint war das Problem so
offenkundig - der dekorative Handschutz am Heft hatte das
Gleichgewicht völlig verändert -, daß er seine Selbstachtung
verloren hätte, wenn er sich geweigert hätte zu helfen. So
sicher, wie sein Bart wuchs, kamen die Aufträge.
    Bis auf ein paar neue Kleider, Geschenk der Stimme, sah
Flint praktisch noch genauso aus wie an dem Tag, als er
Qualinost zum ersten Mal betreten hatte. Seine schweren
Stiefel mit den Eisensohlen hatte er allerdings gegen ein paar
aus weichem, grauem Leder eingetauscht, und obwohl seine
Füße immer noch doppelt so groß waren wie die der Elfen,
donnerten jetzt wenigstens seine Schritte nicht mehr so laut.

Und seine Kleider... Grün war eigentlich nicht Flints Farbe,
doch der Schneider, den die Stimme ihm vor vier Tagen
geschickt hatte, hatte mit der Zunge geschnalzt und den Kopf
geschüttelt, als Flint rostrote Wolle für seine neue
Herbstgarderobe wählte. Der alte Elf bestand auf Smaragdgrün,
obwohl Flint protestierte, weil ihm das zu grell war. Bei der
Anprobe schließlich hatte der alte Schneider in die Hände
geklatscht.
»Das steht Euch hervorragend, Meister Feuerschmied!« hatte
er ausgerufen.
    »Findet Ihr?« hatte Flint gefragt, der sich stirnrunzelnd in
dem polierten Silberspiegel betrachtete.
»Aber ja«, antwortete der Schneider mit fester Stimme. »Ihr
seht wirklich umwerfend aus.«
»Das stimmt, Flint«, hatte Tanis aus der Ecke zugestimmt.
Umwerfend? hatte Flint gedacht, als er sein Spiegelbild
kritisch begutachtete und dann über sich selber grinsen mußte.
»Na ja, dann leg ich doch gleich mal los«, hatte er gesagt.
Tanis hatte gelacht.
Jetzt rannte der Halbelf mit seinem wehenden rotbraunen
Haar um die Ecke von Flints dunklem Geschäft - das im
Vergleich mit den benachbarten Elfenhäusern eher einer Hütte
glich.
»Ich Glücklicher. Gesellschaft«, schnaubte Flint, auch wenn
er lächeln mußte. »Wo ist denn der Frechdachs Laurana? Ich
bin überrascht, daß sie dich nicht zu irgendwelchen Tobereien
oder so entführt hat.«
»Hat sie versucht«, meinte Tanis. Er pflückte zwei Äpfel von
einem überladenen Baum, warf den besseren Flint zu, suchte
sich ein bequemes Plätzchen auf der Mauer und schloß die
Augen, damit das Sonnenlicht seine Lider wärmte. Überrascht
bemerkte Flint, daß Tanis trotz der etwas spitz zulaufenden
Ohren und der leichten Schlitzaugen so, wie er da saß, einem
menschlichen Kind sehr ähnlich sah. Das ließ den Zwerg
wieder an Solace denken, und er fühlte so etwas wie Heimweh.
»Mir war heute nicht nach Spielen«, fuhr Tanis fort.
»Außerdem war Gilthanas auch da, und ich glaube nicht, daß er
mich dabeihaben wollte.«
»Pah«, sagte Flint, schmiß den Apfelrest über die Schulter
und wischte sich die Hände am Bart ab. »Ich bin sicher, daß
Lauranas Bruder nicht so denkt.«
Tanis schaute den Zwerg an und sagte ernst: »Er will nichts
mehr mit mir zu tun haben. Ich dachte immer, er wäre wie
mein eigener Bruder, aber jetzt will er anscheinend nur noch
Porthios nacheifern. Und Porthios hat sich mir gegenüber nie
wie ein Bruder verhalten.«
Die schroffen Züge des Halbelfen verdüsterten sich. Flint
seufzte und legte Tanis seine Hand auf die Schulter. »Hör mal,
Junge«, sagte er leise, »manchmal weiß man nicht, warum
Leute so sind, wie sie sind. Aber nimm ihnen das nicht übel.
Ich bin sicher, es wird sich alles klären.«
»Ich habe eine Vermutung, warum er sich so verhält«, sagte
Tanis, führte das aber nicht näher aus. Und Flint spürte, daß es
Dinge im Leben des Halbelfen gab, die er mit niemanden teilen
wollte, und sagte nichts weiter. Natürlich hatte Flint Laurana
die Geschichte mit dem Kampf von Porthios und Tanis aus der
Nase gezogen - nur die Götter wußten, wie sie das
herausbekommen hatte -, aber der Zwerg hatte seinem neuen
Freund nie offenbart, daß er darüber Bescheid wußte.
Sie genossen eine Weile die Sonne, bis Tanis Flint
irgendwann bat, ihm mehr über den Rest der Welt und über
Solace zu erzählen. Das tat er häufig. Der Junge schien von
solchen Gedanken nie genug zu bekommen.
»Aber was hast du gemacht, nachdem die vier Räuber die
Wachen überwältigt hatten?« fragte Tanis. Flint erzählte gerade
von dem Tag, als eine Räuberbande im Wirtshaus »Zur

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