Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
Zwerg griff
mit seinen dicken Fingern zu, schnappte sich das Bündel und
warf es zu dem Tier zurück. »Heb dir das auf für dein Nest!«
schrie er. »Wenn ich mich nämlich nicht irre, bist du zur Zeit
mit Familienpflichten beschäftigt.« Ein weiteres Eichhörnchen
erschien auf dem Zweig daneben, und das erste warf
dreisterweise noch ein letztes Mal nach dem berittenen Zwerg
und schoß dann dem zweiten hinterher.
    Flint holte tief Luft. Es war Frühling – Zeit, nach Qualinost
aufzubrechen. Als er sich zum ersten Mal, in jenem Herbst
nach seinem ersten Aufenthalt in der Elfenstadt, auf den
Rückweg nach Solace gemacht hatte, war er in dem Moment in
ein Schneegestöber geraten, in dem er die ersten hohen
Vallenholzbäume erreichte, die das Dorf Solace in ihren Ästen
trugen. Sein Elfenführer war schnell wieder verschwunden,
und Flint hatte allein zu seinem kleinen Haus am Boden
stapfen müssen. Sein Heim war kalt und leer bis auf eine
einzelne Maus, die in der Ecke kauerte.
    Das war ein einsamer Winter gewesen, damals vor zwanzig
Jahren, trotz des warmen Kamins und der Gesellschaft im
Wirtshaus »Zur Letzten Bleibe«. Im nächsten Frühjahr hatte er
gemerkt, wie seine Gedanken zu den Wäldern von Qualinost
schweiften. Er fragte sich, wie es Tanis wohl ging.
    Es verging nicht einmal eine Woche, bis Flint einen Fremden
im Wirtshaus »Zur Letzten Bleibe« traf, der sich als Qualinesti
mit einer Nachricht der Stimme entpuppte: Flint würde
willkommen sein, falls er wiederkommen wollte. Und das tat
er. Sein nächster Aufenthalt in Qualinost dauerte über ein Jahr,
bis er sich wieder nach menschlicher Gesellschaft sehnte. Mit
der Zeit hatte es sich dann so eingespielt, daß er von den ersten
Frühlingstagen bis zum allerletzten Herbsttag in Qualinost
lebte. Mittlerweile fragte er sich, warum er überhaupt noch in
sein freudloses, kleines Haus in Solace zurückkehrte.
    Die Stimme der Sonne schickte inzwischen nicht mehr jedes
Frühjahr nach dem Zwerg, denn Solostaran wußte, daß Flints
Liebe zu Qualinost ihn gen Süden ziehen würde, bis der Zwerg
eines Frühlingsmorgens über die Westbrücke der Stadt
marschiert käme. Flint mit seiner Höhenangst überquerte die
Brücke nie ohne ganze Tiraden von Flüchen, bei denen selbst
ein Matrose aus Kargod rot geworden wäre.
    Sein Einzug amüsierte die Elfen immer wieder.
Jetzt aber hatte er noch einen mehrstündigen Ritt vor sich. Er
stieß die schwer beladene Windsbraut mit den Absätzen in die
Flanken, weil er hoffte, sie würde wenigstens einmal ohne
Widerspruchlosrennen.
Natürlich bockte sie.
    Han-Telio Teften hatte eine gute Handelsreise gehabt. Er
pfiff vor sich hin und segnete – nicht zum ersten Mal – die
Stimme der Sonne, dessen großzügigere Einstellung gegenüber
Beziehungen mit Nichtelfen es in den letzten Jahren einfacher
gemacht hatte, vom Handel zu leben.
    Die braunen Augen des jungen Elfen glänzten, als er zum
fünfzigsten Mal auf dieser Reise seine schlanke Hand in die
leinenen Satteltaschen steckte, wobei er jedesmal unbewußt
den Knoten fester zog, der die Tasche fast geschlossen hielt.
Der Pfad wurde breiter, und er ritt mit seinem Pferd auf eine
kleine Lichtung, wo er einen kleinen Lederbeutel hervorzog
und den Inhalt auf seine Handfläche schüttete. Drei weiße
Opale glänzten durchscheinend auf seiner gebräunten, vom
Wetter gezeichneten Hand.
»Wunderschön«, flüsterte er. »Und der Schlüssel zu meinem
Glück.«
    Zur Linken raschelte es im Gebüsch, und mißtrauisch hob er
den Kopf. In Qualinesti waren seit Jahren keine Räuber mehr
aufgetaucht, aber in den letzten Monaten waren einige
Reisende spurlos verschwunden. Nachdem er minutenlang
gewartet hatte, ohne daß etwas geschah, bewunderte Han-Telio
lieber wieder die Opale und malte sich die herrlichen Dinge
aus, die sie ihm einbringen würden.
    »Als erstes ein Haus«, überlegte er. »Und Möbel natürlich. Und ein
Stück Land für meine Ginevra, wo sie ihre Duftkräuter anbauen kann.«
Dann war da natürlich noch Ginevra selbst, die dunkeläugige
Elfin, die versprochen hatte, ihn zu heiraten, sobald er seinen
Teil der Hochzeitskosten tragen konnte. Ihr praktisch
orientiertes Versprechen hatte ihn dazu angespornt, Monate auf
der Straße zu verbringen, um zarten Elfenschmuck,
Seidenkleider, Quarzskulpturen und natürlich die beliebten
Kräuterheilmittel zu verkaufen. Und jetzt hatte er endlich
genug verdient.
    Er sah das Wesen nicht gleich. Es war der Geruch, der ihm
als erstes auffiel –

Weitere Kostenlose Bücher