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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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Augen.
Gold war schön, und Elfen liebten Silber, doch in diesen
finsteren Zeiten war Stahl das Wertvollste auf Krynn.
»Was machst du jetzt damit?« fragte Tanis.
»Ich mache gar nichts damit«, gab Flint zurück. »Du
machst.«
»Ich kann keinen Stahl schmieden!«
»Konnte ich auch nicht, bis ich es versuchte«, sagte Flint
barsch und drückte Tanis einen schweren Hammer in die Hand.
Offenbar gab es keine Ausrede. Tanis seufzte. Als erstes
mußte er sich entscheiden, was er herstellen wollte, aber das
war noch das Leichteste. Er wünschte sich schon lange ein
Jagdmesser wie das von Porthios.
Der Zwerg führte seine Hände und zeigte Tanis, wie er den
Stahl erhitzen mußte und wie er mit dem Hammer zuschlagen
sollte, damit keiner der heißen, wegspringenden Funken seine
Hand traf.
»Du sollst nicht einfach darauf eindreschen, Junge«, mahnte
Flint. »Es sind gleichermaßen dein Wille und dein Arm, die
den Stahl in Form bringen. Stell dir das fertige Stück vor. Und
dann schlag zu und sieh, was passiert.«
Tanis befolgte die Anweisungen, wobei er darüber
nachdachte, wieviel leichter es doch war, von Flint und Miral
zu lernen als von Tyresian. Das Messer begann, Gestalt
anzunehmen.
Tanis fühlte Wärme in seinem Arm und in seiner Brust
aufsteigen. Das ist nur die Hitze der Esse, sagte er sich, aber
irgendwie wußte er, daß das nicht stimmte. Vielleicht verstand
er jetzt ein wenig von dem, was Flint empfand, wenn er hier
am Amboß stand, eine Klinge in einem leblosen Klumpen
Metall erahnte und sie mit Feuer und Hammer, mit Herz und
Verstand, herausholte.
»Jetzt lösch es, solange es noch rotglühend ist«, sagte Flint,
und Tanis tauchte den dünnen, spitzen Stahlstreifen in das
halbe Faß Wasser, das am Amboß stand. Dampf stieg zischend
auf und leuchtete rot im Licht des Schmelzofens. »Löschen
härtet das Metall«, erläuterte Flint.
Tanis zog den rauhen, schwarzen Stahl aus dem Wasser und
betrachtete ihn kritisch. »Das sieht aber nicht so ganz aus wie
ein Messer.«
»Unsinn«, knurrte Flint. »Dein Messer ist da drin, ganz
sicher. Es muß nur noch poliert und am Wetzstein geschärft
werden. Mach das und binde ein Heft daran, dann wirst du
schon sehen.«
Da grinste Tanis. Das Stück Stahl sah etwas schief aus und
war nicht ganz flach, aber es würde sein Messer sein. »Danke,
Flint«, sagte er, doch der Zwerg schüttelte den Kopf.
»Du hast es gemacht, nicht ich«, erwiderte Flint.
    Flint dachte nach. Die Herbsttage wurden kürzer. Das Laub
der Espen glänzten in der Sonne wie Gold, das der Eichen wie
gehämmertes Kupfer. Mehr als einmal hatte die Sonne
morgens schon Reif auf Gras und Bäumen zum Funkeln
gebracht. Aber später schmolz der Reif, die Sonne löste den
feuchten Nebel auf, und am Nachmittag war die Luft trotz des
warmen Lichtes kühl.
    Hinter Flints Laden stand ein moosbewachsenes Mäuerchen,
und dahinter erstreckte sich eine kleine Wiese, die an einem
Wäldchen aus Espen und Pinien endete. Im Gegensatz zu den
zahllosen Gärten und Höfen von Qualinost kümmerte sich
niemand um die Wiese und den Hain. Scheinbar war es ein
Rest des Waldes, noch aus der Zeit, als Kith-Kanan sein Volk
nach Qualinesti geführt hatte. Sie erinnerten daran, daß es einst
keine Stadt und keine Elfen gegeben hatte, sondern nur den
tiefen, dunklen Wald und die Musik des Windes.
    Manchmal machte Flint eine Pause, trat aus der verrauchten
Hitze der Schmiede und setzte sich hier auf die Mauer, um die
klare Luft einzuatmen, während seine stämmigen Beine über
den Rand baumelten. Der Hain hinter der Wiese ließ ihn oft an
seine Reise von Solace hierher denken, quer durch den Wald
von Qualinesti, und wieder einmal fragte er sich, ob er nicht
bald aufbrechen sollte. Noch ist es hell und warm, Flint, sagte
er zu sich, aber der Winter steht vor der Tür, so sicher, wie
Stahl hart ist. Und auch wenn er hier in den Wäldern bestimmt
nicht so rauh ist, wird das woanders nicht so sein, und wenn du
verrückt genug bist, es dann zu versuchen, könntest du
erfrieren, lange bevor du Solace erreichst.
    Aber jedesmal schien es noch eine einzige Sache zu geben,
die er erledigen mußte, bevor überhaupt nur an die Abreise zu
denken war. Er hatte Lady Selena einen Satz Trinkkelche
versprochen, die wie vergoldete Tulpenblüten aussehen sollten.
Allein daran hatte er vierzehn Tage gearbeitet, doch als er
damit fertig war, mußte er gleich eiligst zwei ausgefallene
Hochzeitsketten anfertigen, die er einem jungen Adligen
versprochen hatte, der

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