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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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»Ja«, ertönte es bleiern - flach,
schwer, unbewegt.
Die Stimme schlug Feuer und zündete eine kleine Lampe an.
Er sah zu der zusammengesunkenen Gestalt auf dem Bett und
hielt die Luft an.
Auf der blassen Haut von Tanis' Gesicht und Armen
zeichneten sich Blutergüsse und Schorfkrusten ab. Tanis
verlagerte sein Gewicht, atmete rasch ein, hielt sich die Seite
und richtete sich dann mit einem Ruck auf.
Mit den Jahren hatte Solostaran es gelernt, seine Gefühle
hinter der kühlen Maske zu verbergen, die er bei Hof
präsentierte. Dieses Training kam ihm jetzt zugute, als er sah,
wie sein adoptierter Neffe, den er so liebte, um einen
gleichgültigen Ausdruck kämpfte - als würden Beulen und
Schrammen zum Alltag gehören.
Die Stimme blieb stehen und sagte kalt: »Um fair zu sein,
teile ich dir mit, daß Porthios jede Erklärung zu dem Vorfall
verweigert. Und anscheinend hat er alle anderen da draußen
- erstaunlicherweise selbst Lord Xenoth - so eingeschüchtert
oder beschwatzt, daß auch sie Stillschweigen bewahren.
Kannst du mir vielleicht verraten, was sich heute im Hof
abgespielt hat?«
Die Gestalt auf dem Bett blieb stumm. Dann blickte Tanis
auf seinen Schoß und schüttelte den Kopf.
Die Stimme fuhr ungerührt fort. »Irgendwie überrascht mich
dein Schweigen nicht, Tanthalas. Und ich werde dich nicht
zum Reden zwingen - falls ich das überhaupt könnte. Das
scheint etwas zu sein, was ihr zwei unter euch ausmachen
müßt. Aber ich will dir eines sagen.« Er brach ab. »Hörst du
mir zu?«
Die Gestalt nickte, sah aber nicht auf.
Die Stimme sprach weiter. »Gut. Dann laß mich dir eines
sagen: So etwas kommt mir nicht noch einmal vor. Hast du
verstanden? Ich werde es nicht dulden, daß mein Sohn und
mein ... Neffe sich im Dreck wälzen wie ... wie ...«
»Wie Menschen«, beendete Tanis leise den Satz. Die Worte
hingen in der Nachtluft.
Solostaran seufzte und suchte nach einem anderen Weg, es
auszudrücken. Dann beschloß er, daß Direktheit vielleicht das
Beste war. »Ja, wenn du so willst. Wie Menschen.«
Die Gestalt auf dem Bett wartete noch ein paar Sekunden ab,
und nickte dann wieder. Solostaran kam näher. Tanis hatte
etwas in der Hand. Einen geschnitzten Holzfisch? Der Stimme
kam ein schlimmer Verdacht.
»Jetzt sag bloß, ein kaputtes Spielzeug war an allem schuld«,
meinte er.
Als Tanis nicht anwortete, seufzte Solostaran und wandte
sich zum Gehen. »Ich werde Miral herschicken, damit er dich
einsalbt. Schlaf ein bißchen.« Sein Ton wurde freundlicher.
»Soll ich dir irgend etwas oder irgend jemand holen lassen,
Tanthalas?«
Tanis flüsterte die Antwort kaum hörbar, und die Stimme
konnte die Worte kaum verstehen.
»Flint Feuerschmied.«
Kapitel 6
Ein neuer Freund
    Du kannst das da drüben beim Schmelzofen hinschmeißen,
Junge«, sagte Flint, während er sich einen Weg durch den
Laden bahnte.
    Mit einem erleichterten Stöhnen ließ Tanis den schweren
Sack fallen. Er plumpste auf den Boden.
»Das war nicht wörtlich gemeint«, knurrte Flint den
offensichtlich erschöpften Elfen an, als er selbst vorsichtig den
Sack absetzte, den er auf der Schulter gehabt hatte.
»Entschuldigung«, sagte Tanis müde und rieb sich seinen
schmerzenden Arm.
Die beiden waren gerade vom Erzholen zurück, obwohl sich
Tanis jetzt fragte, wie es dem Zwerg eigentlich gelungen
war, ihn dazu zu überreden. Vor ein oder zwei Stunden, im
Schein der frühen Morgensonne, war Flint mit leeren Säcken in
der Hand nach Süden aus der Stadt marschiert. Nach einem
angenehmen Spaziergang von einer Meile war der Wald einer
Felsnase gewichen, die mit rostig aussehenden Steinen übersät
war, nach Flints Auskunft Eisenerz. Zehn Minuten später hatte
Tanis schon unter dem Gewicht der Last getaumelt, die der
Zwerg ihm aufgeladen hatte.
»Wäre es nicht einfacher, dafür ein Packpferd
mitzubringen?« hatte Tanis durch zusammengebissene Zähne
gefragt.
»Ein Pferd?« hatte Flint naserümpfend gemeint. »Bist du
noch bei Trost? Bei Reorx! Kein Zwerg, der seine sieben Sinne
beisammen hat, würde einem verrückten Tier zutrauen, sein
Erz zu tragen.«
Tanis wußte, daß es wenig Sinn hatte, mit dem Zwerg zu
streiten. Flint hatte seinen Sack geschultert - der fünfmal soviel
Erz enthalten mußte wie der von Tanis -, als wäre er voll
Federn, und war zur Stadt zurückgelaufen. Tanis war ihm
stolpernd gefolgt, so gut er konnte, und hatte sich die ganze
Zeit geschworen, nächstes Mal auf der Hut zu sein, wenn Flint
»einen netten, kleinen Spaziergang«

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