Drachenlied
abgesteckt werden.T’bor wurde Weyrführer in Fort und Kylara...« Sanras sonst so sanfte Stimme wurde hart. »Kylara mit Prideth war Weyrherrin, während Brekke und Wirenth...« Sanra fiel es schwer genug, die Geschichte einigermaßen ruhig zu erzählen, und Menolly war froh, dass sie nicht Mirrim gefragt hatte. »Wirenth stieg zum Paarungsflug auf, aber Kylara...« - wieder schlug der Hass in ihrer Stimme durch - »Kylara hatte Prideth nicht rechtzeitig fortgebracht. Die Königin war ebenfalls der Hitze nahe, und als die Bronzedrachen Wirenth verfolgten, stieg sie auf...«
Tränen standen in Sanras Augen. Sie schüttelte den Kopf, weil sie nicht mehr weitersprechen konnte.
»Beide Königinnen - kamen um?«
Sanra nickte.
»Aber Brekke lebt doch?«
»Kylara hat den Verstand verloren, und wir befürchten, dass es Brekke nicht anders ergehen wird...« Sanra wischte sich die Tränen ab.
»Arme Mirrim! Und sie ist so gut zu mir.«
Sanra putzte sich geräuschvoll die Nase und sagte dann ein wenig spöttisch: »Mirrim bildet sich ein, die Verantwortung für den Weyr würde allein auf ihren Schultern lasten.«
»Nun, ich finde es jedenfalls bewundernswert, dass sie trotz ihres Kummers weiterschuftet, anstatt sich in irgendeinen Winkel zu verkriechen und in Selbstmitleid zu zerfließen.«
Sanra starrte Menolly an. »Das ist noch lange kein Grund, mich anzufauchen, Mädchen! Und fuchtle nicht so mit dem Messer herum, sonst schneidest du dich noch!«
»Für Brekke gibt es also wenig Chancen?«, fragte Menolly, nachdem sie eine Zeit lang schweigend Rüben geschnitzelt hatte.
Sanra zuckte die Achseln. »In der Brutstätte reifen die Eier von Ramoth heran, und Lessa ist überzeugt davon, dass Brekke die Königin für sich gewinnen könnte. Brekke hat nämlich zu allen Drachen ein ähnlich enges Verhältnis wie Lessa selbst. Auch Grall und Berd sind ständig in ihrer Nähe... Vorsicht, da kommt Mirrim.«
Es stimmte schon, dass Mirrim, die nicht älter sein konnte als sie selbst, eine gebieterische Miene zur Schau trug. Menolly konnte verstehen, dass eine erwachsene Frau wie Sanra diese Art nicht besonders schätzte. Andererseits fand sie, dass Mirrims Anweisungen immer vernünftig waren. So ließ sie es wortlos zu, dass Mirrim sie zu ihrem Schlafquartier brachte und die Verbände wechselte.
»Du warst den ganzen Tag auf den Beinen, und ich möchte sichergehen, dass sich kein Schmutz in den Wunden gesammelt hat«, erklärte sie streng.
Menolly legte sich gehorsam auf den Bauch und schlug dann schüchtern vor, dass sie in Zukunft die Verbände selbst anlegen könne, um Mirrim diese Arbeit zu ersparen.
»Sei nicht albern! Das wäre viel zu schwierig für dich. Außerdem habe ich kaum Mühe mit dir. Da solltest du mal C’tarel wimmern hören! Der tut, als sei er der einzige Reiter von ganz Pern, der je von Fäden getroffen wurde. Und Manora hat ausdrücklich gesagt, dass ich mich um dich kümmern soll. So, das heilt ja prächtig - obwohl es dir vielleicht nicht so vorkommt. Manora sagt, dass die Füße und Hände eines Menschen am schmerzempfindlichsten sind.« Darauf
wusste Menolly nichts zu erwidern. Sie seufzte nur erleichtert, als die verklebten Verbände endlich gelöst waren.
»Du hast den Weyrkindern gezeigt, wie man diese Schiffchen baut, ja?«
Menolly drehte sich erschrocken um. Hatte sie schon wieder etwas Verbotenes getan? Aber Mirrim strahlte über das ganze Gesicht.
»Du hättest sehen sollen, wie die Drachen die kleinen Boote über den See pusteten!« Mirrim kicherte. »Ein Anblick war das - ich hab seit Wochen nicht mehr so gelacht!« Sie richtete sich auf. »So, das hätten wir.« Und dann sauste sie los zu ihrer nächsten Pflicht.
Am Tag darauf konnte Menolly mit Mirrims Hilfe erstmals allein bis zur Küchenkaverne gehen.
»Ramoths Eier sind jeden Moment so weit«, erklärte Mirrim, als sie Menolly an einen der Arbeitstische führte. »Deinen Händen fehlt nichts und wir brauchen jede verfügbare Kraft für die Festvorbereitungen...«
»Glaubst du, dass Brekke es schaffen wird?«
»Sie muss einfach, Menolly, sie muss!« Mirrim zerrte nervös an ihren Fingern. »Ich weiß nicht, was sonst aus ihr und F’nor wird. Er macht sich solche Sorgen um sie. Manora kann es gar nicht mehr mit ansehen...«
»Es wird bestimmt alles gut, Mirrim«, sagte Menolly mit Nachdruck.
»Meinst du wirklich?« Einen Moment lang legte Mirrim ihre Tüchtigkeit ab und war nur ein junges Mädchen, das Trost
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