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Drachenlied

Drachenlied

Titel: Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Suche entdeckt, Mädchen?«, fragte T’gellan, und sie merkte, dass er sie aufmerksam beobachtet hatte.
    »Von der Halbkres-Bucht wurde noch keiner in den Weyr geholt«, gab sie zur Antwort.
    »Das verwundert mich nicht weiter. Wo hatte nun die alte Königin ihr Gelege?«
    »Genau da, wo Sie stehen.«
    T’gellan sprang zur Seite und warf ihr erneut einen Blick zu, den sie nicht zu deuten wusste. Er kniete nieder, wühlte mit den Fingern im lockeren Sand und murmelte zufrieden vor sich hin.
    »Du hast die alten Schalen hinausgeworfen?«
    »Ja. War das falsch?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Könnte sie wieder hierherkommen?«
    »Möglich. Wenn das Wasser in der Bucht nach dem nächsten Paarungsflug immer noch so hoch steht. Weißt du zufällig, wann sie das erste Mal aufstieg?«
    »Ja - weil wir gleich danach diesen Sporenregen hatten, der bis in die Sümpfe von Nerat reichte...«
    »Braves Mädchen!« T’gellan warf den Kopf zurück, schloss die Augen und schien etwas auszurechnen. Alemi hatte die gleiche Angewohnheit, wenn er den Bootskurs bestimmte. »Und wann schlüpften die Jungen aus?«
    »Ich habe die Siebener-Spannen nicht mehr genau im Kopf. Ich weiß nur noch, dass es fünf Fädeneinfälle her ist.«
    »Großartig. Das heißt, dass sie sich noch vor dem Hochsommer ein zweites Mal paaren könnte - wenn die Echsen dem gleichen Zyklus folgen wie die Drachen.« Er warf einen Blick auf die Gegenstände, mit denen sich Menolly das
Höhlenleben erleichtert hatte. »Brauchst du noch etwas von diesen Dingen?«
    »Wenig«, meinte Menolly und tastete unter ihre Schlafdecke. Die Rohrflöten waren noch da, also hatte er sie bei seinem ersten Besuch in der Höhle nicht entdeckt. Sie wickelte das Instrument wieder in die Decke. »Mein Öl...«, sagte sie und nahm den Topf. »Das werde ich benötigen.«
    »Bestimmt nicht«, grinste T’gellan. »Aber nimm es ruhig mit. Manora hat eine Schwäche für selbst gebrautes Zeug.«
    Sie holte auch ihre getrockneten Kräuter und packte alles zu einem Bündel zusammen, das sie bequem auf dem Rücken tragen konnte. Dann begann sie, resolut ihr primitives Tongeschirr ins Freie zu werfen.
    »Du liebe Güte - Monarth!« Entsetzt lief sie zum Ausgang.
    »Du hast ihn nicht getroffen. Der weiß schon, dass er sich verdrücken muss, wenn Hausputz ansteht!« Damit packte T’gellan den ausgehöhlten Stein, den sie zum Wasserkochen benutzt hatte, und schleuderte ihn hinterher.
    »Das dürfte alles sein«, meinte sie.
    »Gut, dann verschwinden wir«, drängteT’gellan.
    Am Eingang drehte sich Menolly noch einmal um und betrachtete lächelnd ihr Reich. Sie hätte nie geglaubt, dass sie diese Höhle für immer verlassen würde - und das auf den Schultern eines Drachen. Nichts deutete mehr darauf hin, dass hier ein Mensch Unterschlupf gefunden hatte. Selbst ihre Fußabdrücke verschwanden, als der trockene Sand in die flachen Mulden rutschte. T’gellan streckte die Hand aus und half ihr beim Aufsteigen, und dann flogen sie los, um das Feuerechsen-Gelege zu suchen.

KAPITEL ElF
    Die Königin klein und golden,
Droht schrill der weiten See.
Tod bringt die Flut
Der jungen Brut.
Sie schreit hinaus ihr Weh.
    Menolly und T’gellan beförderten die einunddreißig Eier des Geleges, ohne dass auch nur eines angeknackst wurde. Ein doppelt genähter Sack mit Pelzfutter schützte die kostbare Fracht vor der Kälte des Dazwischen. Im Benden-Weyr empfing man die beiden mit lautem Hallo. Jeder wollte einen Blick auf die Eier werfen. Lessa wurde gerufen, und sie bestimmte, dass man das Gelege in einem Korb neben den kleinen Herd stellen und mit heißem Sand aus der Brutstätte bedecken solle. Ihrer Ansicht nach blieb noch eine Siebenspanne bis zum Ausschlüpfen der Jungechsen.
    »Und das ist gut so«, meinte sie in ihrer trockenen Art. »Es reicht, wenn morgen oder übermorgen die kleinen Drachen aus den Eiern kriechen. Da kommt alles, was Rang und Namen hat, in den Weyr geströmt. Oh, da fällt mir etwas ein! Vielleicht können wir bei diesem Anlass die Eier als Gastgeschenke verteilen.« Sie schien großen Gefallen an dieser Lösung zu finden und strahlte Menolly an. »Manora sagt, dass deine Füße noch nicht verheilt sind. Du wirst auf das Gelege
achten, ja? Hör mal, Felena, zieh dem Kind diese lächerlichen Stiefel aus und besorg ihr ein paar vernünftige Kleider. Wir haben doch sicher etwas in den Vorratstruhen, was ihr passt.«
    Lessa rauschte hinaus, und Menolly blieb in der Obhut von Felena zurück,

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