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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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das Licht, das sie gesehen hatte – schwebte schwach glimmend über dem Körper des Drachenlords. In dem gräulichen Lichtschein sah sein Gesicht wie Wachs aus.
    Sie nahm ihn in die Arme. Er sackte schlaff gegen sie. Maurynna wurde fast wahnsinnig vor Entsetzen, fest davon überzeugt, daß er tot war. Doch dann, offenbar mit so großer Anstrengung, daß er ihr fast aus den Armen rutschte, begann er zu atmen. Erleichtert drückte sie ihn wieder an sich und flüsterte: »Linden! Linden, was ist geschehen? Was haben sie dir angetan?«
    Sie glaubte, daß er zu sprechen versuchte, doch kein Laut war zu hören. Keuchend erreichte Maylin die beiden und sank auf der anderen Seite von Linden auf die Knie.
    »Was fehlt ihm? Wurde er erstochen?« fragte Maylin atemlos.
    »Keine Ahnung. Vielleicht können wir es rausfinden.«
    Während Maylin ihn stützte, schob Maurynna eine Hand unter Lindens Tunika: Sie konnte keine Wunden entdecken, nichts, das seinen Zustand erklärte. Seine Haut war feucht, aber das war nicht ungewöhnlich bei diesem Wetter. Oder etwa doch? Maurynna legte eine Hand über Lindens Herz. Es schlug unregelmäßig. War er krank? Sie roch Wein, doch betrunken konnte er nicht sein. Dann stieg ihr der kaum wahrnehmbare Waldlilienduft in die Nase.
    Sie versuchte nachzudenken. Unterdessen nahm sie ihren Umhang ab und legte ihn dem noch immer reglosen Drachenlord um die Schultern. Dann schob sie Maylin zur Seite und nahm Linden wieder in die Arme.
    »Rynna, was …«
    Frustration und Furcht überwältigten sie. »Sei still, Maylin! Laß mich überlegen, was wir tun sollen!« schluchzte sie. Sie kniff die Augen zu.
    Denk, nach! Denk nach! Denk nach!
    Ihre Gedanken rasten. Plötzlich fiel ihr Heilerin Tasha ein, und ihre Panik ließ etwas nach.
    Aber wenn es eine Krankheit war, die nur Drachenlords befiel? Dann konnte Tasha nichts ausrichten. Aber das Heilfeuer eines Drachenlords …
    »Maylin, du mußt die anderen Drachenlords holen. Sie werden wissen, was zu tun ist. Ich bleibe bei Linden.«
    Einen Augenblick glaubte Maurynna, Maylin würde protestieren. Doch Maylin stand auf und sagte: »In Ordnung. Ich komme so schnell wie möglich zurück. Hier – für den Fall, daß die Männer noch mal auftauchen.«
    Das Kurzschwert fiel neben Maurynna ins Gras. Dann nahm Maylin ihren Umhang von den Schultern und legte ihn über Lindens Beine.
    Bevor sie darauf bestehen konnte, daß Maylin ihren Umhang anbehielt, war das Mädchen in der Dunkelheit verschwunden. Maurynna betete, daß die Fähre noch fuhr; wegen des Wolkenbruchs mußte der Wasserstand rasend schnell steigen.
    Sie zog Linden näher an sich und versuchte, ihn mit ihrem Körper zu wärmen. Sie legte seinen Kopf an ihre Schulter, strich ihm über die nassen Haare und flüsterte ihm aufmunternde Worte ins Ohr, während er um jeden rasselnden Atemzug rang.
    »Halte durch, Linden, bitte. Maylin ist bald zurück und bringt Hilfe. Bitte, bitte«, flehte sie verzweifelt.
    Das Kaltfeuer sank tiefer zu Boden. Sie nahm an, daß es erst verlöschen würde, wenn Linden es auflöste – oder wenn er starb. Angstvoll beobachtete Maurynna das schwache Pulsieren und starb jedes Mal tausend Tode, wenn das Licht flackerte und auszugehen drohte. Jedes Mal leuchtete es wieder auf. Aber wie oft noch?
    Maylin rannte neben der Straßenböschung, die Lippen zusammengekniffen wegen des schmerzhaften Stechens in ihrer Seite.
    Mittlerweile konnte sie den Fluß hören, das Murmeln von Stimmen, das Stapfen von Stiefeln auf Holzplanken. Am Himmel flammte ein Blitz auf, und sie sah, daß sich die beiden Fährmänner zum Ablegen bereitmachten.
    Donner grollte über den Fluß hinweg und übertönte ihre Rufe. Sie verstummte, um nicht noch mehr Atem zu vergeuden und rannte schneller. Als der Donner verklungen war, rief sie: »Wartet! Wartet!«
    Aber die Männer hörten sie nicht. Der erste stieg auf die Fähre und nahm seinen Platz an einem der Langruder ein. Maylin biß sich auf die Lippe und fand irgendwo noch die Kraft, um ein letztes Mal das Tempo anzuziehen.
    Der zweite Mann warf das Tau an Deck, stieß die Fähre von der Anlegestelle ab und sprang an Deck. Als er Schritte über die Holzplanken poltern hörte, schaute er über die Schulter. Der erste Fährmann erhob sich halb von seinem Platz am Ruder.
    »Was zum Henker …«, rief er, als Maylin von der Anlegestelle sprang und bäuchlings auf dem Deck aufschlug. Im nächsten Moment wurde die Fähre von der Strömung erfaßt, und die Männer

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