Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
goldene Spangen getragen. Maurynna?
Bevor Linden antworten konnte, schnaubte Kief: Und die Stallburschen versuchten mir weiszumachen, Shan wäre den ganzen Weg von Drachenhort nach Casna gekommen.
Ahm – es stimmt. Und ja, es war Maurynna, sagte Linden. Können wir die Sache nicht später bereden? Ich bin fast zurück.
Es folgte eine lange Pause. Dann sagte Kief: Meinetwegen. Tarina sagte: Wir freuen uns schon, die Sache mit Euch zu … bereden. Die Verbindung wurde abrupt beendet.
»Wie schön«, sagte Linden zu Shan. »Kief und Tarina sind wieder mal wütend auf mich.« Er fragte sich, worüber sie so verärgert waren.
Wenig später ritt er über die weitläufige Wiese auf die Stallungen zu, wo er Kief und Tarina warten sah. Sie saßen noch auf ihren Pferden, von ihrer Eskorte umgeben.
Als sie ihn erblickten, ritten Kief und Tarina los und trafen ihn auf halbem Weg. Einen Moment starrten die drei einander nur an.
Kief brach das Schweigen. »Verflucht noch mal! Müßt Ihr unbedingt die Götter herausfordern, Linden? Seid Ihr wahnsinnig, nach Eurer Krankheit gleich wie ein Irrer in der Gegend herumzureiten? Wer weiß, was hätte passieren können!«
Bevor Linden etwas entgegnen konnte, wollte Tarina wissen: »Wie ist Shan hergelangt? Hat Chailen oder einer der Stallburschen ihn hergebracht?«
»Äh, nein. Soweit ich sagen kann, ist er allein hergekommen.« Linden lächelte dümmlich. Vielleicht vergaßen sie ja, ihn nach der »jungen Frau« zu fragen.
»Ihr und das Pferd habt einander verdient«, sagte Tarina. »Und da es nicht wissen konnte, daß Ihr hier seid, muß es jemand hergebracht haben. Liege ich richtig mit der Annahme, daß es Maurynna war?«
Verdammt, jetzt hatten sie ihn. »Ja.« Er holte tief Luft. »Wir haben uns miteinander vereint. Es … ist einfach passiert. Rathan war zu stark.«
»Ihr seid ein verfluchter Narr!« explodierte Kief. Linden war auf das Schlimmste gefaßt, doch Kiefs Zorn verebbte sogleich wieder. Statt dessen huschte ein schuldbewußter Ausdruck über seine Miene. »Aber Ihr wart nicht der einzige, der zu sorglos war«, bemerkte Kief kryptisch.
Tarina sagte: »Was geschehen ist, ist geschehen, Kief. Und vielleicht hatte es ja auch etwas Gutes.« Dann fügte sie zu Linden gewandt hinzu: »Da Ihr frohgelaunt in der Gegend herumreitet, nehme ich an, daß es ihr gutgeht.«
Er nickte und versuchte, die Bedeutung ihrer Worte zu enträtseln.
»Kief, es ist an der Zeit«, sagte Tarina. »Erzähl ihm von Tsan Rhilin.«
Linden griff sich über die Schulter an den Rücken und suchte den breiten Ledergurt seines Wehrgehänges, an dem die Scheide seines Großschwerts hing. Natürlich war der Gurt nicht da. Das Schwert lag in seinem Zimmer. Ein Anflug von schlechtem Gewissen überkam ihn, weil er nicht früher an Tsan Rhilin gedacht hatte. Dann beschlich ihn ein unbehagliches Gefühl. Er kramte in seinem Gedächtnis, versuchte sich zu erinnern, ob er das Großschwert in seinem Zimmer gesehen hatte.
Nein. Er hatte es nicht gesehen. Er war sich ganz sicher. Plötzlich öffnete sich ein tiefes Loch in seiner Magengrube. Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Wo …«, begann er.
»Gestohlen.« Kief sah ihn nicht an. »Und mir ist erst einige Tage nach dem Überfall eingefallen, daß Ihr es an jenem Abend bei Euch hattet. Als ich Euch nach Hause brachte, war es nicht mehr da.«
Linden war fassungslos. »Dann befindet sich Tsan Rhilin also …«
»… im Besitz der Männer, die Euch überfallen haben«, sprach Kief den Satz zu Ende. »Das scheint die einzig logische Erklärung zu sein. Wenn wir das Schwert finden, haben wir auch die Täter.«
»O Götter«, war alles, was Linden herausbrachte. Ihm war plötzlich eiskalt. Das Schwert verloren zu haben, das ihn zeit seines Lebens begleitet hatte – das Bram ihm geschenkt hatte –, traf ihn zutiefst. Was würde er Bram sagen – oder schlimmer noch, Rani –, wenn er irgendwann auf die andere Seite übertrat? Das Großschwert war nahezu alles, was er von den beiden Menschen besaß, die er zeit seines Lebens am meisten geliebt hatte.
Ihm war danach, Casna Stein für Stein auseinanderzunehmen. »Was habt Ihr in die Wege geleitet, um es wiederzufinden?«
Kief gestikulierte hilflos. »Wir hielten es für das beste, keine öffentliche Erklärung abzugeben. Herzogin Alinya läßt Agenten des Palastes danach fahnden. Bisher allerdings ohne Erfolg.«
Linden bekam kaum Luft. Der Verlust eines der Stützpfeiler seines
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