Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
mit Limonenextrakt; einen harten Klumpen des weißesten Zuckers, den sie finden konnte; eine ganze Muskatnuß; kleine, abgepackte Beutel mit Zimt, Gewürznelken, Pfeffer und Safran. Die beiden letztgenannten Gewürze waren unverschämt teuer gewesen. Zwar hatte sie den Gewürzhändler deutlich heruntergehandelt, doch noch immer tat der Preis, den sie gezahlt hatte, ihrer sparsamen Kaufmannsseele weh – auch wenn sie Lindens Geld ausgab und nicht ihr eigenes.
Linden. Es war seltsam, ihn so zu nennen, selbst in Gedanken. Sie richtete ihr Augenmerk wieder auf den Korbinhalt. Sie entschied, daß noch etwas Platz war für eine letzte kleine Sache. Aber wofür?
»Maylin!«
Beim Klang der Stimme ihrer Cousine schaute Maylin zurück. Sie hatte keine Schwierigkeiten, Maurynna zwischen den hauptsächlich cassorischen Passanten zu entdecken. »Hallo hast du schon mit deiner Mannschaft geredet?« rief sie ihrer Cousine zu, während diese sich einen Weg durch die Menge bahnte.
»Ja«, antwortete Maurynna, als sie Maylin erreicht hatte. »Sie sind neugieriger als junge Katzen. Jeder einzelne hat sich freiwillig gemeldet. Ich habe ihnen nicht viel erzählt, gerade genug, um ihre Neugier zu wecken, ansonsten hätte es sich in allen Tavernen herumgesprochen, und wir hätten halb Casna am Dock. Ich bin froh, dich zu treffen. Wenn du fertig bist, können wir zusammen nach Hause gehen. Aber zuerst muß ich Almered noch von der Familie grüßen.«
Maylin schnippte mit den Fingern. »Das ist es! Kandierter Ingwer.«
Maurynna kratzte sich am Kopf. »Kandierter …?«
»Schon gut. Ich hatte völlig vergessen, daß das assantikkanische Viertel ganz in der Nähe ist.« Maylin nahm den Korb in die andere Hand. »Bei Almered gibt es kandierten Ingwer. Außerdem will ich mir seine Seidenstoffe ansehen. Sollen wir?«
»Ihr wünscht mich zu sprechen, Anstella?« fragte Lord Duriac und setzte sich zu ihr auf die marmorne Gartenbank.
»So ist es«, sagte Anstella von Colrane. Sie legte ihre Stickarbeit aus der Hand. »Wir müssen etwas Zeit gewinnen. Ich möchte, daß Ihr Chardel heute so sehr reizt, daß er auf Euch losgeht.«
»Während der Sitzung?« fragte Duriac, einigermaßen überrascht.
»Wo sonst? Und sprecht mit den anderen. Seht zu, daß sie mitmachen.«
»Es ist nur noch eine Stunde bis zur Sitzung«, entgegnete Duriac. »Das läßt mir nicht viel Zeit.«
Anstella zuckte mit den Schultern. »Das ist nicht mein Problem. Ich habe Euch gesagt, was man von Euch verlangt, und erwarte, daß Ihr dem nachkommt.« Sie stand auf und strich ihr Kleid glatt. »Geht jetzt. Es ist nicht mehr viel Zeit, und ich habe noch andere Dinge zu erledigen.«
Ich habe sie gefunden! rief Linden den anderen Drachenlords zu, als sie, vor den Ratsmitgliedern herschreitend, den Sitzungssaal betraten.
Den Göttern sei Dank, kam der erleichterte Chorus. Wie? fragte Kief. Wie ist ihr Name? wollte Tarina wissen.
Sie ist doch keine Dockarbeiterin. Sie ist Kapitän des Schiffes. Ihr Name ist Maurynna Erdon, und ich traf sie, als Otter mich zum Haus ihrer Angehörigen mitnahm. Wir dachten, wir könnten ihre Hilfe in Anspruch nehmen, wenn sie sich schon am Hafen auskennt.
Oh, welch eine Verwicklung, sagte Tarina lachend.
Linden nickte. Ich weiß, schlimmer als ein Bardenmärchen. Ich muß Euch um einen Gefallen bitten, aber bevor ich das tue, möchte ich vorausschicken, daß Herzogin Alinya und Heilerin Tasha bereits zugestimmt haben. Mit wenigen Worten schilderte er ihnen seinen Plan. Deswegen möchte ich an dem Tag die Sitzung ausfallen lassen.
Kief zog die Stirn in Falten. Doch alles, was er sagte, war: Wir werden sehen, Linden. Wir werden sehen.
Obwohl er Assantikkaner war und seinen Handel im assantikkanischen Viertel betrieb, war Almered al zef Bakkurans Geschäft – anders als die offenen Stände im Basar – im cassorischen Stil gebaut. Es war ein großes Geschäft, eine wunderbar duftende Schatzkammer mit einer unglaublichen Auswahl verschiedenster Waren.
Maurynna liebte es, das Geschäft zu besuchen, wann immer sie in Casna war. Als sie und Maylin durch die offenstehende Tür traten, rief sie auf Assantikkanisch: »Sei gegrüßt, Cousin.«
Zuerst dachte sie, das Geschäft wäre verlassen. Dann erhob sich hinter dem Verkaufstresen Almereds großgewachsene schlaksige Gestalt. Seine dunklen Züge erstrahlten vor Freude. »Maurynna! Ich bin so froh, dich zu sehen!«
Er kam um den Tresen herum. Die Amulette und Perlen in seinen langen Zöpfen
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