Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Nein, es liegt daran, daß du von nun an von Taren unterrichtet wirst«, erwiderte Linden ernsthafter. »Wir alle – du, Lleld, Jekkanadar, Otter, Raven und ich – werden von ihm unterrichtet.«
Er nickte, als sie langsam begriff. »Genau. Die Herrin hat endlich Llelds Plan zugestimmt.«
Es würde also alles so gehen, wie Lleld es wünschte. Die Herrin rieb sich die Stirn und versuchte damit, die heraufziehenden Kopfschmerzen zu vertreiben.
Sirl trat zu ihr, als sie am Fenster des Eßzimmers ihrer Privatgemächer stand. »Herrin, Taren Olmeins ist hier, wie gerufen«, sagte er. »Wollt ihr ihn jetzt sehen?« Der Tonfall des Kir war tadelnd, und seine großen Augen sagten deutlich »Ihr solltet jetzt ausruhen«.
Die Herrin lächelte ihn an. Es gab keine schlimmeren Tyrannen als treue Diener. »Ja«, sagte sie. »Ich werde jetzt mit ihm sprechen.« Sie hob die Hand, als Sirl die Lippen mißbilligend über die Reißzähne zog. »Ich verspreche dir, es wird nicht lange dauern. Ich habe eine Bitte an ihn, das ist alles.«
Sirls Nicken sagte ihr, daß er daran denken würde. Er ging, um Taren zu holen.
Wieder rieb sich die Herrin die Stirn. Wenn dieses Gespräch vorüber war, würde sie nach Fiaran, dem Heiler der Festung, schicken; vielleicht hätte der Kräutermann etwas für ihren schmerzenden Kopf.
Wieder kam Sirl herein, gefolgt von Taren. Der Echtmensch verbeugte sich vor ihr, wie es die Kelnethi tun, mit der Hand auf dem Herzen. Es überraschte sie ein wenig. Sie kannte seine Geschichte, sie wußte, daß er als Yerrin aufgewachsen war.
Aber dank den Jehangli als Yerrin ohne Clanzopf. Ich denke, daher spielt er die ganze Zeit den Kelnethi, wenn er nicht seine Rolle vergißt. Zu ihm gewandt, sagte sie: »Willkommen, Taren. Ich wollte Euch von dem Beschluß erzählen, den die Saethe getroffen hat.«
Seine Augen blitzten auf.
»Es werden tatsächlich Drachenlords ausgesandt werden, um Pirakos zu befreien, wie Lleld Kemberaene es vorgeschlagen hat. Sie müssen allerdings die Sprache lernen.«
Einen Augenblick lang starrte er sie erstaunt an. »Ihr wollt, daß ich den Drachenlords Jehangli beibringe?« fragte Taren ungläubig.
»Ja«, sagte die Herrin. »Lleld hat darum gebeten, und ausnahmsweise sind sie und ich in dieser Angelegenheit derselben Meinung.«
Der Schrecken, der sich auf Tarens Miene abzeichnete, überraschte sie. Es schien ihr eine ganz logische Bitte zu sein; das hatte dieser Mann doch sicher erwartet?
»Aber Herrin, es ist eine sehr schwierige Sprache, und ich werde als Dolmetscher mit ihnen kommen. Warum müssen sie es lernen?«
»Weil man nie weiß, was die Pläne der Götter sind. Ihr werdet feststellen, daß die Drachenlords fähige Schüler sind; es gehört zu unseren Begabungen. Was die beiden Echtmenschen angeht, Otter und Raven, die ebenfalls mitkommen werden -bringt ihnen bei, was Ihr könnt.« Dann fiel ihr etwas ein, das sein Zögern vielleicht erklärte. »Wird es sehr anstrengend für Euch sein, Taren? Ich will nicht, daß Ihr wieder krank werdet, aber ich halte diesen Unterricht wirklich für nötig. Und obwohl wir Euch alle sehr dankbar sind, daß Ihr LIelds Truppe begleiten wollt, solltet Ihr vielleicht noch einmal darüber nachdenken. Ich möchte nicht, daß Ihr wieder in Sklaverei geratet.«
Der Schrecken wich der Angst. »Nein, Herrin! Ich muß mitgehen«, rief Taren. Er leckte sich die Lippen. »Ich … ich muß es zu Ende bringen. Es gibt so vieles, woran die Drachenlords scheitern könnten. Ich kenne das Volk und die Bräuche. Ich muß mit ihnen nach Jehanglan gehen.«
Gerührt sagte die Herrin: »Ihr seid ein tapferer Mann, Taren. Ich danke Euch.«
Taren lächelte sein liebenswertes, strahlendes Lächeln. »Ich tue nur meine Pflicht, Herrin.«
Otter saß in einem der Sonnenzimmer von Schloß Drachenhort, hatte seine kleine Reiseharfe auf dem Schoß und ließ die Finger über die Saiten gleiten, während seine beunruhigten Gedanken einander jagten. Erspielte kein Lied, nur die zufälligen Akkorde, die ihn immer irgendwie trösteten.
Es sah so aus, als fänden auch andere sie tröstlich. Drachenlords kamen herein und gingen wieder; die meisten lauschten einige Zeit. Einige blieben, schlössen die Augen, ließen sich von der Musik wegtragen. Viele lächelten friedlich.
Otter wünschte sich, er könne ebenfalls so unbeschwert sein. »Verstört« war eine sehr milde Beschreibung des Zustands, in dem er sich im Augenblick befand. Eine sehr milde Beschreibung. Lleld
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