Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Lleld hatte ausnahmsweise das Richtige getroffen. Nein, mußte Sulae zugeben, Lleld hatte wieder einmal das Richtige angenommen; sie würde sich freuen. Die Herrin nicht. Die Herrin hatte Llelds Plan zwar widerstrebend zugestimmt, aber Sulae hatte die Ablehnung in ihrer Stimme vernommen, als sie sie gebeten hatte, sich auf diese Gesandtschaft zu begeben. Der geringste Rückschlag, und die Herrin würde die ganze Idee ablehnen.
Aber welche andere Möglichkeit hatte Pirakos? Dieses Mal hatte die Herrin sich geirrt. Und die Götter mögen Pirakos gnädig sein, wenn seine einzige Chance einer von Llelds verrückten Plänen ist.
»Gut. Sehr gut«, fuhr sie fort. »Dann vernehmt, um was die Herrin von Schloß Drachenhort Euch bittet. Im Frühling wird ein Schiff mit einer ganz besonderen Truppe von Gauklern hier eintreffen. Die Herrin bittet darum, daß ihr ihnen alle erdenkliche Hilfe gebt und dafür sorgt, daß sie nach Jehanglan kommen und sicher wieder zurückgelangen.«
Der Kaiser der Dämmerung warf ihr einen neugierigen Blick zu. »Das ist alles?«
»Das ist alles«, erwiderte Sulae.
»Und werdet Ihr mir sagen, worum es geht, Euer Gnaden?«
»Es ist besser, wenn Ihr das nicht wißt, Euer Majestät.« Es war deutlich zu sehen, daß der Mann von seiner Neugier schier verschlungen wurde; er war Famissa wirklich sehr ähnlich! Aber der Kaiser von Assantikk bettelte nicht oder versuchte nicht, sie auszuhorchen. Er schaute allerdings sehr enttäuscht drein. Sulae lächelte, sagte aber nichts.
Er verzog den Mund zu einem ironischen Lächeln. »Darf ich die Geschichte hören, wenn alles vorüber ist?«
»Also gut«, sagte Sulae, und sie klatschte in die Hände, wie es das traditionelle Zeichen eines abgeschlossenen Handels war. Sie hob dann die rechte Hand hoch, Handfläche nach vorn.
»Also gut.« Er legte seine Handfläche auf die ihre. Sie war erfreut, daß er mit keiner Wimper zuckte, als er die »Schwimmhäute« zwischen ihren Fingern sah. Er war seiner Urgroßmutter wirklich sehr ähnlich, und sie fragte sich, ob auch er Riyudal komponierte. Sie würde ihn fragen, wenn sie zurückkehrte.
Fr sagte: »Ich werde dafür sorgen, daß alles für diese … Gaukler vorbereitet wird. Wie lange werden wir die Gunst Eurer Anwesenheit haben, Herrin?«
»Ich habe getan, was zu tun war, und wir haben wenig Zeit«, sagte Sulae bedauernd. »Ich muß sofort nach Schloß Drachenhort zurückkehren.«
»Dann mögen die Götter mit Euch sein«, sagte Chakkarin, »und der Wind unter Euren Flügeln singen, Sulae Shallanan. Kommt bald zurück und erzählt mir alles.«
»Das werde ich«, versprach sie. »Das werde ich.«
Hodai trabte zwischen zwei Priestern her und lauschte, als sie beschrieben, wie es ihren beim Angriff der Drachen verletzten Genossen ging. Sie achteten nicht auf ihn. Es war überraschend, dachte er, wie viele ihn auch für taub hielten, nur weil er stumm war.
Ganz gleich; es war hin und wieder sehr dienlich, wie zum Beispiel jetzt.
»Was ist mit Nisse?« fragte einer der Priester.
»Diejenigen, die sich um ihn kümmern, sagen, er hätte gestern die Augen geöffnet. Sie hoffen, er wird sich bald erholen, wie schon Teurun und Cham zuvor. Offensichtlich verläuft es so. Wenn sie aus diesem unnatürlichen Schlaferwachen, dann leben sie. Wenn nicht, ist es wie bei Domhion – direkt zum Phönix. Und je länger sie schlafen, desto unwahrscheinlicher ist es, daß sie erwachen.«
Der erste Priester schnalzte mit der Zunge. »Wer schläft denn immer noch? In der Halle der Pilger hörte man nicht viel davon.« Hodai dachte, daß dieser Priester aussah wie eine Glucke, die in den Regen geraten war.
Der andere rasselte eine Namensliste herunter, aber der einzige Name, der Hodai auffiel, war der von Haoro. Er blickte zu Boden und verbarg ein Lächeln, als der Mann weitersprach.
»Es heißt, sein Onkel sei wütend, obwohl niemand weiß, warum. Es ist nicht so, als ob sie sich sonderlich nahegestanden hätten, obwohl Fürst Jhanun häufig als Pilger hierherkommt, und dann sprechen sie stundenlang miteinander. Nach allem, was ich weiß, hat Fürst Jhanun die Ehen seiner Schwestern mißbilligt und nicht das geringste getan, um ihnen und ihren Familien zu helfen, als es ihnen schlechtging.«
»Ich habe immer gehört, Fürst Jhanun sei ein sehr frommer Mann«, meinte die Glucke, als sie in einen anderen Flur einbogen.
»Warum geht er dann nicht zum Rivasha statt hierher? Der Tempel dort ist heiliger und liegt viel näher
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