Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
ihm einen säuerlichen Geschmack im Mund.
Ein Problem war also wenn schon nicht gelöst, so doch beiseite geschoben. Das nächste bestand darin, einen Llysanyaner zu reiten. Es war ihm bis jetzt gelungen, Echtmenschen, Echtdrachen und Drachenlords hinters Licht zu führen, aber diese Tiere waren etwas anderes. Taren erinnerte sich, wie der Hund seines Bruders ihn jedesmal angeknurrt und die Zähne gefletscht hatte, wenn er ihn sah. Ein kluges Tier – viel klüger, als sein Herr gewesen war.
Also wie …
Die Antwort kam so plötzlich und war so schlicht, daß Taren beinahe laut gelacht hätte. Baisha war vermutlich der Ansicht, daß ein Llysanyaner ihm zustand, aber Taren, der ehemalige Sklave, würde sich nie erdreisten, das Pferd eines Drachenlords zu reiten.
Um diese Erkenntnis zu feiern, ging Taren zum Tisch und goß sich einen Kelch pelnaranischen Weins ein. Dies, dachte er, als er zusah, wie der dunkelrote Wein aus der Karaffe floß, wäre das einzige, was ihm fehlen würde, hätten sie den Norden erst einmal verlassen.
Er hob den Kelch und prostete sich selbst zu. Dann rief er seinen Diener aus dem Vorzimmer herein und sagte: »Ich möchte dich bitten, seiner Gnaden Linden Rathan eine Botschaft zu überbringen …«
An diesem Abend hing der Geruch nach Regen schwer in der Luft; die Herde würde früh hereinkommen. Linden führte die Truppe in der Abenddämmerung auf die Weide hinaus. Kugeln aus Kaltfeuer beleuchteten ihnen den Weg und tanzten in der kühlen Luft.
Linden blieb am Tor stehen. Er rief eine der Feuerkugeln herunter, um mehr Licht auf den Riegel zu werfen. Lleld und Jekkanadar lehnten sich oben auf den Zaun und spähten auf die Weide hinaus; Maurynna folgte ihrem Beispiel. Hinter sich hörte Linden, wie Otter sich zum dutzendsten Male räusperte, seit sie den Weg zu den oberen Weiden eingeschlagen hatten. Er drehte sich um.
»Spuck es endlich aus«, sagte er, eine Hand immer noch auf dem Riegel. »Was ist los?«
Großonkel und Großneffe wechselten einen Blick. Raven riß den Kopf abrupt zu seinem Großonkel herum, als wollte er sagen: Du kannst es erklären, und betrachtete dann forschend einen Holunderbusch an dem Bach, der über die Weide floß. Aber bei all seinem scheinbaren Gleichmut bemerkte Linden die Anspannung in der Haltung des jungen Mannes, die starre Haltung der Schultern unter dem blauen Umhang, die geballten Fäuste, Otter warf einen unbemerkten – und säuerlichen – Blick zu seinem Großneffen. »D U bist doch derjenige, der so begierig war, wenn ich dich erinnern darf.«
Raven ignorierte ihn. Er konzentrierte sich jetzt vollkommen auf das Kaninchen, das unter dem Busch saß, als wollte er es für immer in seinem Gedächtnis einbrennen. Linden bezweifelte, daß er je zuvor ein Kaninchen so faszinierend gefunden hatte.
»Das werde ich nicht vergessen, Jungchen«, murmelte der Barde schließlich. »Nun, Linden – Shan hat zwar ein paarmal zugelassen, daß ich ihn reite, aber ich weiß, daß die Llysanyaner normalerweise nur Drachenlords tragen. Bist du sicher, daß …?«
Linden zog amüsiert die Braue hoch. »Daß wir welche finden werden, die euch beide tragen wollen? Nein, ich bin nicht sicher. Deshalb sind wir hier. Ich gebe zu, es wäre viel einfacher, wenn ihr wie Taren darauf bestehen würdet, gewöhnliche Pferde zu reiten. Aber wir brauchen zumindest noch einen weiteren Llysanyaner; Miki ist so klein, daß sie in einer Caelah albern aussehen würde.«
»Was ist das?« fragte Maurynna.
»Das ist ein Yerrin-Wort für eine Art Tanz zu viert; es wird auch für eine Schrittkombination von vier Pferden benutzt.«
»Nun, Otter und Raven – als erstes werde ich der Herde erklären, was wir wollen; dann werdet ihr beide euch unter die Tiere mischen. Sie werden euch wählen, nicht umgekehrt. Vergeßt das nicht.« Er schob das Tor auf und ging voran. »Und vergeßt nicht, daß die meisten – wenn nicht alle – sich entscheiden werden, es nicht zu tun.«
Die gemischte Herde von Llysanyanern und normalen Pferden, angeführt von Shan, Boreal und Llelds und Jekkanadars Llysanyanern Miki und Hillel, kam den Hügel hinab auf sie zugetrabt. Sobald alle von der Truppe drinnen waren, verriegelte Linden das Tor wieder sorgfältig und ging den Tieren entgegen. Shan kam begierig auf ihn zu und schob die Nase unter Lindens Umhang, um den Beutel an seinem Gürtel zu beschnuppern.
»Keine Äpfel«, sagte Linden.
Der Hengst legte die Ohren zurück.
»Hör auf damit,
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