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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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gedacht hatte, sie danach zu fragen. Daß Tigerleber ein traditionelles Gericht für die Mütter von kaiserlichen Erben war, tröstete sie wenig. Sie konnte nur dem Phönix danken, daß sie ihr bei ihrer ersten Schwangerschaft entkommen war. Aber nun …
    Sie würde dieses widerliche Zeug essen müssen, und das unter dem wohlwollenden Blick von Xianes Eunuchen, der dann Xiane Bericht erstatten würde.
    Denk an den Thron der Riya-Akono.
    Der Gedanke war alles, was ihr half. Sie öffnete die Augen wieder – wandte aber den Blick ab – und winkte Murohshei, ihr Besteck zu bringen.
    Der alte Eunuch strahlte so stolz, als hätte er den Tiger selbst erlegt. Murohshei schnitt ein kleines Stück ab und reichte es ihr. Irgendwie gelang es ihr, die Leber herunterzuwürgen.
    Was immer ich tun muß, um um meiner Kinder willen Kaiserin zu werden, werde ich tun. Ganz gleich, was es ist.
    Linden schlüpfte in die kleinste Kammer neben der Bibliothek; er setzte sich auf einen Stuhl neben der Tür. Maurynna blinzelte ihm zu. Kharine grüßte ihn zerstreut, die Aufmerksamkeit auf ihre Schülerin gerichtet. Er warf einen raschen Blick auf die Kerze, die im Halter auf dem Tisch brannte.
    Es war beinahe nahe dem sechzehnten Kerzenabschnitt; Maurynnas Unterricht sollte bald vorüber sein. Er beobachtete sie, den dunklen Kopf, den sie über das Buch beugte, das zwischen ihr und Kharine lag. Mit leiser Stimme las sie vor. Hier und da unterbrach die Kir-Lehrerin sie, korrigierte hier die Aussprache, erklärte da ein Wort, wenn Maurynna ins Stocken geriet. Manchmal griff Maurynna nach der Feder und machte sich auf dem Pergamentstreifen, der vor ihr lag, Notizen. Sie las weiter. Ihr Akzent war gut, bemerkte Linden, viel besser als der seine. Sie hatte auch rasch das Arolan gelernt, die Sprache der Drachenfestung. Er, auf der anderen Seite, war seinen yerrinischen Akzent nie losgeworden – nicht, daß er es ernsthaft versucht hätte. Manchmal war es ganz nützlich, daß die Leute ihn tatsächlich für das Landei hielten, nach dem ersieh anhörte.
    Aber Maurynnas Leichtigkeit mit den Nuancen der Sprachen zeigte, was für eine gute Erziehung sie genossen hatte. Als Abkömmling einer reichen Kaufmannsfamilie hatte sie zweifellos Lehrer gehabt, die ihr zumindest einige der Sprachen der fünf Königreiche beibrachten, ebenso wie Assantikkanisch, und dafür gesorgt hatten, daß sie sie so gut wie möglich aussprach.
    Sie muß diese Lehrer dennoch mit ihren Fähigkeiten überrascht haben, dachte Linden, denn schließlich hatten Drachenlords eine angeborene Sprachbegabung. Genauso überrascht wie es Bram und Rani waren, als ich ihre Söldnersprache, das Meijas, so schnell lernte.
    Es war erstaunlich, dachte er, was eine Truppe von Soldaten aus unterschiedlichen Ländern sich als gemeinsame Sprache zusammengestoppelt hatte.
    Eine Promenadenmischung, das Bastardkind von fünf Sprachen und einem Dutzend Dialekten, hatte ebenso gut funktioniert wie die kultivierte Sprache der Drachenlords nach Jahrhunderten der Vollendung. Er verlor sich in Erinnerungen an die Vergangenheit, während die leisen Stimmen weiter murmelten. Erst das Zuklappen des Buchs brachte ihn aus seinem Halbschlaf.
    »Sehr gut, Maurynna«, sagte Kharine. »Mach so weiter, und du wirst problemlos als eine durchgehen, die auf der Drachenfestung geboren ist.« Sie steckte das Buch in ihre Tasche, die auf dem Tisch lag.
    Maurynna lächelte. »Nur, weil ich eine so gute Lehrerin habe.« Sie stand auf und streckte sich ein wenig. »Ah, ich bin vollkommen starr!«
    Kharine griff nach ihrer Tasche, erwiderte das Lächeln und ging zur Tür. »Ein Ritt würde dir guttun; du hast heute viel gelernt.« Sie nickte freundlich, als sie an Linden vorbeikam. Er erwiderte ihren Gruß.
    Als sie allein waren, sagte Linden: »Sie ist eine gute Lehrerin, nicht wahr?«
    »Sehr gut«, erwiderte Maurynna. »Sie ist geduldig und kann Dinge so erklären, daß ich mir sie merken kann. Der Unterricht bei ihr macht mir viel mehr Spaß als der bei einigen anderen Lehrern.«
    Er grinste, denn er wußte, daß sie von ihrem Lehrer für das höfische Assantikkanisch sprach. Gaddo konnte tatsächlich unangenehm hölzern sein. »Dann tut es mir leid, daß ich dir sagen muß, daß dein Unterricht bei ihr vorerst zu Ende ist«, meinte Linden.
    »Was – wieso?« fragte Maurynna bedrückt. »Du wirst Doppelstunden bei Gaddo nehmen müssen.« Er lachte über ihren entsetzten Blick. »Liebste, du bist so leicht zu necken.

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