Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Möglichkeit, es zu tun. Es gefallt mir nicht, es gefällt Jekkanadar auch nicht.«
»Und mir gefällt es erst recht nicht«, fauchte Linden. Er krampfte die Hand zusammen; der Zinnkelch, den er hielt, verbog sich. Er warf ihn beiseite. Wein spritzte über den Tisch wie Blut. Mit einem lauten Fluch trat er seinen Stuhl beiseite und verließ Llelds und Jekkanadars Wohnung.
Maurynna war erschüttert von der Heftigkeit dieses Ausbruchs. Sie hatte Linden noch nie so gesehen. Sie warf einen raschen Blick auf Otter, schließlich kannte er Linden seit mehr als vierzig Jahren. Kam es häufiger vor, daß er so aufbrausend war? Aber der Barde schien ebenso verblüfft zu sein, wie sie sich fühlte.
Unsicher erhob sie sich halb von ihrem Stuhl. »Lleld, Jekkanadar – was …«
Jekkanadar umfaßte ihr Handgelenk, um sie aufzuhalten. Maurynna sah sich die dunkelbraune Hand an, die sich um das immer noch helle Stück ihres Armes schlang, wo sie einmal das Rangarmband eines Kapitäns getragen hatte. Plötzlich wußte sie, was als nächstes kommen würde. »Ich muß wissen, was mit Linden los ist«, sagte sie statt dessen in einem vergeblichen Versuch, Jekkanadar aufzuhalten.
»Ich kann dir sagen, was mit Linden los ist«, erwiderte der assantikkanische Drachenlord. »Linden hat Angst um dich.
Denn wie du ebenfalls schon festgestellt hast, müssen wir uns trennen, sobald wir in Jehanglan sind.«
Lleld sagte: »Du wirst uns verlassen müssen, Maurynna. Oder wir dich. Soweit wir – und Morien – wissen, bist du der einzige Drachenlord, der sich dem Kajhenral nähern kann, ohne überall in der Umgebung Alarm auszulösen. Linden wird bei der Truppe bleiben, und wir werden versuchen, die Aufmerksamkeit von dir abzulenken.«
Sich von Linden trennen? Nur die Götter wußten, wie lange – vielleicht, um ihn niemals wiederzusehen?
Nein. Nein und nochmals nein und wieder nein, versuchte sie zu sagen. Sie waren nur so kurze Zeit zusammen gewesen, aber bereits miteinander verbunden wie zwei Bäume, die ineinander verwachsen waren. Der Gedanke, sich von ihm zu trennen, schmerzte, und zwar beängstigend.
Aber es mußte sein. Es gab keine andere Möglichkeit; das verstand sie. Eine Welle der Verzweiflung schwappte über sie.
»Ich muß alleine gehen?«
Das wäre wahrscheinlich das beste. Linden konnte ohnehin niemand ersetzen …
Aber Lleld schüttelte den Kopf. »Nein, du brauchst jemanden, der dir Rückendeckung geben kann. Wir haben wieder und wieder darüber gesprochen und beschlossen, daß es am besten wäre, wenn Raven mit dir kommt.«
Maurynna fuhr zu ihm herum. Wenn er das gewußt hatte oder wenn er irgend etwas damit zu tun hatte, daß sie von ihrem Seelengefährten getrennt werden sollte, dann würde sie …
Otter hatte zuvor schon verblüfft ausgesehen, aber Raven schien vollkommen verdutzt zu sein. Dies war ebenso eine Neuigkeit für ihn wie für sie. Maurynna verbiß sich die barschen Worte, die ihr schon auf der Zunge lagen.
»Ich?« stotterte er. »Wieso das?«
»Weil Rynna immer noch keine sonderlich gute Reiterin ist«, meinte Lleld schlicht. »Sie braucht jemanden in ihrer Nähe, der sich mit Pferden auskennt, jemanden, dem sie vertrauen kann – und dem wir ebenfalls vertrauen können. Und was das wichtigste ist, sie braucht jemanden, dessen Gegenwart nicht dafür sorgt, daß in den Ohren jedes Priester-Magiers ein Kriegshorn ertönt. Dadurch sind wir anderen ausgeschlossen. Wir haben an deinen Großonkel gedacht, aber dann kamen wir zu der Ansicht, daß jemand gebraucht würde, der jung und stark genug ist, um mit Maurynna Schritt halten zu können. Mit anderen Worten, Raven – du.«
»Ist Linden Rathan deshalb so aufgeregt?« wollte Raven wissen. »Ist er eifersüchtig, daß ich statt meines Großonkels Maurynna begleiten werde?«
Lleld kniff die braunen Augen zusammen. In ihrem Blick erkannte Maurynna eine Verachtung und einen Zorn, wie sie sie bei dem kleinen Drachenlord zuvor noch nie gesehen hatte. Lleld verzog ein wenig den Mund.
Aber bevor sie ein Wort sagen konnte, mischte Jekkanadar sich wieder ein. Obwohl er mit sanfter Stimme sprach, waren seine Worte ein brennender Verweis. »Es war Linden, der darauf bestanden hat, daß du es sein sollst, Raven Rotfalksohn. Weil wir wissen, wie er empfindet, hatten Lleld und ich vorgeschlagen, daß Otter mit Maurynna geht. Aber Linden hat sich für deine Jugend und deine Kraft ausgesprochen und für deine Pferdekenntnis. Und er hat uns auch noch an etwas
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