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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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anderes erinnert. Da er Barde ist, darf Otter nicht töten, es sei denn, wenn es sich zur Selbstverteidigung absolut nicht vermeiden läßt. Um Maurynna helfen zu können, mag es aber durchaus sein, daß du jemandem die Kehle durchschneiden mußt.« Er legte den Kopf fragend schief. »Hast du jemals getötet, Raven?«
    Raven starrte auf den Tisch. »Nein«, sagte er. »Niemals.«
    Jekkanadar nickte. »Glaub mir, es ist nicht einfach. Besonders, wenn es darum geht, dein Leben zu retten – es ist nicht leicht. Ich weiß es. Ich hoffe, daß du es tun kannst, wenn es notwendig wird. Hast du auch nur die geringste Vorstellung, wie schwer es für Linden ist, seine andere Hälfte – die Hälfte, die er mehr liebt als alles andere – einem jungen Mann anzuvertrauen, der nicht einmal ein Krieger ist? Der nie als Krieger ausgebildet wurde? Linden war Soldat; jetzt als Drachenlord ist er an Geschwindigkeit und Kraft mehr als jedem Menschen ebenbürtig. Er ist die bestmögliche Leibwache für Maurynna. Und er kann es nicht sein. Sobald wir in Jehanglan sind, werden wir es nicht einmal wagen können, uns im Geist miteinander zu unterhalten, nachdem ihr beide euch von uns getrennt habt. Er wird nicht einmal sicher wissen, was mit euch beiden geschieht. Und du fragst mich, wieso er zornig und bedrückt ist? Und du führst das auf banale Eifersucht zurück?« Jekkanadar schnaubte angewidert und wandte sich ab.
    Niemand sagte ein Wort. Unfähig, die Anspannung – oder Ravens elende Miene – weiter zu ertragen, stand Maurynna auf und ging. Diesmal versuchten weder Lleld noch Jekkanadar sie aufzuhalten.
    Vor der Wohnung der anderen Drachenlords blieb sie im Flur stehen und suchte Linden mit dem Geist. Sie spürte, daß er ganz in der Nähe war, ein Aufkochen von Zorn, Ablehnung und ja, auch von Eifersucht. Aber mächtiger als all das war hilflose Angst.
    Es wird alles gutgehen, sagte sie im Geist zu ihm. Sie intensivierte ihre geistige Suche nach ihm ein wenig mehr und wußte zumindest, in welche Richtung er gegangen war.
    Ein tiefes Seufzen, und dann: Mögen die Götter uns gnädig sein. Maurynna, Liebste, du hast keine Ahnung, wie weh das tut.
    Sie drückte die Tür auf, die zu der schmalen Treppe führte. Linden saß auf einer der Stufen, den Rücken an der Wand, die langen Beine vor sich ausgestreckt. Er blickte müde auf, dann drehte er sich um und machte Platz für sie.
    »Ich weiß es«, sagte sie und setzte sich neben ihn. »Erinnerst du dich an die Nacht, als ich mich verwandelt habe? Als du an diesem Altar mit Kas Althume gekämpft hast? Ich wußte nur, daß ich bei dir sein mußte, daß ich dich irgendwie schützen mußte. Ein Teil von mir wußte, daß das dumm war; ich glaubte damals immer noch, ein Echtmensch zu sein. Du warst einmal Soldat und nun Drachenlord. Welche Hilfe konnte eine nicht ausgebildete Frau dir geben? Aber es war gleich. Ich mußte da sein.« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. »Ich hatte Glück; ich war in der Lage, bei dir zu sein.«
    »Und das war verdammt gut so; ich möchte lieber nicht daran denken, was Kas Althume getan hätte, nachdem sein erster Plan in sich zusammengebrochen war«, sagte Linden.
    »Und dafür bin ich Sherrine immer noch dankbar«, meinte Maurynna mit einigem Widerstreben. Die junge cassorinische Adlige hatte Linden vor Kas Althumes Schwarzer Magie geschützt, indem sie sich selbst opferte, aber zu Sherrines Lebzeiten hatten die beiden Frauen nichts füreinander übrig gehabt. Unwillkürlich hob Maurynna eine Hand zu dem Auge, das Sherrine einmal beinahe mit der Peitsche ausgeschlagen hatte.
    Statt dessen zwang sie sich, die Hand aufs Knie zu legen. Linden würde wissen, wieso sie ihr Auge berührte. Sie wollte diese Erinnerungen nicht zurückbringen. Nicht in diesem Augenblick.
    Er legte seine Hand auf ihre beiden Hände und drückte sie. »Ach, Liebste, es wäre nicht so schlimm, wenn Raven sich besser auskennen würde. Wenn ich nur auswählen könnte, wer mit dir geht.« Linden seufzte. »Könnte ich nur in der Zeit zurückgreifen …«
    Sie wußte, an wen er dachte: seinen Vetter Bram Wolfsohn, den Anführer der Söldnertruppe, zu der Linden gehört hatte. Der Mann, der Rani eoTsan zu ihrem Thron in Kelneth verholfen hatte und der dann seinerseits Oberhäuptling von Yerrih wurde. Der Reiter des ersten Boreal und der Held so vieler alter Geschichten und Legenden, die Otter ihr und Raven erzählt hatte, als sie noch Kinder gewesen waren. Ein Schauder überfiel sie.

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