Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
Vom Netzwerk:
mit den Knöcheln und drehte sich um. Er sah ein Schwert, das auf seine Brust gerichtet war, dann begegnete er Ravens Blick. Zorn glühte ihm entgegen.
    Zitternd entkleidete sich Liasuhn und zog sich so rasch wie möglich die Priestergewänder an. Als er fertig war, zog ihm Kwahsiu die Kapuze über.
    Nalorih griff nach dem Seidenschal, den Liasuhn in seinem Schrecken hatte fallen lassen. Er warf ihn in die Luft. Als der Schal abwärts sank, schoß das Messer vor wie ein lebendiges Wesen und schlug zu.
    Einen Augenblick lang glaubte Liasuhn, Nalorih hätte den Schal verfehlt. Aber dann flatterten zwei Stück blauer Seide und nicht eines zu Boden. Der Gedanke an ein so scharfes Messer zog Liasuhn den Magen zusammen.
    »Sobald Nalorih und ich uns umgezogen haben, machen wir uns auf eine kleine Reise«, sagte Kwahsiu. »Bleib zwischen uns, verbirg dein Gesicht, mach keinen Ärger, und es wird dir nichts geschehen. Verstanden?«
    Liasuhn nickte; seine Zähne klapperten nun so heftig, daß er nicht sprechen konnte. Aber zu seiner Erleichterung war Kwahsiu mit dieser Antwort zufrieden. »Gut. Sehr gut.«
    Zorn auf ihn, ja, aber noch mehr auf Raven selbst, als die tödliche Schwertspitze zu Boden sank.
    Raven beobachtete ihn, halb trotzig, halb erschrocken über das, was er beinahe getan hätte. »Dafür könntest du mich hängen lassen«, sagte Raven, seine Stimme so heiser wie die einer Krähe. Aber er stand aufrecht und stolz.
    »Warum? Ich war nicht wirklich in Gefahr, oder?«
    Raven warf das Schwert weg. »Du weißt, daß ich es wollte! Oder glaubst du, ich hätte zuviel Angst, einen Mann zu töten?« Ravens Miene nach zu schließen, kämpfte der Zorn in ihm mit Schuldgefühlen. Die Schuld siegte, gefolgt von Scham, daß er auch nur daran gedacht hatte, es zu versuchen. Tiefe, seelenerschütternde Scham.
    »Nein, ich glaube, wenn es notwendig würde, könntest du töten, um dich und Maurynna zu verteidigen. Aber du bist kein Mörder«, sagte Linden leise, »und auch kein Feigling, der einem Mann einen Dolch in den Rücken stößt.« Er sah sich um und griff nach dem Handtuch. Nachdem er sich das Gesicht abgewischt hatte, sagte er: »Und was den Willen angeht, glaube ich dir gern, daß du es wolltest. Genau wie ich eine Weile geglaubt habe, ich wollte meinen Vater töten. Aber wir wußten beide, daß es nichts nützen würde, du heute und ich selbst vor so langer Zeit.«
    Raven starrte ihn schockiert an. Und das war nicht verwunderlich, dachte Linden; Vatermord war für einen Yerrin-Clansmann eine der größten Sünden. Die Bedrohung eines Verwandten mit einer Waffe konnte zu Ausstoßung aus dem Clan führen, wenn die Ältesten das beschlossen. Linden lächelte grimmig, als er sah, wie Ravens Blick zu dem Clanzopf wanderte, der ihm über die Schulter hing.
    »Nein, ich habe die Klinge nicht erhoben, also hat man mich nicht ausgestoßen; ich trage meinen Zopf zu Recht, Raven.«
    Linden leckte sich über die Lippen, bevor er fortfuhr. Das hier war nichts, worauf er stolz sein konnte, und er hatte es niemand anderem gesagt als seiner Schwester, vor vielen hundert Jahren.
    Warum erzählte er es also nun diesem Jungen? Um dem Idioten etwas gegen ihn in die Hand zu geben? Nein. Er sagte es Raven, weil Raven es hören mußte.
    »Mein Vater hat mich keinen Augenblick in Ruhe gelassen, hat immer versucht, einen Streit anzufangen, damit er gewinnen konnte – wie er es betrachtete. Und da er immer die Gegenposition zu mir einnahm, ganz gleich, um was es ging, hat er natürlich nie gewonnen, indem er mich überzeugte. Die Götter mögen mir helfen, ich glaube wirklich, wäre es zu einem Streit gekommen, wo die Sonne am nächsten Morgen aufginge, hätte er auf mein ›im Ostern mit ›im Western geantwortet, nur damit er seinen Kampf bekam. Und die Streitereien endeten immer damit, daß er mich gegen die nächste Mauer stieß, wenn ich nicht nachgab. Wenn man ein Kind ist, ist es schwer zu streiten, wenn man so sehr weint, daß man kaum sprechen kann. So hat er ›gewonnen‹ – bis ich groß genug war, um zurückzuschlagen. Und wenn ich mich geweigert habe, diese Spielchen mitzuspielen, hat er nicht aufgegeben, bis ich mich schließlich doch mit ihm stritt. Aber eines Tages … eines Tages hatte ich ein Messer, das meine kleinen Vettern beinahe hoffnungslos stumpf gemacht hatten, indem sie in steinigem Boden gegraben hatten. Dieses Messer hatte meinem ältesten Bruder gehört, und ich wußte, daß meine Vettern ordentlich Prügel

Weitere Kostenlose Bücher