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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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starben so leicht. Andere schauten säuerlich drein; das würde Shei-Luin noch mehr Macht geben, als sie bereits hatte. Aber nur einer reagierte überhaupt nicht, und daran erkannte Shei-Luin, daß sie Jhanun offenbar ein weiteres, gewaltiges Hindernis in den Weg geworfen hatte. Sie hoffte damit all seine Pläne, worin immer sie bestanden hatten, für immer vereitelt zu haben.
    Finger glitten unter ihr Kinn und hoben es. Nun wagte sie es, Xiane anzusehen.
    »Ich habe mein Versprechen nicht vergessen, kostbare Blüte. Wenn dieses Kind tatsächlich ein Junge sein sollte, werde ich dich zu meiner Kaiserin machen«, hauchte Xiane.
    Shei-Luin ignorierte das überraschte Keuchen der Minister und sagte: »Ich bin sicher, ich werde Euch zu Eurem Ruhm einen weiteren Sohn schenken, Erlauchter Phönixherrscher.«
    Ich bin sehr sicher. Yesuin zeugt keine Mädchen.
    Sie lächelte Xiane an. Nun würde diese Chual-Ranke klettern wie nie zuvor.
    Verflucht, dachte Liasuhn, als Nalorih und Kwahsiu von der Straße abbogen und auf eine Reihe von Bäumen und die Zuflucht für Reisende dahinter zuhielten, wir sind so nah an der kaiserlichen Stadt, warum schlagen wir auf einmal ein Lager auf, statt weiterzureiten?
    Er konnte es kaum erwarten, die Stadt des Kaisers zu sehen. Kwahsiu hatte gelacht, als Liasuhn ihn fragte, ob die Straßen dort wirklich mit Gold gepflastert waren, aber Liasuhn war immer noch sicher, diese Stadt würde der großartigste Ort sein, den er je erblickt hatte – und ganz bestimmt anders als das kleine Dorf am Fluß, in dem er aufgewachsen war. Wir sind nur noch ein paar Ta ’vri entfernt hat Kwahsiu gesagt, und das war vor einer Weile. Warum machen wir jetzt Rast? Die Pferde könnten noch weiter.
    Aber er war nur ein Lehrling, also folgte er den anderen gehorsam und schweigend. Weil er so enttäuscht war, murmelte er leise vor sich hin, aber er achtete darauf, daß seine Herren es nicht hörten.
    Als sie die Zuflucht erreichten, war Liasuhn überrascht, daß jemand herauskam. Er war noch überraschter, als Kwahsiu sagte: »Hast du sie?« und der Mann kein bißchen erstaunt reagierte und mit »Ja« antwortete.
    Nalorih wies mit dem Kinn zur Tür. »Geh rein.«
    Liasuhn sagte: »Aber …«
    »Widersprich nicht!« zischte Nalorih. »Beweg dich!«
    Eher verblüfft als verängstigt, stieg Liasuhn vom Pferd und gehorchte. Als er das Gebäude betrat, warf ihm der Fremde einen Blick zu, und dieser Blick bot keinen Trost.
    Ein unbehagliches Kribbeln machte sich zwischen Liasuhns Schulterblättern bemerkbar. Er blieb ein paar Schritte hinter der Tür stehen und wartete, bis seine Augen sich an das trübe Licht gewöhnten. Er wollte nicht über einen Hocker oder so etwas fallen und sich die Knochen brechen.
    Als erstes sah er drei Stöcke, die an der Wand lehnten. Dann erweckte etwas auf dem klapprigen Tisch seine Aufmerksamkeit. Ein näherer Blick zeigte ihm Kleidung – drei Bündel, die vollkommen gleich aussahen. Er griff nach dem nächsten und stellte fest, daß er ein Kapuzengewand in der Hand hatte. Seine Verwirrung wuchs mit jedem Herzschlag mehr.
    Das war die Kleidung eines jener Wanderpriester, die ununterbrochen über Land zogen und sich um die Leute in Dörfern kümmerten, die so klein oder so ärmlich waren, daß sie nicht über einen eigenen Tempel verfügten. Sie waren zwar Priester des Phönix, aber die Wanderer waren auch die Geringsten von allen und wurden von anderen Priestern verachtet.
    Der Klang davongaloppierender Hufe riß ihn aus seinem Nachdenken. Einen Augenblick lang glaubte er, seine Herren und der andere Mann hätten ihn hier allein zurückgelassen. Der Gedanke brachte sowohl Furcht – was sollte er so weit von daheim entfernt und allein tun? – wie auch eine vage Erleichterung.
    Dann kamen Kwahsiu und Nalorih herein, und die Erleichterung verschwand.
    »Das war ungerecht!« rief Raven, als ihm das hölzerne Übungsschwert erneut aus der Hand flog. Sein Gesicht war so rot wie sein Haar. »Du bist viel stärker als ein gewöhnlicher Mann und hältst dich nicht zurück!«
    Linden seufzte.-»Selbstverständlich halte ich mich zurück, Raven. Ich hätte dir die Finger oder das Handgelenk brechen können, wenn das nicht der Fall gewesen wäre. Aber du läßt deinen Daumen immer wieder vorgleiten, als würdest du Zügel halten und keinen Griff, und dadurch wird jeder imstande sein, dir das Schwert aus der Hand zu schlagen – sie brauchen nur den richtigen Angriffswinkel.« Er fuhr sich durchs Haar.

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